Hokus-pokus, Besenstiel! – „Die kleine Hexe“ am Landestheater Niederösterreich
N.Ö. Landestheater – Besuch am 16.02.2018
Wie wird man eine „gute“ Hexe? Vor einem Jahr wurde die kleine Hexe dabei erwischt wie sie mit den alten Hexen in der Walpurgisnacht auf ihrem Besen tanzte. Dabei ist sie mit ihren 127 Jahren eigentlich noch viel zu jung zum Feiern! Die Oberhexe bestrafte die kleine Hexe und machte ihr einen Vorschlag: Vor der nächsten Walpurgisnacht solle sie vor dem Hexenrat beweisen, dass sie trotz ihrer Jugend bereits eine „gute“ Hexe sei und würdig, in Zukunft am großen Hexenfest am Blocksberg zu tanzen.
Genau hier beginnt das Stück. Mit der Unterstützung ihres Raben Abraxas studiert sie eifrig ihr Hexenbuch und lernt viele Zaubersprüche, mit denen sie ganz viel Gutes in die Welt zaubern will. Doch kurz vor der großen Prüfung kommen der kleinen Hexe heftige Zweifel. Ist sie gut genug, um die Oberhexe und den Hexenrat zu überzeugen?
Die kleine Hexe, gespielt von Josephine Bloéb, liest sich durch das große Hexenbuch und mit Hilfe ihres Raben Abraxas, gespielt von Stanislaus Dick. Sie möchte sich diese Hexensprüche gut einprägen. Es kommen in diesem Stück auch vier Würmer vor, die im Garten der kleinen Hexe leben. Gespielt werden diese Würmer von Ruth Biller, Othmar Schratt und Nora Winkler. Sie übernehmen im Laufe des Stückes viele unterschiedliche Rollen und helfen im Hintergrund der kleinen Hexe und dem Raben. Der sogenannte Ohrwurm, der für die Musik auf der Bühne zuständig ist, wird von Robert Lepenik verkörpert. Er ist direkt mit auf der Bühne zu finden. Aber auch Stanislaus Dick greift zum Schifferklavier. Insgesamt kommt die Inszenierung mit nur fünf Darstellern aus.
Die kleine Hexe will mit den Hexensprüchen den Leuten Gutes tun, eben um zu beweisen, dass sie eine „gute“ Hexe ist. Auf einmal meldet sich die Wetterhexe Rumpumpel zu Wort, in Form einer Wolke mit einem projektierten Auge. Die Stimme kommt vom Band und wurde zuvor von Josephine Bloéb eingesprochen. Rumpumpel sagt der kleinen Hexe, dass sie sie beobachten und dem Hexenrat von ihren Taten berichten wird. Der kleinen Hexe passt das ganz und gar nicht, aber sie macht trotzdem weiter. Ein lustiger Moment, der nun folgt, ist der, in dem Abraxas auf Bitten der kleinen Hexe die Oberhexe nachmacht, weil er das so gut kann.
In der Geschichte kommen sehr viele Figuren vor. Zu ihnen gehört zum Beispiel Herr Pefferkorn. Bei ihm besorgt die kleine Hexe sich ihren neuen Besen, denn ihrer wurde bekanntlich in der letzten Walpurgisnacht vernichtet. Den Maronimann befreit die kleine Hexe von seinem Schnupfen. Da dem Blumenmädchen keiner ihre Papierblumen abkauft, übt sie hier den Zauberspruch wie man diese zum duften bringt. Vroni, die sie zum Schützenfest im Dorf eingeladen hat, und der Ochse Korbinian, welchen sie dort davor rettet am Spieß zu enden, gehören ebenfalls dazu.
Des Weiteren hexte die kleine Hexe einen Schneemann herbei. Diese Rollen wurden alle von Abraxas und den Würmern übernommen. Sie sollen eben da sein für die kleine Hexe. Weitere Personen waren der Revierförster, die Holzweiber, der billige Jakob, Ursel, Schneider Fritz und Schusters Sepp, der Schützenhauptmann, der Bürgermeister, der Fähnrich und der Schützenkönig.
So übte sie die vielen Hexensprüche. Einer lautete wie folgt: „Hokus-pokus, Besenstiel! Zweige sprießen, Blätter viel. Silbern leuchtet´s durch die Nacht: Hokus-pokus, schon vollbracht!“ Und tatsächlich, plötzlich war der Stil ihres Besens silbern und hatte die Form eines Astes. Hier hatte der Rabe schnell den Stiel ausgetauscht und so wurde der Zauberspruch erfolgreich ausgeführt.
Weitere Zaubersprüche wie man zum Beispiel einen Sturm hext und ihn wieder verstummen lässt einen Zauberspruch gegen Kälte und verbrannte Finger anwendet werden nun geübt. Der Rabe Abraxas muntert die kleine Hexe, die keinen richtigen Namen hat und immer nur „Die kleine Hexe“ genannt wird, immer dann wieder auf weiterzumachen, wenn sie der Mut verlässt. Niedlich wird es, als sie dem Raben beichtet, dass sie freitags gehext hat, was aber Hexen nicht dürfen. Abraxas meint, das wäre nicht so schlimm, solange sie niemand gesehen hat. Die kleine Hexe hat jedoch Angst, dass die Wetterhexe sie beobachtet hat.
Die Nacht der Hexenprüfung ist gekommen. Obwohl die kleine Hexe dem Raben sagt, dass sie alleine vorm Rat erscheinen muss, schmuggelt sich Abraxas mit in die Prüfung, um ihr beizustehen. Die Hexen erscheinen in Form von großen, schwarzen Ballonen mit roten Augen. Hier übernehmen wieder die Wurm-Darsteller die Stimmen. Es gibt die Windhexe, die Waldhexe, die Moorhexe, die Kräuterhexe, die Knusperhexe sowie die Oberhexe und natürlich die gefürchtete Wetterhexe.
Jede von ihnen hat eine Aufgabe für die kleine Hexe. Im Hintergrund hilft der Rabe der kleinen Hexe, dass ihre Hexenzauber auch alle funktionieren. Der Hexenrat ist sehr angetan von ihren Künsten und teilt der kleinen Hexe mit, dass sie die Prüfung bestanden hat. Einzig der Wetterhexe Rumpumpel gefällt das gar nicht. Sie erzählt, dass die kleine Hexe immer nur GUTES getan hat. Der Hexenrat ist sehr erbost und verbietet der kleinen Hexe nun endgültig beim Hexentanz mitzumachen. Die kleine Hexe ist ganz überrascht, weil sie dachte, dass Hexen nur Gutes hexen und nichts Schlechtes. Aber hier will man es eben andersrum. Das lässt aber die kleine Hexe nicht auf sich sitzen. Sie geht in der Walpurgisnacht trotzdem auf den Blocksberg und hext in ihrem Abschlusszauber, dass sich alle Hexenbesen und Hexenbücher auf dem Blocksberg sammeln. Mit ihnen entzündet sie einen Scheiterhaufen. Nun kann nur mehr die kleine Hexe hexen.
Das Kostüm der kleinen Hexe erinnert sehr an das eines Harlekins. Abraxas trägt einen Anzug. Die Darsteller der Würmer sehen in ihren Anzügen aus wie Maden. Sie können ihre Arme in den Seiten verschwinden lassen. Um die anderen Figuren darzustellen, ziehen sie sich meist ein anderes Kostüm über das ihre. Die Bühne selber besteht aus dem Garten der kleinen Hexe mit einem Hügel in der Mitte. Dort spielt sich alles ab und ähnlich wie bei den „Würmern“ wird der Garten zum Beispiel mit einer dunklen Folie überzogen um den Hexenberg darzustellen.
Die Inszenierung kann man noch bis 26. Mai am Landestheater Niederösterreich ansehen. Am 07. und 10. April 2018 ist „Die kleine Hexe“ zudem am der Bühne Baden zu Gast. Alle Termine und Tickets finden sich hier: http://www.landestheater.net/de/spielplan/produktionen-17-18/2017-18/die-kleine-hexe
Text: Marion
Bilder der Inszenierung: Alexi Penekanos, Landestheater Niederösterreich
Schlussapplaus-Bilder: Marion
Die kleine Hexe von Otfried Preußler
Dauer des Stückes: ca. 1 Std. 50 min mit einer Pause. Geeignet für Kinder ab 6 Jahren.
Über das Buch: Die kleine Hexe zählt zu den erfolgreichsten Büchern des großen Kinderbuchautors Otfried Preußler. Mit viel Fantasie und Hexenwitz erzählt er die abenteuerliche Geschichte der kleinen Hexe, die am Ende selber herausfinden muss, was gut und böse ist. In der Inszenierung von Regisseur Simon Windisch werden die kleine Hexe und der Rabe Abraxas von ein paar Würmern aus dem Garten unterstützt. Dirigiert von Abraxas befeuern sie mit vollem Körpereinsatz, viel Musik und Humor den großen Bühnenzauber der kleinen Hexe.
- Die kleine Hexe Josephine Bloéb
- Abraxas Stanislaus Dick
- Revierförster u.a. Othmar Schratt
- Blumenmädchen u.a. Nora Winkler
- Holzweib u.a. Ruth Biller
- Musiker Robert Lepenik
- Inszenierung Simon Windisch
- Bühne und Kostüme Lisa Horvath
- Dramaturgie Julia Engelmayer
- Video und Regieassistenz Victoria Halper
- Ausstattungsassistenz Andrea Meschik
Quelle: Landestheater Niederösterreich