Disneys Tarzan – Neuinszenierung in Stuttgart
Premiere: 16. November 2023 – rezensierte Vorstellung: 31. Januar 2024
Es war wohl das Musicalcomeback des letzten Jahres. Im November 2023 feierte Disneys Musical Tarzan im Stuttgarter Palladium Theater Premiere. Die Spannung, was in der Neuinszenierung alles verändert wurde, war groß und schon vor der Premiere wurden einige Änderungen bekannt.
Doch auch in der Neuinszenierung taucht man schon im Theatersaal mit den sichtbaren Bühnenbildelementen in leuchtenden Grüntönen und dem blauen Vorhang mit Aufschriften sowie Meeresgeräuschen und Vogelgezwitscher, in den Dschungel ein. Die ersten bekannten Töne erklingen und die Dschungelreise kann beginnen.
Die Geschichte um Tarzan, dessen Eltern ums Leben gekommen sind und er als Baby von der Affenmutter Kala aufgenommen wird, welche ihr eigenes Baby verloren hat, ist bekannt. Er wächst in der Affenherde auf und wird dort zum Mann. Als der Tag gekommen ist an dem Tarzan auf Menschen trifft und erkennt, dass auch er ein Mensch ist und sein Herz an die bezaubernde Jane verliert, beginnt seine persönliche Reise zwischen zwei Welten.
An der Geschichte wurde in der Neuinszenierung eine Veränderung vorgenommen. Janes Vater, Professor Porter wurde leider als Rolle aus der Geschichte genommen. Er ist in dieser Fassung verstorben und Jane tritt sein Erbe an und leitet die Expedition zu den Gorillas. Grundsätzlich wurde diese Veränderung gut umgesetzt, allerdings dürfte das Fehlen dieses Charakters, den Filmliebhabern sowie den Fans der alten Musicalversion, durchaus fehlen.
Die akrobatischen Szenen sind immer noch spektakulär und fantastisch choreografiert. Die Affen schwingen über den Köpfen der Zuschauer, wie auch auf der Bühne. Die Farbenpracht der Urwaldpflanzen und Tiere in der botanischen Szene sind wundervoll gestaltet und lassen die Augen der Zuschauer leuchten.
Auch wenn das große Spinnennetz von damals durch eine fleischfressende Pflanze ersetzt wurde, in welcher Jane festgehalten und von Tarzan befreit wird, überzeugt diese Änderung dennoch durch all die leuchtenden bunten Farben und Details. Ob in der Luft oder auf der Bühne zeigten alle Darstellenden Hochleistung und verliehen diesem Stück mit ihrer Leidenschaft einzigartige, spektakuläre Momente.
Gesanglich und darstellerisch wurde man fantastisch unterhalten und die weltbekannten Songs aus der Feder von Phil Collins haben nichts von ihrem Zauber verloren. Die Kostüme und Detailvielfalt über das gesamte Stück sind wunderbar umgesetzt und gestaltet. Das Orchester, unter der Leitung von Boris Ritter, wirkte leider stark reduziert, was bei dieser fantastischen Musik, sehr zu bedauern ist.
An diesem Abend waren einige Mikrofone zwischenzeitlich etwas leise eingestellt. Auch hätte der Schlüsselszene zwischen Tarzan und Kerchak, gegen Ende des Stückes, etwas mehr Raum gegeben werden können.
Darsteller
Robin Reitsma verkörperte Tarzan auf wundervolle, authentische Art. Stimmlich absolut fantastisch sorgte er in den Duetten wie in seinen Solos für wundervolle Momente. Für Gänsehaut sorgte er bei „Wer ich wirklich bin“. So gefühlvoll und mit all den Emotionen die Tarzan in diesem Moment durchlebt, sang Reitsma dieses Lied. Diese körperlich sehr anspruchsvolle Rolle füllte er mit Leidenschaft, Liebe und Können, was man als Zuschauer in jeder Sekunde spürte. Ein großartiger Tarzan, der zeigte, was Liebe, Familie und Freundschaft bedeutet.
Deike Darrelmann hauchte Jane Leben ein. Eine ganz bezaubernde und wunderbare Verkörperung dieser Rolle. Sie verlieh Jane Witz, Charme, Stärke und Mut und war gesanglich fantastisch. Sie überzeugte mit ihrer Leidenschaft und spürbaren Spielfreude in ihrer Darstellung. Es war schön ihr auf der Bühne zu zu sehen.
Kala wurde an diesem Abend von der wundervollen Sidonie Smith verkörpert. Smith überzeugte in allen Bereichen und gab dieser Rolle so viel Liebe. Alle emotionalen Momente die Kala durchleben muss, spielte Smith mit so viel Hingabe. Mit ihrer sanften, wunderschönen Stimme transportierte sie alle Facetten ihrer Rolle in die Zuschauerreihen.
Raphael Dörr spielte Kerchak. Groß, mächtig und erhaben verkörperte er diese Rolle. Auch er zeigte seine Vielfältigkeit gesanglich wie darstellerisch, in all den verschiedenen emotionalen Momenten, welche Kerchak durchlebt. Von hart wie Stein bis sehr gefühlvoll, tauchte man mit Dörr in die Welt des Oberhauptes der Gorillas ein.
Michael Moore war Terk, der beste Freund von Tarzan. Moore spielte Terk mit so viel Spaß, Freude und Leidenschaft. Auch seine schwäbischen kleinen Scherze platzierte er perfekt und sorgte immer wieder für Lacher. Gesanglich und darstellerisch macht es so viel Freude ihm auf der Bühne zu zusehen. Er harmonierte perfekt im Zusammenspiel mit dem jungen Tarzan wie auch mit Reitsma und zeigte, was wahre Freundschaft bedeutet.
Den jungen Tarzan spielte an diesem Abend Tino. Er verkörperte seine Rolle großartig und es machte viel Spaß und Freude ihm als jungen Tarzan zu zusehen. Das Zusammenspiel mit den anderen Darstellern vor allem mit Terk (Michael Moore) passte perfekt und harmonierte hervorragend.
Matthias Otte war als Clayton auf der Bühne zu sehen. Den unsympathischen, egoistischen und nur auf Gewinn und Erfolg fokussierten Bösewicht spielte Otte auf überzeugende Weise.
Ensemble
Hannah Leser Bradley Parsons
Lyssa Tejero Aaron Hunt
Francesco Marino Kasper Nilsson
Bruno Vida Paige Smith
Ali Sinclair Rafael Balbinot
Alexis Abreu
Disney Musical Tarzan ist in seiner Neuinszenierung weiterhin spektakulär, emotional, witzig und hat eine wundervolle Cast. Erstbesucher werden definitiv für ein paar Stunden fantastisch in den Dschungel eintauchen können.
Wer das Musical in seiner alten Fassung gesehen hat, wird auch in der neuen Version gut unterhalten, wenn man sich der Änderungen im Vorhinein bewusst ist und diese so akzeptieren kann. Am Ende des Stückes gibt es für alle eine überraschende, neue Szene, die einen schönen Abschluss bildet.
TARZAN wurde kürzlich bis Juli 2025 in Stuttgart verlängert. Tickets gibt es an allen bekannten VVK-Stellen! Jane-Darstellerin Vajen van den Bosch verlässt den Dschungel frühzeitig für ihre Reise nach Arendelle (NL). Ihre Position übernimmt Judith Caspari, welche somit nach Stuttgart zurückkehrt.
Artikel von Rebecca G.