Die Eiskönigin 2023 – Vorm Castwechsel

“Der Weg ist oft sehr weit, für Liebe braucht es Zeit”

Premiere: 08. November 2021 – besuchte Show: 13. August 2023, 13:30

Im Sommer: Olaf (Elindo Avastia) © Stage Entertainment/ Johan Persson

Das Musical DIE EISKÖNIGIN feierte Premiere in Mitten der Pandemie und begrüßte seitdem 1 Mio. Besucher*innen im Theater an der Elbe in Hamburg. Im September/Oktober steht ein größerer Castwechsel in Arendelle an, aber bis es soweit ist, kann man noch die Deutschlandpremieren-Cast erleben.

Disneys DIE EISKÖNIGIN basiert auf Hans Christian Andersens Märchen “Die Schneekönigin”. Die Kreativen von Disney haben die Handlung ein wenig angepasst und vor allem die beiden Geschwister Anna und Elsa in den Fokus gerückt. Die bekannte Musik aus dem Animationsfilm, sowie einige eigens für die Bühnenversion komponierte Songs stammen aus der Feder von Kirsten Anderson-Lopez und Robert Lopez. Das Buch stammt von Jennifer Lee, die Übersetzungen von Tommy Amper und Kevin Schroeder.

DIE EISKÖNIGIN erzählt die Geschichte der beiden Geschwister, wovon eine magische Kräfte besitzt. Sie wachsen als Kinder gemeinsam auf, spielen gemeinsam, bauen Schneemänner (“Ein kleiner Teil von mir”) bis Elsa aus versehen ihre kleinere Schwester mit einem Eisblitz am Kopf trifft. Die Trolle können Anna helfen und sie vor einer Unterkühlung und dem Tod bewahren, von da an wachsen die beiden getrennt von einander auf. Elsa muss lernen mit ihrer Fähigkeit zu leben. 

Eines Tages verunglücken ihre Eltern und mit dem 21 Lebensjahr beginnt Elsas Zeit als Königin von Arendelle. “Du darfst nichts fühlen” ist Elsas steter Begleiter bei der Krönungszeremonie. Dieses Mantra scheint zu funktionieren, bis ihre kleine Schwester Anna ihr offeriert Prinz Hans aus dem Süden heiraten zu wollen. Jenen Prinzen, den Anna noch gar nicht richtig kennt (“Liebe sie öffnet Türen”). 

Liebe sie öffnet Türen: Anna (Celena Pieper) & Hans (Milan van Waardenburg) © Stage Entertainment, Johan Persson

Es kommt zum Streit, Elsa verliert einen Handschuh und in der Wut sorgt ein Eisblitz dafür, dass Arendelle im Sommer ewigen Winter erfährt. Elsa flieht zum Nordberg und akzeptiert dabei, wer sie ist. Sie lässt die Vergangenheit hinter sich ohne zu wissen, was mit Arendelle passiert und das ihre Schwester Anna ihr gefolgt ist (“Lass jetzt los”).

Anna weiß, dass sie Elsa nicht alleine lassen kann und übergibt Hans das Kommando in Arendelle. Auf ihrer Suche nach Elsa trifft sie auf Kristoff, den Eisverkäufer und dessen Rentier Sven. Kristoff bietet Anna nicht nur seine Hilfe in punkto Winterkleidung an, sondern will sie auch begleiten auf dem Weg zum Nordberg. Dabei lernt Kristoff die quirlige Anna besser kennen und sie stellen sich die Frage “Wann warst du schon einmal verliebt?”, denn auch Kristoff ist irritiert, dass Anna jemanden heiraten möchte, den sie erst ein paar Stunden kennt.

Anna, Kristoff, Sven und Olaf erreichen schließlich den Eispalast von Elsa. Überwältigt von dem, was Elsa dort erschaffen hat, wollen sie sie wieder zur Vernunft bringen. Elsa ist gerührt, dass sie Olaf zum Leben erwecken konnte, aber ihr Entschluss steht fest, zum Schutz aller bleibt sie in ihrem Reich, auch wenn ihre Schwester alles für sie ist (“Du bist alles”). Anna will das nicht akzeptieren, aber es kommt wie es kommen muss. Elsa trifft in ihrem Zorn erneut Anna mit einem Eisblitz. Anna, Kristoff, Sven und Olaf fliegen in einem hohen Bogen aus Elsas Schloss.

Die Lage in Arendelle spitzt sich zu und als Hans von einem Boten ein Kleid von Anna erhält, ist er besorgt und bricht ebenfalls auf. Ihm ist klar, Anna braucht Hilfe. Doch Hans verpasst Anna knapp am Nordberg. Elsa wiederum erkennt allmählich, dass sie sich ihrer Angst stellen muss (“Monster”). Sie muss ihre magische Fähigkeit akzeptieren und lernen damit umzugehen. Fliehen ist keine Lösung. Somit lässt sie sich von Hans abführen, in dem Gedanken in Arendelle wieder alles ins Lot zu bringen. Welche Wendungen DIE EISKÖNIGIN zum Ende noch nimmt, wissen Filmkenner und jenen, die den Film nicht kennen, wollen wir nicht vorgreifen.

© Stage Entertainment, Johan Persson

Die deutsche Version von Disneys DIE EISKÖNIGIN ist kurzweilig, denn im Vergleich zur Broadway-Vorlage wurden ein paar Songs, vor allem im zweiten Akt, gestrichen. Die Szenen gehen fließend ineinander über, sodass kaum Zeit bleibt für Szenenapplaus. Diese Kurzweiligkeit merkt man auch beim jüngsten Publikum, denn diese folgen im Großteil fasziniert den Geschehnissen auf der Bühne. 

Die magischen Special Effects verzaubern. Ob Schneeflocken, ein magnetischer Olaf oder fliegende Kleider. Elsas Verwandlung, sowie die Verwandlung des Bühnenbildes bei “Lass jetzt los” entlässt einen beeindruckt in die Pause. 

Die Kleinen sind in Disneys DIE EISKÖNIGIN die ganz Großen. Gut ein Viertel des ersten Aktes stehen zwei junge Mädchen an der Seite der erwachsenen Profis und spielen, singen und tanzen. Ella und Maria verzauberten das Publikum von Beginn an. Großes Kino, der kleinen Mäuse.

Ein kleiner Teil von dir © Stage Entertainment

Abgelöst werden sie schließlich durch die große Anna, Willemijn Maandag und wenig später auch durch die große Elsa, Sabrina Weckerlin. Es verwundert nicht, dass die anwesenden Kinder im Publikum kaum leise sein können in diesen magischen Momenten.

Willemijn Maandag spielt eine herrlich frische und energiegeladene Anna. Anna ist die meiste Zeit auf der Bühne präsent, sodass einige Umzüge für Maandag direkt auf der Bühne stattfinden oder im Quick Change. Stimmlich überzeugt Maandag von der ersten Sekunde. Ihr Duett “Du bist alles” gemeinsam mit Sabrina Weckerlin sorgt für Gänsehaut, aber auch ihre Duette mit den männlichen Hauptakteuren Bob van de Weijdeven und Marlon Wehmeier harmonieren perfekt.

Es war eine der Traumrollen Weckerlins und der Traum ging in Erfüllung. Gute zwei Jahre haucht sie nun Elsa Leben ein und wenn jemand weiß, wie man sich als große Schwester verantwortlich fühlt, dann sie. Weckerlin berührt mit ihrem Spiel, ihrer Mimik und ihrem Gesang. Nicht selten zaubert sie bereits in Dialogen Gänsehaut. Die innere Zerrissenheit Elsas fühlt man in jedem Moment.

Du bist alles: Anna (Celena Pieper) & Elsa (Sabrina Weckerlin) © Stage Entertainment, Johan Persson

Jedes gutes Theaterstück benötigt mindestens einen Antagonisten. Diesen bildet Hans alias Bob van de Weijdeven perfekt. Er kommt als Prince Charming auf die Bühne und entpuppt sich am Ende als Fiesling. Zurecht erhält er von Anna einen Faustschlag ins Gesicht. Gesanglich überzeugt der junge Niederländer mit seinem Timbre. 

© Stage Entertainment, Johan Persson

Die Puppen Olaf und Sven bekommen ihr Leben von Elindo Avastia und Stuart Gannon eingehaucht. Wobei letzterer leider gar nichts sagen darf, denn die paar wenigen Sätze, die Sven in “Kein Mensch ist so gut wie ein Rentier” spricht, werden vom Kristoff Darsteller übernommen. Schade. Umso mehr Lacher zieht Elindo Avastia als Olaf auf sich, denn er liebt bekanntlich Umarmungen und den Sommer, obwohl er ein Schneemann ist. Die Puppen Olaf und Sven kann man einfach nur lieb haben.

Marlon Wehmeier als Kristoff (laut Castheft Cover) konnte an diesem Nachmittag ebenfalls mehr als einmal auf sich aufmerksam machen. Durch sein detailreiches Spiel mit Sven, Anna und den Trollen lenkt er den Fokus stets zur rechten Zeit auf sich. Wehmeier harmoniert perfekt mit Anna-Darstellerin Willemijn Maandag und bringt vermutlich nicht nur Annas Herz zum schmelzen.

Getragen wird die gesamte Inszenierung vom Ensemble, welches mal als Bürgerschaft von Arendelle auftritt oder als Trolle. Die Choreographien von Rob Ashford passen perfekt zu den verschiedenen Nummern und versetzen einen vor allem bei “Hygge” in die passende Stimmung.

Die 9-köpfige Band unter der Leitung von Aday Rodriguez Toledo sorgte, inklusive manchen Verstärkers aus der Technik, für ordentlich “Wums”. Der moderne Sound dieses Disneyerfolgs sorgte bereits bei der Eröffnung (“Vuelie”) für Gänsehaut.

Disneys DIE EISKÖNIGIN zeigt starke Frauen, die Männer kommen in dieser Märchenversion eindeutig schlecht weg. Dennoch verarbeitet es auch Themen wie Freundschaft, Liebe, Angst und Tod. Themen, bei denen einem als Erwachsener so manche Gänsehaut den Rücken runterläuft bei genauem hinhören der Dialoge. Doch die Message am Ende ist eindeutig: Lass es los, denn du fühlst dich wie neugeboren! Eine Message, die Groß und Klein sich für jede Lebenslage merken sollte.

Fazit: DIE EISKÖNIGIN besticht mit wunderschönen Kostümen, süßen Puppen, einem magischen Bühnenbild und einem grandiosen Ensemble. Im Oktober lösen Willemijn Verkaik und Abla Alaoui, Sabrina Weckerlin und Celena Pieper als Anna und Elsa ab. Weitere Ensemblepositionen wechseln ebenfalls. Ein erneuter Besuch unsererseits ist also nicht gänzlich ausgeschlossen. Bei den Ticketpreisen überlegt man sich einen Besuch sicherlich zweimal, deswegen unser Tipp: Haltet nach Prozentaktionen Ausschau! Am meisten lohnt es sich bei 30-40 %. 

© Stage Entertainment, Johan Persson

Besetzung der Vorstellung

  • Elsa: Sabrina Weckerlin
  • Anna: Willemijn Maandag
  • Olaf: Elindo Avastia
  • Kristoff: Marlon Wehmeier
  • Prinz Hans: Bob van de Weijdeven
  • von Pitzbühl: Eric Minsk
  • Sven: Stuart Gannon
  • junge Elsa: Ella
  • junge Anna: Maria
  • Bulda: Kimberly Thompson
  • Königin Iduna: Olivia Branco
  • Oaken: Olivier Feikens
  • Pabbie: David Boyd
  • König Agnarr: Matteo Vigna
  • Ensemble: Ali Sinclair, Rossella Monteforte, Benedetta Imperatore, Kimberly Thompson, Amaya Keller, Daisy Darvill, Olivia Branco, Laura Mae Colclough, Riccardo Sinisi, Gianluca Conversano, Daniel Vliek, David Boyd, Lorenzo Eccher, Jeffrey Socia, Aleksandr Kochkin, Olivier Feikens, Matteo Vigna
  • Musikalische Leitung: Aday Rodriguez Toledo

Artikel von Anna-Virginia