Deutscher Musicaltheaterpreis 2020/2021

“Wir sind wieder da!”

Am 04. Oktober 2021 war es endlich wieder soweit und der Deutsche Musicaltheaterpreis konnte nach einem Jahr Pause wieder von der Deutschen Musical Akademie und deren Mitgliedern verliehen werden. In diesem Jahr wurde der Preis erneut im Schmidts Tivoli in Hamburg verliehen, allerdings konnten nicht nur die geladenen Gäste und Ticketinhaber live vor Ort dabei sein, sondern erstmals konnten auch alle Interessierten auf aller Welt der Veranstaltung folgen. Wer machts möglich? Na, der Livestream bei YouTube!

Photo: DMA/TIVOLI/Morris Mac Matzen

Da Facebook, Whatsapp und Instagram an diesem Abend nicht zu erreichen waren, galt somit die gesamte Aufmerksamkeit entweder der Veranstaltung live vor Ort oder vor den Bildschirmen. Keine Ablenkung durch Social Media. Das war auch mal schön, wenn auch ungewohnt. Konnte man doch als Preisträger nicht gleich die Instagram-Story füttern.

In der Fachjury für die Auswahl der Nominierungen saßen 2020/2021 Peter Christian Feigel, Annette Kremmin, Simone Linhof, Christian Alexander Müller, Peter Lund, Iris Schumacher und Silvia Varelli.

Eröffnet wurde der Abend mit einem Musical-Medley. Ein Streifzug durch die Musicalgeschichte von SOUND OF MUSIC bis ELISABETH. Als Gastgeber des Abends präsentierte sich Thomas Hermanns. Dieser führte charmant und mit Witz durch den Abend. So verriet er u.a. seine ganzen Ideen für neue Musicals, welche im Lockdown entstanden sind. Darunter z.B. „Naked Rumba – Das Rurik Gislasson Musical“.

“Mit 2G fühlt es sich fast wie früher an.”

Das Hygienekonzept vom Schmidts sowie die Corona-Verordnung der Stadt Hamburg machten diese Art von Veranstaltung nur mit der 2G-Regelung möglich. Auch als Verfolger des Livestreams fühlte sich der Abend somit fast wie früher an, denn im Publikum saß niemand mit einer Maske und jeder saß wieder dicht an dicht. Dieses Bild war aber auch ein bisschen ungewohnt und man selbst stellte sich die Frage „Würde ich da jetzt gerne sitzen wollen?“. Die einen sicherlich ja, die anderen vielleicht eher nicht.

Photo: DMA/TIVOLI/Morris Mac Matzen

Der Deutsche Musicaltheaterpreis ist ein wichtiges Branchentreffen zum Fachsimpeln, Austauschen, Kontakteknüpfen und vieles mehr. Umso wichtiger, dass die 14 Preise zügig verliehen wurden, damit sich alle an der Bar zum Bierchen treffen konnten. Doch wie bekommt man eine Preisverleihung in weniger als 3 Stunden über die Bühne? Mit der aktuell gültigen Corona-Verordnung, denn diese schrieb in Hamburg vor, dass um 23 Uhr spätestens Schicht sein muss mit dem offiziellen Teil der Veranstaltung. Hier und da hat das Ganze doch dann irgendwie auch seine Vorteile. Thomas Hermanns wichtigste Regel für den Abend lautete somit nämlich „Keine Dankesrede länger als 1 Minute“, damit der Zeitplan eingehalten werden konnte. Ansonsten werde man mit einem Blick à la Mrs. Danvers von der Bühne verbannt oder mit dem passenden Rausschmeißer von der Bühne gezerrt.

Neben lockeren Laudatios der Preispaten gab es immer wieder Showblöcke von nominierten Stücken. So gab es einen Ausschnitt aus Peter Lunds neustem Musical EINE STIMME FÜR DEUTSCHLAND sowie das Mini-Musical SYSTEMRELEVANT (Video) von Lukas Nimschek und Franziska Kuropka. Aber auch die Linzer Inszenierung von THE WAVE war Teil des Abends, ebenso die WÜSTENBLUME aus St. Gallen. Philipp Büttner präsentierte „Willkommen und Abschied“ aus GOETHE! Und nach der Pause wurde es zunächst musikalisch mit einem Medley der Revivals WENN ROSENBLÄTTER FALLEN, BABYTALK und DER NAME DER ROSE.

Das Feld der Nominierungen war vielfältig. Auch wir von Bühnenlichter.de haben für die ein oder andere Nominierung die Daumen gedrückt und uns mit den Preisträger*innen gefreut.

Preisträger 2020/2021

Preispaten für diese beiden Kategorien waren Peter Plate und Uwe Sommer, welche festhielten, dass es für große Emotionen auch einer großen Musik bedarf und dass Musical echtes Teamwork sei.

Bestes Arrangement: Koen Schoots für WÜSTENBLUME

Photo: DMA/TIVOLI/Morris Mac Matzen

Beste Komposition: Or Mathias für THE WAVE

Für „Das Maßband aller Dinge“ waren Jeannine Michele Wacker und Vajen van Bosch, die Hexen aus Oz, als Preispatinnen zuständig. Mit ihrer charmant witzigen Laudatio brachten sie auch denjenigen ins Schwitzen, der für den Videoschnitt zuständig waren.

Bestes Bühnenbild: Michael Zimmermann für DIE SCHATTENKAISERIN

Photo: DMA/TIVOLI/Morris Mac Matzen

Bestes Kostüm-/Maskenbild: Das Team von GOETHE!

Photo: DMA/TIVOLI/Morris Mac Matzen

Für die nächste Kategorie wurde Wolfgang Trepper als Preispate verpflichtet. Als Kabarettist ließ er es sich nicht nehmen, mit einem Augenzwinkern auf aktuelle Diskussionen wie das Gendern einzugehen. „Denken Sie sich das *innen einfach. Wir haben heute keine Zeit.“ Der Musicaltheaterpreis 2020/2021 für die besten Nebenrollen gingen schließlich beide an die Produktion von HIMMEL & KÖLLE. Vera Bolten und Mark Weigel heimsten die Preise ein.

Besondere Jahre erfordern besondere Ideen. Grund genug, 2020/2021 einen Sonderehrenpreis für besondere Verdienste während der Corona-Pandemie zu verleihen. Kultursenator der Stadt Hamburg, Carsten Brosda, hielt in diesem Zusammenhang auf Nachfragen Hermanns fest, dass Musical natürlich eine Kulturveranstaltung sei und eine eigenständige Theatersparte.

Diesen Sonderpreis erhielt zum einen der Produzent von HIMMEL & KÖLLE, Frank Blase. Er schickte alle Mitarbeiter und Solisten in Kurzarbeit und stockte aus eigenen Rücklagen den Rest des Gehalts auf. Ein weiterer Sonderpreis ging an Dominik Donauer von der Künstleragentur Artinia, welcher wenige Tage nach einsetzen des ersten Lockdowns einen eigenen Hilfsfonds für betroffene Künstler*innen einrichtete. Der letzte Sonderpreis ging an Roun Zievernik, der mit zahlreichen Live-Streaming Konzerten aus seinem Wohnzimmer mit ein paar Kollegen nicht nur Geld für gute Zwecke einsammelte, sondern dem Publikum das Warten auf das richtige Live-Erlebnis verkürzte.

Alexander Klaws hatte schließlich die Ehre, eine Laudatio für die beiden Kategorien zu halten, die irgendwie das große Ganze zusammenhalten. Diejenigen, die es schaffen „Worte und Musik in Bewegung umzuwandeln.“

Beste Regie: Christoph Drewitz für „THE WAVE

Beste Choreographie: Kim Duddy für GOETHE!

Für das beste Revival stellte Mehr-BB Geschäftsführer Maik Klokow die Nominierten vor. In dieser Kategorie würde Altbewährtes hervorgekramt und neu interpretiert. BABY TALK mit Theresa und Nico Christahl vom Theater Bielefeld konnte hier den Sieg für sich entscheiden. Nick Westbrock, der Regisseur des Stückes nahm den Preis stellvertretend entgegen, da die beiden Solisten nach ihrem Auftritt noch im Backstage waren.

Photo: DMA/TIVOLI/Morris Mac Matzen

Der Ehrenpreis ging in diesem Jahr postum an Anna Vaughan. Felix Martin erzählte in seiner Laudatio aus dem Nähkästchen über seine Begegnungen mit Anna und wurde an der ein oder anderen Stelle auch emotional. Es sei für ihn eine Ehre, diese Laudatio zu halten und den Preis für Annas Tochter mit nach Österreich zu nehmen.

Photo: DMA/TIVOLI/Morris Mac Matzen

Allmählich näherte man sich dem Ende. Preispatin Julia Gamez Martin überreichte den Preis für das beste Buch an Or Mathias für THE WAVE und für die besten Liedtexte an Frank Ramond für GOETHE.

Lucy Diakovska zeichnete schließlich die besten Hauptdarsteller*innen aus. Dabei verriet sie, wer sie einst in Hamburg in einer Hauptrolle in den Bann gezogen hat und dafür sorgte, dass sie einen ähnlichen Weg einschlug. Dies war für Diakowska Anna Montanaro. Der Deutsche Musicaltheaterpreis für die beste Hauptdarstellerin ging an Karolin Konert für das Musical SWING STREET. Als bester männlicher Hauptdarsteller wurde Lukas Sandmann für THE WAVE ausgezeichnet.

Bei diesem Musicaltheaterpreis war alles anders und somit gab es noch einen Sonderpreis. Wie Thomas Hermanns als Preispate richtig anmerkte, gehöre ein Preis für das beste Ensemble eigentlich bei jeder Preisverleihung dazu. Erneut konnte die Produktion HIMMEL & KÖLLE einen Preis mit nach Hause nehmen.

Photo: DMA/TIVOLI/Morris Mac Matzen

Gayle Tufts durfte anschließend den letzten Preis des Abends verleihen. Welches Musical sollte in der Saison 2020/2021 als das beste ausgezeichnet werden? Die Wahl fiel auf THE WAVE und somit heimsten auch die Linzer an diesem Abend mehrere Preise ein.

Der Deutsche Musicaltheaterpreis 2020/2021 war kurzweilig, lustig und abwechslungsreich. Die Ergänzung des Livestreams ist eine Neuerung, die auch in Zukunft gerne beibehalten werden kann, denn so kann wirklich jeder an dieser Veranstaltung teilnehmen.


Artikel von Anna-Virginia