Deutscher Musicaltheaterpreis 2023 – Die Preisverleihung
Wir waren dabei – Im Stream und live vor Ort!
Jährlich treffen sich zahlreiche Vertreter*innen des deutschen Musicals beim Deutschen Musicaltheaterpreis. Nach zwei Jahren in der Hansestadt Hamburg, ging es nun am 09. Oktober 2023 wieder nach Berlin. Allerdings nicht mehr ins Tipi am Kanzleramt, sondern in das großzügige Theater des Westens. An diesem Abend wurde nicht nur das 10-jährige Bestehen der Deutschen Musical Akademie gefeiert, sondern eben auch die Vielfalt des deutschen Musicals.
Vor der Preisverleihung
Bereits ab 18 Uhr ging es im Foyer des Theaters los. Der Einlass und das Schaulaufen für die Besucher*innen, Gäste und Nominierten begann. Für die Presse hieß das: Fotosession am Roten Teppich. Unter den Gästen waren nicht nur Musicalgrößen, sondern auch Stars und Sternchen aus Berlin, wie z.B. Annett Louisan, Julian F.M. Stöckel oder Conchita Wurst.
Durch den Abend führte Kathrine Mehrling, welche bereits zu Beginn des Abends festhielt, dass Musical zwar die Welt nicht verändern könne, aber sie zu einem besseren Ort machen kann und schaue man in die einschlägigen Lexika, so würde das Musical als kommerzielle Unterhaltung mit leichter Kost definiert. Aber das ist längst nicht mehr der alleinige Fall. Musical kann Tiefgang, Historie, aktuelle oder persönliche Themen verarbeiten. Ihr zur Seite gestellt als Assistentin in punkto Preisübergabe war Marcella Rockerfeller.
Dass das deutsche Musical wächst, sehen die Organisatoren des Preises auch an der Resonanz der angemeldeten Produktionen. So konnte 2023 ein erneuter Rekord in den Anmeldungen verbucht werden, mit über 40 Produktionen. Darunter der größte Anteil an Uraufführungen und knapp ein Zehntel Revivals.
Insgesamt wurde der Deutsche Musicaltheaterpreis in 16 Kategorien verliehen, plus Ehrenpreis, Sonderpreis und der neu geschaffene Craig-Simmons-Preis, welcher gleich drei Mal überreicht wurde. Abräumer des Abends waren die Thuner Seespiele, die mit DÄLLERBACH KARI insgesamt vier Kategorien gewannen, sowie der Musicalfrühling Gmunden, die mit BRIEFE VON RUTH ebenfalls in vier Kategorien die Trophäe mit nach Hause nahmen.
Preisträger*innen 1. Akt
für “Dällebach Kari“ bei den Thunerseespielen
für “Dällebach Kari“ bei den Thunerseespielen
Es gehört zu einer jenen Preisverleihung dazu, dass musikalische Beiträge der nominierten Stücke präsentiert werden. Im ersten Akt präsentierte das Ensemble des Stückes DER GETEILTE HIMMEL den “Leuchtturmsong”. Außerdem präsentierten Sandra Leitner und Alexander Auler “Gemeinsam” aus SCHOLL – DIE KNOSPE DER WEIßEN ROSE.
für “Briefe von Ruth” beim Musical Frühling in Gmunden
Erstmals wurde in diesem Jahr der Craig-Simmons-Preis verliehen und das gleich dreimal. Der Craig-Simmons-Preis für eine Produktion ging an HAMILTON. Die Begründung der Jury lautete: “Die herausragende und weltweit erstmalige nicht-englischsprachige Produktion des Broadway-Musicals HAMILTON im Hamburger Operettenhaus macht sich in gleich zweifacher Weise um die Entwicklung des Musicalgenres im deutschsprachigen Raum verdient: durch die sämtliche Erwartungen mühelos übertreffende Übersetzung ins Deutsche und den besonderen produzentischen Mut, den es brauchte, diesen einzigartigen Stoff einem deutschen Publikum zu präsentieren.”
In der Kategorie einer Institution ging der Preis an das Landestheater Linz. In der Spielzeit 2022/2023 präsentierte das Landestheater Linz gleich zwei deutschsprachige Erstaufführungen von hochgeschätzten, aber bislang im hiesigen Sprachraum wenig bekannten Musicals: die Krieg-und-Frieden-Adaption Natascha, Pierre und der große Komet von 1812 und das Coming-of-Age Musical Fun Home (Tony Award für das Beste Musical 2016). Ausgezeichnet werden der Künstlerische Leiter der Sparte Musical Matthias Davids und Dramaturg und Produktionsleiter Arne Beeker, welche die beiden deutschsprachigen Erstaufführungen von der schwierigen Rechteklärung über Spielplanentscheidung, Übersetzungsauftrag und Produktion verantwortet und den Musical-Kanon des deutschsprachigen Raumes um zwei exzellente jüngere Werke bereichert haben.
Und last but noch least wurde ein weiterer Preis an eine Einzelperson verliehen. Sophie Berner erhielt diesen Preis für ihre Darstellung der Satine in MOULIN ROUGE!. Die Begründung der Jury lautet: Das Talent von Sophie Berner blieb den Produzenten von Mehr-BB-Entertainment und dem Original-Kreativteam des Broadway-Musicals Moulin Rouge nicht verborgen und so durfte sie in der kontinentaleuropäischen Premiere von Moulin Rouge die Rolle der Satine verkörpern.
für “Briefe von Ruth“ beim Musical Frühling in Gmunden
Zum zweiten Mal ging der Deutsche Musicaltheaterpreis in der Kategorie BESTE REGIE an das Theater für Niedersachsen und zum ersten Mal an eine Frau. Asli Kislal erhielt diesen für ihre Inszenierung des Musicals “Stella – Das blonde Gespenst vom Kurfürstendamm”. Kislal hat erstmals in ihrer Laufbahn ein Musical inszeniert und sich im Vorfeld immer die Frage gestellt, warum die Darsteller*innen singen müssen. Doch durch die Arbeit hat sie dieses Genre kennen und lieben gelernt und zollt allen Künstler*innen ihren Respekt für die Arbeit als Schauspieler*in, Sänger*in und Tänzer*in.
Bestes Revival
Dällebach Kari | Thunerseespiele AG
für “Romeo & Julia – Liebe ist alles – Das Musical” von BMG Live und pop-out am Theater des Westens (Berlin)
Nach der Pause heizte das Ensemble von ROMEO & JULIA – LIEBE IST ALLES die anwesenden Gäste mit einem kleinen Medley ein. Gerade dieser Tage ist vermutlich die Message “Liebe ist alles” genau jene Zutat, die wir alle gebrauchen können. Aber auch Gino Emnes durfte noch einmal kurz vor Ende der Spielzeit aus HAMILTON “Warte noch” zum Besten geben und das Ensemble von DÄLLERBACH KARI präsentierte ebenfalls einen Auszug auf Schweizerdeutsch. Für hochdeutsche Übertitel sorgte die Technikabteilung der Organisatoren des Abends.
Preisträger*innen 2. Akt
Bestes Musical
Briefe Von Ruth | Musical Frühling in Gmunden
für “Frankensteins Braut“ am Stadttheater Ingolstadt
Die einzigartige und Ehrenpreisträgerin Angelika Milster übernahm an diesem Abend die Laudatio für die besten Darsteller*innen in einer Hauptrolle. Sie hielt fest, dass der Duden dieses Nomen mit “wichtigste Rolle in einem Stück oder Film” definiert. Aber in einem Stück oder Film sind alle Mitwirkenden wichtig! Natürlich würde es den Zeitrahmen sprengen, wenn man alle Gewerke mit einem Preis auszeichnen würde, aber zum gelingen einer Produktion tragen eben alle bei. Ob Dresser*in oder Darsteller*in in einer Hauptrolle, die letztlich die tragende Funktion des Stückes/Films inne hat.
für “Briefe von Ruth“ beim Musical Frühling in Gmunden
für “Dällebach Kari“ bei den Thunerseespielen
Kathrine Mehrling appellierte schließlich zum Abschluss an alle Intendanten*innen und Theaterverantwortlichen, sich aus der Komfortzone heraus zubewegen! Natürlich wäre es einfach und sicher West Side Story, die Rocky Horror Show oder My Fair Lady zu inszenieren, aber das deutsche Musical bietet so viel mehr! Liebe Intendanten fördert die kreativen Köpfe unseres Landes und gebt diesen Stücken einen Platz in euren Spielplänen!
Wir bedanken uns bei der Deutschen Musical Akademie für die Einladung zur Preisverleihung!
Artikel & Fotos von Anna-Virginia & Claudia K (Wer Interesse an einem seiner Fotos hat, schreibt uns einfach eine E-Mail. Wir senden das Foto dann in Originalgröße zu!)