Deutscher Musicaltheaterpreis 2022 – Verleihung

“Möge das Musical in seiner Vielfalt weiter wachsen und unsere Herzen zum Tanzen bringen!” (Claudia Roth)

Photo: DMA/TIVOLI/Morris Mac Matzen/Ibo Ot

Am 10. Oktober 2022 wurde nun mehr zum achten Mal der Deutsche Musicaltheaterpreis der Deutschen Musical Akademie und deren Mitgliedern verliehen. Durch den Abend führten Bodo Wartke und Melanie Haupt. In der diesjährigen Fachjury, welche unter allen eingereichten neuen Stücken die Nominierungen in den einzelnen Kategorien auswählten, zählten Mathias Fischer-Dieskau, Andreas Frane, Julie Denise Hyangho, Elisabeth Köstner, Marian Lux, Kira Primke und Dirk Schattner.

Neben der Möglichkeit Tickets für die Veranstaltung vor Ort im Schmidts zu erwerben, richtete die Deutsche Musical Akademie auf Grundlage einiger Nachfragen erneut einen Livestream ein. Dieser war in diesem Jahr nicht umsonst, aber für 4,95 € doch für jeden erschwinglich und so konnte erneut überall die Preisverleihung verfolgt werden. Zusätzlich erinnerten Wartke und Haupt während der Veranstaltung stets geschickt an weitere Spenden, damit solch ein Service auch in Zukunft aufrecht erhalten bleiben kann.

Wartke und Haupt eröffneten den Abend schwungvoll mit “Der beste Ort der Welt” aus Haupts Programm HAUPTSACHE THEATER. Eine Hommage ans Theater stellte dieser Eröffnungsbeitrag inklusive Tanzeinlage dar. Bekannte Regeln des Vorjahres zum Thema “Fasst Euch kurz” wurden aufgegriffen und angedroht, damit der Abend kurzweilig bleibt und das blieb er auch.

Für den Deutschen Musicaltheaterpreis 2022 wurden 41 Bewerbungen eingereicht, aus welchen die Fachjury ihre Nominierungen wählte. Dies machte eine Steigerung der Bewerbungen um 50 % im Vergleich zur Zeit vor Corona aus. Eine enorme Leistung für das deutsche Musical, denn bewerben dürfen sich nur jene Stücke die im deutschsprachigen Raum entwickelt und uraufgeführt wurden. 

Die Gewinnerbekanntgabe wurde auch in diesem Jahr durch musikalische Beiträge aufgelockert. Den ersten Showact bildete ein Einblick in das Musical OPERETTE FÜR ZWEI SCHWULE TENÖRE, welches definitiv Lust auf mehr macht und man dem Stück nur wünschen kann, auch an weiteren Häusern in der Republik gespielt zu werden. Bevor die besten Darsteller*innen in einer Nebenrolle geehrt wurden, kreierte Melanie Haupt eine neue Version der “Königin der Nacht” und Katja Uhlig präsentierte schließlich als letzter Showblock vor der Pause aus KU´DAMM 56 den Titel “Früher”. 

Der zweite Vorsitzende der Akademie Marco Jung verriet in einer kurzen Rede, dass der Preis auf vielfachen Wunsch im kommenden Jahr minimal reformiert werde. Neue Kategorien kämen hinzu und eine größere Fachjury werde sich zusammensetzen. Ebenso wurde auf einen neuen Sonderpreis aufmerksam gemacht, welcher ab 2023 für “besondere Verdienste im Musical” verliehen wird. Hier sollen vor allem Stücke vorgeschlagen werden, welche importiert wurden und im deutschsprachigen Raum ihre Erfolge feiern. Dieser Preis soll dem verstorbenen Craig Simmons gewidmet werden und seinen Namen in Zukunft tragen.

Preistäger*innen 2022 

Beste Komposition

Peter Plate, Ulf Leo Sommer, Daniel Faust & Josua Lange für »Ku’damm 56«

(BMG & popout, Theater des Westens (Berlin))

Bestes Musikalisches Arrangement

Markus Syperek für »Paradise Lost – The Genesis of Musical«

(Neuköllner Oper (Berlin))

Bestes Bühnenbild

Andrea Ferraro, Karl Thomann, Alexander Dieterle & Jochen Frank Schmidt für »Tommy Tailors Traumfabrik«

(Gloria-Theater (Bad Säckingen))

In diesem Jahr konnten drei Bühnen bzw. Produktionen gleich mehrere Preise mit nach Hause nehmen. Spitzenreiter mit zunächst sieben Nominierungen und am Ende vier Preisen war KU´DAMM der Produktionsfirmen BMG und Popout unter der Leitung von Peter Plate und Ulf Leo Sommer. Zurecht erhielten sie die begehrte Trophäe in den Kategorien “Beste Komposition” und “Bestes Musical”. Zudem erhielt David Nádvornik als “Bester Darsteller in einer Nebenrolle” den Preis, sowie Katja Uhlig als “Beste Darstellerin in einer Hauptrolle”.

Mit jeweils zwei Auszeichnungen fuhren die beiden Open Air Spielstätten Hanau und Tecklenburg nach Hause. Hanau in den Kategorien “Bestes Kostüm- & Maskenbild”, sowie “Beste Darstellerin in einer Nebenrolle” und Tecklenburg für die “Beste Choreographie” und das “Beste Revival”.

Bestes Kostüm- & Maskenbild

Anke Küper, Kerstin Laackmann & Wiebke Quenzel für »Drosselbart!«

(Brüder Grimm Festspiele Hanau (Hanau))

Beste Darstellerin in einer Nebenrolle

Kira Primke für »Brüderchen und Schwesterchen«

(Brüder Grimm Festspiele Hanau (Hanau))

Bester Darsteller in einer Nebenrolle

David Nádvornik für »Ku’damm 56«

(BMG & popout, Theater des Westens (Berlin))

Beste Regie

Thomas Birkmeir für »Anne of Green Gables«

(Theater der Jugend (Wien))

Photo: DMA/TIVOLI/Morris Mac Matzen/Ibo Ot

Die Freilichtspiele Tecklenburg sind eine Institution im Osnabrücker-Tecklenburgerland geworden. Ein Verein mit rund 200 Mitgliedern, die sich jährlich ein professionelles Theater seit einigen Jahren leisten. Nach der bedingten Zwangspause kamen die Freilichtspiele in diesem Jahr mit enormer Strahlkraft zurück und so verwundert es nicht, dass sie mit 100.002 Besuchern einen neuen Rekord aufgestellt haben und mit dem BESUCH DER ALTEN DAME beim Deutschen Musicaltheaterpreis punkten konnten. 

Beste Choreographie

Bart De Clercq für »Der Besuch der alten Dame«

(Freilichtspiele Tecklenburg (Tecklenburg))

Bestes Revival

Der Besuch der alten Dame

(Freilichtspiele Tecklenburg (Tecklenburg))

Photo: DMA/TIVOLI/Morris Mac Matzen

Ehrenpreis – “50 Jahre Lampenfieber”

Der Ehrenpreis wurde an niemand geringeres als Angelika Milster verliehen. Sie hat das deutsche Musical wie keine andere geprägt. Ob als Grizabella in CATS, Norma Desmond in SUNSET BOULEVARD, Gräfin von Waldstetten in MOZART! oder jüngst als Ei in Jan Böhmermanns EIERWURF VON HALLE. Sebastian Krumbiegel hielt ganz richtig in seiner Laudatio fest, dass Milster in keine Genre-Schublade passe, denn sie kann sie alle. Ob Operette, Musical, Schauspiel, Chanson oder Schlager. Jedes Genre findet sich in ihrer künstlerischen Vita wieder. Zurecht erhielt Angelika Milster von allen Anwesenden tosenden Applaus und Standing Ovations.

Beste Liedtexte

Johannes Kram für »Operette für zwei schwule Tenöre«

(BKA-Theater (Berlin))

Bestes Buch

Hakan Savaş Mican für »Berlin Karl-Marx-Platz«

(Neuköllner Oper (Berlin))

Beste Darstellerin in einer Hauptrolle

Katja Uhlig für »Ku’damm 56«

(BMG & popout, Theater des Westens (Berlin))

Bester Darsteller in einer Hauptrolle

Michael Ophelders für »Brigitte Bordeaux«

(Burgfestspiele Mayen (Mayen))

Bestes Musical

Ku’damm 56

(BMG & popout, Theater des Westens (Berlin))

Den zweiten Teil des Abends eröffneten die KÖNIGS VOM KIEZ, bevor Melanie Haupt schließlich als Pamina zum Alkohol griff und Charlotte Heinke aus dem Musical DROSSELBART! den Titel “Schneewittchen” performte. Bevor schließlich die letzte Kategorie ausgezeichnet wurde, präsentierte das Landestheater Linz, welche bereits dreimal die Trophäe für das “Beste Musical” mit nach Hause nehmen konnten, aus FANNY UND ALEXANDER den Titel “Still in deinen Armen”. 

Photo: DMA/TIVOLI/Morris Mac Matzen

Der Sonderpreis der Jury ging in diesem Jahr an Iris Limbarth vom Staatstheater Wiesbaden. Limbarth setzt sich seit 22 Jahren für die Nachwuchsförderung ein und leitet das Junge Staatstheater Wiesbaden. 

Der Livestream lies einen den Abend wunderbar mitfiebern. Es bleibt zu hoffen, dass auch 2023 dieser Service aufrecht erhalten bleiben kann durch Spenden und kleine online Eintrittsgelder, die es definitiv Wert sind.

Im Vergleich zum Vorjahr ist positiv anzumerken, dass die Trailer zu den einzelnen Nominierungen nicht immer die gleichen waren und den entsprechenden Kategorien angepasst wurden. Allerdings gibt es einen kleinen Wehmutstropfen, wenn hier und da aus den Produktionen nicht die stärksten Momente eines Darstellers, Bühnenbildes o.ä. ausgewählt wurden. Nichts desto trotz entwickelt sich der Deutsche Musicaltheaterpreis zu einem Preis mit Strahlkraft!

Bühnenlichter.de gratuliert allen Nominierten und Siegern des Abends!

Photo: DMA/TIVOLI/Morris Mac Matzen

Artikel von Anna-Virginia