Disneys DER KÖNIG DER LÖWEN in Hamburg
Hakuna Matata, diesen Spruch sag ich gern

Deutschlandpremiere: 2001 – rezensierte Vorstellung: 23.03.2024, 14 Uhr
Am Sonntag, den 23. März verschlug es uns in die Savanne. Naja, Hamburg ist weniger eine Savanne sondern mehr ein Regenwald, aber seit nun mehr als 23 Jahren hat sich ein gelbes Zelt mit Löwenemblem in die gegenüberliegende Seite der Landungsbrücken eingebrannt. Das Zelt wurde zwar zuvor für BUDDY HOLLY gebaut und war blau, ist aber nun ein Wahrzeichen in Gelb. Disneys „Der König der Löwen“ ist ein Zuschauermagnet.
Tickets sind teilweise nur schwer zu bekommen und die Cast wechselt regelmäßig. Darsteller*innen wie Gino Emnes, Gavin Turnbull oder Patricia Meeden haben hier ihre Karrieren begonnen. Aber die Cast bringt auch immer wieder neue Talente hervor. Wir haben den jüngsten Castwechsel und unser nun fast schon 9-jähriges Bestehen zum Anlass genommen, diese Lücke der Hamburger Theaterlandschaft zu schließen. Hamburg hat sich an diesem Tag von seiner schönsten Seite gezeigt und wir haben uns am Ende des Tages die Frage gestellt, ob nicht alles irgendwann seine Zeit hat…

DER KÖNIG DER LÖWEN basiert auf dem gleichnamigen Zeichentrickfilm von 1994 und wurde durch Julie Taymor 1997 inszeniert. Die Geschichte vom KÖNIG DER LÖWEN dürfte hinlänglich bekannt sein, weshalb wir an dieser Stelle auf eine Zusammenfassung verzichten. Die deutsche Übersetzung stammt von niemand geringeren als Michael Kunze. Die Musik stammt u.a. von Elton John und Hans Zimmer.
Kostüm- und Bühnenbild
DER KÖNIG DER LÖWEN ist eins der ersten Musicaladaptionen des Hauses Disney und hinterlässt damit bereits große Fußstapfen für folgende Filmadaptionen. Das Bühnenbild ist detailreich gestaltet und entführt einen sprichwörtlich in die Savanne Afrikas. Bereits im großen Opening mit „Der ewige Kreis“ ist man von der Bühne und den Kostümen begeistert. Ebenso das Kostümbild. Die agierenden Tiere durch Darstellerinnen und Darsteller zum Leben zu erwecken, ist in dieser Form einmalig. Die beiden Puppen Zazu und Timon werden fantastisch von ihren Puppenspielern bedient. Aber auch die Tatsache, dass der Zuschauerraum mit in das Opening, sowie in weitere Szenen integriert wird, ist bereits ein erster Vorläufer des immersiven Theaters, wo Bühne und Zuschauerraum miteinander verschmelzen. Heute ist diese Art Theater immer häufiger zu finden, aber wenn man an die Zeit von 1997 zurückdenkt, war dieser Schachzug doch ziemlich innovativ.
Cast
Die Cast vom KÖNIG DER LÖWEN ist mittlerweile ein bunter Mix aus langjährigen Mitgliedern, die teilweise wieder kommen und jenen die ganz frisch in die Cast kommen. Bereits zum Sommer 2024 gab es einen etwas größeren Castwechsel. Damals kamen u.a. Gonzalo Campos Lopez und Jerry Marwig ins Ensemble. Zum jüngsten Einstieg zählen u.a. Jessie Vos, Matthieu Vinetot und Olivia Grassner. Wir hatten das große Glück all diese Darstellerinnen und Darsteller in unserer Show erleben zu dürfen.

Gonzalo Campos Lopez spielt nicht nur Simba, er ist Simba. Ein flinkes Kätzchen, welches sich in der Savanne behaupten will und durch den fiesen Hinterhalt seines Onkels Scar mit dem Tod seines Vaters Mufasa auseinander setzen muss. Gesanglich berührt Lopez vor allem beim Solo „Endlose Nacht“.
Bongiwe Malunga erweckt Rafiki zum Leben. Eine Schlüsselfigur im Film und Musical, die auf der einen Seite urkomisch ist und auf der anderen Seite Simba den Weg weist als er nicht mehr weiter weiß. Malungas Stimme berührt im Opening und strahlt unglaubliche Wärme aus.
Mufasa erhält durch Matthieu Vinetot eine äußerst warme Beschützerstimme. Es bereitet einem große Freude Vinetot in den Dialogszenen zuzuhören. Das gemeinsame Spiel mit dem kleinen Simba geht ans Herz und sein Solo „Sie leben hier“ ist der magische Moment im ersten Akt.
An Mufasas Seite seine Löwin Sarabi, gespielt von Olivia Grassner, welche in die Savanne zurück gekehrt ist, nach einem Abstecher in die rote Mühle. Grassner hat leider kein großes Solo, aber ihre Verzweiflung nach Mufasas Tod und dem Verschwinden von Simba ist in jeder kleinen Nuance zu spüren.

Jessie Vos darf in der neuen Cast gleich drei Rollen (Scar, Pumbaa, Zazu) übernehmen. Wir durften Voss als quirligen Zazu erleben und konnten herzhaft lachen. Sein gesangliches Highlight ist eindeutig im zweiten Akt, wenn er bei Scar im Käfig sitzt und „Lass jetzt los“ trällert.
Es gibt fast kein gutes Musical ohne einen Bösewicht und so kommt man beim KÖNIG DER LÖWEN und Scar und seinen Hyänen auf eben jene Kosten des Bösen. Jerry Marwig hauchte Scar an diesem Nachmittag Leben ein. Er lies einen in den richtigen Momente erschaudern, auch wenn er vielleicht an der ein oder anderen Stelle auch urkomisch sein kann, der gute alte Scar.
Das übrige Ensemble ist stimmgewaltig und trägt die großen Nummern wie „Der ewige Kreis“ oder „Kann es wirklich Liebe sein“. Auch die afrikanischen Klänge, wie im Opening des 2. Aktes werden vom Ensemble eindrucksvoll dargeboten.
Orchester & Ton
Immersive Theatermomente schafft auch das 17-köpfige Orchester unter der Leitung von Bradley Nyström. Die Schlaginstrumente haben im Theatersaal ihren Platz rechts und links gefunden, die übrigen Instrumente finden sich im Orchestergraben. Dadurch, dass die Schlaginstrumente (darunter auch typisch afrikanische Instrumente) in den Zuschauerraum gerückt sind, erreichen einen bestimmte musikalische Motive spürbar. Nicht zuletzt werden einige Geschehnisse auf der Bühne durch passende akustische Rhythmen oder Signale verstärkt.
Diese Verstärkungen sind teilweise so extrem, dass es dem Ton nicht gelingt die Gesangssolisten entsprechend gegenzusteuern. Oft bleibt dadurch der Liedtext unverständlich. Dies ist schade, da manche Magie dadurch auf der Strecke bleibt und man sich anstrengen muss den Inhalt zu verstehen. Vor allem, wenn man vielleicht nicht der KÖNIG DER LÖWEN Alleswisser ist und die Texte auswendig kann.
Fazit
DER KÖNIG DER LÖWEN ist zweifelsfrei ein Klassiker und Must see-Stück für jeden Musicalinteressierten. Das Opening erzeugt eine bleibende Gänsehaut und Timon, Pumbaa und Zazu bringen einen stets zum schmunzeln oder lachen. Die neuen Castmitglieder bringen eine gesunde Frische mit in die Show, dennoch wirken einigen Stellen etwas langatmig. Neuere Disneystücke legen da ein anderes Tempo bei Szenenwechseln o.ä. vor (siehe z.B. DIE EISKÖNIGIN).
Es bleibt die Frage zu beantworten, ob nicht alles irgendwann einmal seine Zeit hat und „im ewigen Kreis“ Platz machen sollte für etwas neues? Nach fast 30 Jahren Spielzeit bleibt DER KÖNIG DER LÖWEN neben MAMMA MIA das weltweit erfolgreichste Musical und dennoch gibt es mittlerweile so viele weitere Stücke, auch aus dem Hause Disney, die eine ebenso lange Spielzeit sich wünschen würden oder verdient hätten.
Besetzung der Nachmittagsvorstellung
- Rafiki: Bongiwe Malunga
- Mufasa: Matthieu Vinetot
- Sarabi: Olivia Grassner
- Zazu: Jessie Vos
- Scar: Jerry Marwig
- Shenzi: Gugu Zulu
- Banzai: Sithembiso Gumbi
- Ed: Guillermo Martinez
- Timon: Sean Gerard
- Pumbaa: S´Thembiso Mashiane
- Simba: Gonzalo Campos Lopez
- junger Simba: Nathaniel
- Nala: Nokwanda Khuzwayo
- junge Nala: Elizya
- Antilopen: David Sabela, Harvey Nkabinde
- Ensemble: Olivia Grassner, Mariana Sancar, Prima Tharathep, Thuli Thusi Gwala, Velile Mchunu, Hlengiwe Khubone, David Sabela, Harvey Nkabinde, Jose Diaz, Lungisani Dlomo, Shaun Mundawarara, Stephen-Rhae Johnson, Masixole Jack
- Tanzensemble: Jianna Fagon, Amohelang Rooiland, Monique Smith-McDowell, Sheila Hernandez, Isis Barbosa, Noah Souza, Erick arenas, Ednei Cruz, Willians Ferreira, Luhle Mtati
- Dirigent: Bradley Nyström
Wir bedanken uns bei Stage Entertainment für die Einladung!
Artikel von Anna-Virginia