Disneys HERCULES – Weltpremiere in Hamburg

Gesehene Vorstellung: Medienpremiere am 23. März 2024

© Johan Persson

 

“Hercules – Das heldenhafte Musical” feierte am 24. März 2024 seine Weltpremiere in der Neuen Flora in Hamburg. Das Musical erzählt eine epische Geschichte rund um den legendären Helden Hercules, lose basierend auf dem Zeichentrickfilm, aus selbem Hause, aus dem Jahr 1997. Die griechische Mythologie ist hierbei nur Namens- und Motivgeber. Das Hercules-Musical verspricht eine unvergessliche Reise voller Bühnenmagie, mit einer gelungenen Kulisse und wunderschönen Kostümen.

Die Geschichte beginnt mit den Musen, dargestellt von Leslie Behann („Calliope“), Chasity Crisp („Thalia“), Venolia Manale („Terpschiore“), UZOH („Clio“) und Shekinah Macfarlane („Melepomene“), die die Legende von Himmel, Erde und Hölle zum Leben erwecken. Sie gehen in der Geschichte jedoch viel weiter vor Hercules Geburt zurück. Begonnen wird an dem Punkt, an welchem die Brüder Zeus (Stefano Francabandiera), Poseidon und Hades (Detlef Leistenschneider) über die Verteilung drei Teile der Welt bestimmen. Hades war schon immer eifersüchtig, besonders auf Zeus. Als für ihn nur noch die Hölle übrigbleibt, grollt er seinem Bruder noch mehr. Jahrtausende später, als Hera (Marta Di Giulio) und Zeus ihr Sohn Hercules geboren wird, taucht Hades im Olymp auf und stellt fest, dass Hercules ein Geburtsmal trägt, welches darauf hinweist, dass er in einer Prophezeiung rund um einen großen Krieg eine Rolle spielt. Weil Hades auf diese Entdeckung hin eine Drohung ausspricht, verbannt Zeus ihn von der Erde und aus dem Olymp. Im Folgeschritt brütet Hades in der Unterwelt einen Plan aus, um Hercules aus dem Weg zu räumen. Er will das Kind von Meg (Mae Ann Jorolan), einer rebellischen jungen Frau, welche ihm ihre Seele verkauft hat, ermorden lassen. Sie lehnt diesen Plan jedoch ab und verweist Hades darauf, dass man einen Gott nicht töten kann. Daraufhin greift er sich zwei „Insassen“ der Hölle, Karl (Mario Saccoccio) und Heinz (André Haedicke) die die Aufgabe nun mithilfe eines Tranks erledigen sollen, welcher Hercules (Benét Monteiro) zum Menschen machen soll……

So weit so gut bis hierhin. Der Anfang stimmt fast mit dem Zeichentrickfilm überein, aber nur fast, genauso wie der Rest des Musicals. Wer eine 1 zu 1 Umsetzung erwartet, ist hier fehl am Platz. Einige Motive sind übernommen worden, andere Teile sind jedoch anders umgesetzt. Die Verteilung der drei Teile der Welt zum Beispiel hat es so nicht im Disney Film gegeben. Jedoch wie Hercules unter den Menschen landet, wurde aus dem Film übernommen. Nur das Hades Helfer hier Karl Heinz heißen. Im Original-Film sind Ihre Namen Pain & Panic, in der deutschen Übersetzung Pech & Schwefel und sie waren kleine Drachen, welche sich verwandeln konnten.

© Johan Persson

Kleine Betrüger und große Komplexe

Mario Saccoccio und André Haedicke als Karl & Heinz sorgen für so machen Lacher im Stück. Beim Anblick ihrer Kostüme und so wie die beiden interagiert haben, musste ich so manches Mal an „Something rotten“ und den Witz in diesem Stück denken. Auch weil in ihren Dialogen so mancher Witz verborgen liegt, welcher an den Zeitgeist angepasst ist – die gab es angepasst Ende der 1990er Jahre auch im Film. Warum ihre Namen so abgewandelt sind, erklären sie selbst in ihren Rollen. Sie sind halt keine kleinen Monster, sondern Seelen, die aufgrund ihrer betrügerischen Taten auf der Erde, in der Hölle nun ihr Dasein fristen. Jedenfalls machen Saccoccio und Haedicke das was sie am besten können, die Chemie zwischen ihnen stimmt, sie geben ein klasse Team ab und es macht einfach Spaß, ihnen zuzusehen. Sie sind aufgrund ihrer Bühnenvorgeschichte prädestiniert für die Rollen der liebenswerten Hades-Helfer.

Detlef Leistenschneider steht in der Rolle des Hades auf der Bühne. Mit wilder blauer Mähne, welche die ungestüme Natur des Herren der Unterwelt widerspiegeln soll und rauchenden Gewändern in schwarz und blau. Es ist faszinierend, dass es Möglichkeiten gibt, unabhängig von Kabeln solche Gerätschaften am Körper zu tragen, aber so illusionstötend, wenn man genau sieht, wo sich die Maschine befindet. Trotz der Jahrtausende, die vergangen sind, hat Hades immer noch mit den Komplexen zu kämpfen, die aus seiner Kindheit resultieren. In Hades Fall geht es um das Verhalten seiner Mutter ihm gegenüber. Diese tiefsitzende Bitterkeit und der Wunsch nach Rache treiben ihn zu seinen Taten. Seinen Höhepunkt findet das „Mutter-Trauma“ im Finale – und das ist, Sorry – too much und zu sehr überzeichnet. Von der Sache her passte die Darstellung Leistenschneiders mit dem Mami-Komplex eher zu „Prinz John“ aus Robin Hood als zu Hades. Insgesamt liefert Detlef Leistenschneider jedoch eine gute Performance als Hades ab.

© Johan Persson

Jede Menge Puppen

Hades übernimmt in der Unterwelt selbst das Durchtrennen der Lebensfäden. Sobald ein Faden abgeschnitten ist, wird von einem Mitglied des Ensembles ein Geist hervorgezogen der wegschwebt. Dies ist nur ein Moment, in dem einer der Darsteller in König der Löwen-Manier eine Figur auf der Bühne zum Leben erweckt. Es gibt unter anderem ein Flugtier, welches mehrfach auftaucht und überzeichnet wohl eine Harpyie darstellen soll. Hades Zorn verwandelt sich am Ende in einen übergroßen Kopf und Hände, welche synchron vom Ensemble mit den Aktionen des Darstellers bewegt werden. Sie erinnert an die Vorrichtung, welche damals in „Wicked“ für den Zauberer von Oz genutzt wurde. In Medusas Taverne befindet sich zum Beispiel noch ein Minotaurus. Hier trifft Hercules auf den Satyr Phil. Diesen zu suchen wurde Hercules von seinen wahren Eltern beauftragt. Erst will der Heldentrainer Phil Hercules nicht unter seine Fittiche nehmen, tut es dann aber doch. Beim Training läuft ihnen Meg über den Weg und Hercules ist von ihr total fasziniert. Sie ist ihm gegenüber jedoch zuerst abweisend.

Benét Monteiro und Mae Ann Jorolan © Johan Persson

Benét Monteiro zeigt eine facettenreiche Darstellung dieses legendären Helden. Seine Interpretation bringt die inneren Konflikte und die Suche nach Identität des Charakters auf eindrucksvolle Weise zum Ausdruck. In der Rolle des Phil, des liebenswerten und schlagfertigen Heldentrainers in Disney’s Hercules Musical, brilliert Kristofer Weinstein-Storey mit seiner charismatischen Präsenz und seinem unvergleichlichen schauspielerischen Können. Von den humorvollen Dialogen bis zu seiner Gesangsnummer verkörpert er den Heldentrainer. Er bringt Hercules bei, mit seiner überdimensionalen Kraft umzugehen und wie man die Menschen für sich gewinnt. Mae Ann Jorolan spielt die rebellische Seele mit Charme, die für einen Mann in der Unterwelt gelandet ist. Die Chemie zwischen ihr und Benét Monteiro stimmt, spielten die beiden doch schon zusammen in „Hamilton“. Ihre Zusammenarbeit auf der Bühne lässt die Dynamik zwischen ihren Charakteren aufleben und trägt zur Magie ihrer Verbindung bei.

Das Fazit

Ein großes Highlight in „Hercules“ sind die fünf Musen. Die Figuren führten schon durch den Film und tun es im Musical gleich. In bald jedem Bild, in dem sie auf der Bühne erscheinen, tragen Sie zudem ein anderes Kleid. So hätte sich Rubens seine Modelle vorgestellt. Ein Hoch zudem auf die Dresser, die die vielen Umzüge im ganzen Stück betreuen. Wenn die Musen jedoch zusammen singen, ist vom Text kaum etwas zu verstehen. Das ist ein kleiner Wermutstropfen. Man kann nur hoffen, dass sich dies mit der Zeit bessert.

© Johan Persson

Im Musical hat das Ensemble so einige Tanznummern zu bewältigen und somit viel zu tun. Die Säulen, welche jeweils links und rechts auf der Bühne aufgebaut sind, bilden in Verbindung mit der LED-Leinwand und den Projektionen in Mosaikbildern das Bühnenbild. Eingesetzt werden Drehbühne und Treppen, die rauf und runter fahren. Jeder mögliche Zugang zur Bühne wird genutzt. So fährt Hades zum Beispiel aus dem Bühnenboden empor und die Musen in ihren Walküren Kostümen gen Himmel. Das Licht ist in jedem Moment gut gewählt und verleiht jedem Bild die richtige Stimmung.

Insgesamt bietet “Hercules – Das Musical” einen unterhaltsamen Abend, der trotz einiger Schwächen in Story und Musik sicherlich seine Fangemeinde finden wird. Natürlich, man muss es erst einmal nachmachen, selbst ein Stück auf die Bühne zu bringen und es steckt viel Arbeit in so einem Musical. Die Darsteller geben jedenfalls ihr Bestes. Die meisten Berichterstatter, Blogger, Medienportale und selbst die Fernsehsender sind sich hier einig und geben dem Stück nicht viele Punkte. Ob „Hercules“ ein langes Bühnen-Leben vergönnt ist, wird man sehen. Dennoch gebührt allen Beteiligten Respekt für ihre harte Arbeit und ihr Engagement, dieses Stück auf die Bühne zu bringen. Und wie immer sollte sich jeder seine eigene Meinung bilden, denn das was wir hier niederschreiben ist nur unsere eigene Sicht auf das Stück. Ich habe wirklich versucht, das Stück neutral zu sehen, aber so richtig umgehauen hat es mich nicht.

Wir bedanken uns bei Stage Entertainment für die Einladung und wünschen alles Gute für die Produktion!


Artikel: Nathalie


Disneys Hercules auf Bühnenlichter.de