Deutscher Musicaltheater Preis 2025 – TIPI am Kanzleramt

„Wir feiern unsere Kunst und uns“ (AMY)

Nachdem Gisa Flake 2024 als Preispatin beim Deutschen Musicaltheaterpreis tätig war, folgte nun am 27. Oktober 2025 die Moderation der Preisverleihung im TIPI AM KANZLERAMT. Mit einem spritzigen Opening zeigte Flake nicht nur ihr gesangliches Talent, sondern präsentierte dabei auch gleich ihren Wunsch eine Heldin in einem Musical zu sein. Dieser Wunsch zog sich schließlich wie ein roter Faden durch den Abend, denn Flake präsentierte bei zu langen Dankesreden ihre neuen Musicalideen (u.a. ein Tatort und Traumschiff Musical) und war dabei stets die Heldin.

Aber nicht nur das. Flake war an diesem Abend spitzzüngig unterwegs und platzierte gekonnte Kritik am Weltgeschehen und der deutschen Politik. Sei es gegen Trump, bei dem der Broadway kurz vorm Streik steht und Deutschland somit eigene Blockbuster für die Theater benötigt oder ein gekonnter Tritt gegen das Schienbein eines Herrn Merz in punkto Stadtbild-Aussage.

Ensemble & Crew „Die weiße Rose“, © Morris Mac Matzen

An diesem Abend wurden insgesamt 18 Preise in den verschiedenen Kategorien verliehen. Sieben davon gingen in das Haus Bolten/Melcher für ihre Uraufführung von DIE WEIßE ROSE. Von Jahr zu Jahr wird die Preisverleihung kurzweiliger, teils witzig und teils ernst. Die Übergänge zwischen den einzelnen Preisen wurden ebenfalls runder. Ja, diese Preisverleihung kam einer Show doch schon recht nahe, sodass die Zeit vorm Laptop wie im Flug verging. Dies dürfte der grandiosen Arbeit von Gerrit Herricks zu verdanken sein, welcher alle Fäden in der Hand hielt und sein Team entsprechend delegierte.

Bestes Bühnenbild

Christopher Barreca, Austin Switser für EINSTEIN

Bestes Kostüm & Maskenbild

Jan Meier (Kostüme),​ Rebekah Wild/Wild Theatre ​(Puppendesign und -bau) für „Nils Holgersson“

Bestes Lichtdesign

Andreas Hönig für „Die weiße Rose“

Bestes Tondesign

Angus Meister & ​Mikael „Leakim“ Johansson für „Flush“

Charli Eglinton „Beste Komposition“, © Morris Mac Matzen

Als Moderatorin führte Flake nicht nur durch den Abend, sondern sie hatte auch die ein oder andere Idee. Im Fernsehen sind Werbeunterbrechungen Standard und erreichen jeweils ihre Zielgruppen. Das Musical hingegen traut sich das irgendwie noch nicht, außer im Programmheft oder auf Plakaten. So demonstrierte Flake mit einem Augenzwinkern, dass der normale Besucher doch sowieso nicht textsicher sei und man so Sponsoren erwähnen könne. Ein paar Beispiele der Sponsoren des Deutschen Musicaltheater Preises trug sie direkt vor, u.a. auf die Melodie von „Lass jetzt los“. Dies sorgte für heitere Momente, bis sie schließlich von Heinz Wäscher und dem ersten Showact abgelöst wurde. Nik Breidenbach präsentierte aus KEIN PARDON „Lass Heinz ran!“. Breidenbach sollte wenig später mit den jüngsten Absolventen der Stage School noch den Preis für das „Beste Revival“ mit nach Hause nehmen. 

Beste Komposition

Charli Eglinton für „Saving Mozart“, Musicalfrühling Gmunden

Bestes musikalisches Gesamtbild

Alex Melcher, Marc Tritschler, Sven Raff für „Die weiße Rose“

Beste Liedtexte

Vera Bolten & Alex Melcher für „Die weiße Rose“, Festspielhaus Neuschwansein

Bestes Buch

Vera Bolten für „Die weiße Rose“, Festspielhaus Neuschwanstein

Emotionale Momente

In diesem Jahr sollte es endlich soweit sein. Unter all den nominierten Männern in den Bereichen Komposition, Texte, Regie und Buch setzten sich erstmals in der Geschichte des Deutschen Musicaltheater Preises Frauen durch. Die erste an diesem Abend war Charli Eglinton für SAVING MOZART. Als einzige Frau war sie in dieser Kategorie mit nominiert und rechnete nicht mit einem Gewinn. Umso ergriffener war sie und nahm diesen Preis stellvertretend für alle Kolleginnen mit. Aber auch Vera Bolten durfte an diesem Abend so manchen Preis für DIE WEIßE ROSE mit nach Hause nehmen. Während Bolten bei den ersten beiden Preisen noch stark blieb, flossen spätestens bei den besten Liedtexten die Tränen. Hier spürte man die enge Zusammenarbeit mit ihrem Mann Alex Melcher. 

Alex Melcher & Vera Bolten „Die weiße Rose“, © Morris Mac Matzen

Ebenso emotional wurden die Showact von EIN WENIG FARBE und EINSTEIN – A MATTER OF TIME. Amy präsentierte „Ein Wunder passiert“ aus Rory Six´Musical, welches ebenfalls für das beste Revival nominiert war. Ein sehr gefühlvoller Moment, der unterstrich wie schwer der Weg bis heute für Transpersonen ist. Die Illusion einer weltoffenen Gesellschaft wird in diesem Kammermusical perfekt auf die Probe gestellt. Aber auch Katia Bischoff wurde als Mileva emotional mit der Frage „Wer bin ich für dich?“. 

Beste Darstellerin in einer Nebenrolle

Anja Backus in „Seele für Seele“ als Lilly

Bester Darsteller in einer Nebenrolle 

„Theater ist ein Ort der Verbundenheit“

Jan-Philipp Rekeszus in EINSTEIN als Prof. Philip Lenard

Das Team der Stage School von „Kein Pardon“, © Morris Mac Matzen

Bestes Revival

Kein Pardon, First Stage Theater

Craig-Simmons-Preis

Bettina Meske und Elisabeth Köstner verliehen im Namen des Vorstandes diesen Ehrenpreis. Er ging an das Theater Regensberg, welches im vergangenen Jahr u.a. die deutschsprachige Erstaufführung von COME FROM AWAY gezeigt hat. Ein Theater, welches im Wandel ist und noch viele Überraschungen in Zukunft bereit halten wird. Das Theater Regensburg wird u.a. das sechste Staatstheater in Bayern und zeigt mit CHARLIE UND DIE SCHOKOLADENFABRIK in Kürze eine weitere Deutschlandpremiere!

In diesem Jahr wurde aber auch ein zweiter Craig-Simmons-Preis verliehen. Bühne als Ort von Vielfalt, das hat in der vergangenen Spielzeit vor allem Stage Entertainment mit & JULIA bewiesen. Als kommerzielles Theater dieses Stück zu zeigen, sei keine Selbstverständlichkeit laut des Vorstandes. Ein kreativer Dialog zwischen Gegenwart und Vergangenheit und somit geht ein weiterer Preis an das Ensemble von & JULIA. Chiara Fuhrmann präsentierte schließlich „Baby one more time“ und brachte damit ein wenig Hamburg nach Berlin.

& JULIA, Craig-Simmons-Preis 2025, © Morris Mac Matzen

Beste Regie

Vera Bolten für „Die weiße Rose“

Beste Choreografie

Bart de Clercq für „Die weiße Rose“

Weitere Showacts

Die Brüder Grimm Festspiele Hanau präsentierten mit „Unschlagbar“ einen Auszug aus den BREMER STADTMUSIKANTEN und brachten Stimmung ins Tipi am Kanzleramt. Genauso wie Felix Heller und Robin Cadet, die mit ihrem Auszug aus FLUSH den zweiten Teil des Abends einläuteten. Den Abschluss bildete das Ensemble der WEIßEN ROSE mit dem eindrücklichen Beitrag „Ein deutsches Flugblatt“. 

Beste Darstellerin in einer Hauptrolle

Katia Bischoff in „Einstein – A matter of time“ als Mileva Maric

Bester Darsteller in einer Hauptrolle

David Jakobs in „Einstein – A matter of time“ als Albert Einstein

Ehrenpreis – Daniela Ziegler

Der Vorstand der Deutschen Musical Akademie e. V. ehrte Daniela Ziegler mit dem Ehrenpreis des Deutschen Musical Theater Preises 2025 für ein außergewöhnliches Lebenswerk, das seit über fünf Jahrzehnten die deutschsprachige Theater- und Musicalszene prägt. Katherine Mehrling hielt eine spannende Laudatio auf die Preisträgerin und die Preisträgerin selbst brachte eine fesselnde und witzige Dankesrede mit. Für Ziegler stand an diesem Abend fest, dass dieser Preis noch nicht das Ende bedeutet und so wünschte sie sich noch zahlreiche Rollen auf der Bühne und vor der Kamera für die nächsten Jahre. 

Daniela Ziegler & Katherine Mehrling,© Morris Mac Matzen

Bestes Musical

Die weiße Rose, Festspielhaus Neuschwanstein

Ricky Müller betonte als Preispate an diesem Abend einen Satz, den wir bereits 2024 und 2023 geschrieben haben: „Wo sind die mutigen Theater, die deutsche Stücke abermals auf die Spielpläne setzen?“. Wir suchen sie auch und finden sie teilweise. So wird z.B. das Theater Magdeburg 2026 SCHOLL – DIE KNOSPE DER WEIßEN ROSE (Preisträger 2023 für „Bestes Lichtdesign“) in der Fürther Version zeigen. Dieser Schritt geht in die richtige Richtung. Ob es Neuinszenierungen werden oder die Originalproduktionen, die an anderen Orten gezeigt werden, wichtig ist, dass die Vielzahl guter deutscher Musicals nicht nach der Uraufführung im Archiv landet!

Gedanken zu Preisverleihungen

Wir begleiten den Deutschen Musicaltheater Preis nun schon seit einigen Jahren und können feststellen, dass sich vieles verändert hat. Was in den ersten Jahren seitens der Darstellenden oder auch von uns Endverbrauchern kritisiert wurde, hat man mit der Zeit angepasst. Alle Modalitäten zur Bewerbung einer Produktion oder wer an der Wahl teilnehmen darf, sind mittlerweile auf der Homepage der Akademie deutlich nachzulesen.

Es stellt sich natürlich immer die Frage, inwiefern Preisverleihungen objektiv sein können. Egal ob es eine Briefwahl von Zuschauern ist, wie beim Da Capo oder Blickpunkt Musical Award oder von Mitgliedern einer Akademie. Am Ende sind alle Stimmen Momentaufnahmen. Ob von Profis der Szene oder von Laien, die sich regelmäßig in die Theater zurückziehen, um den Alltag zu entfliehen. Aber eins haben alle Preise gemeinsam: Sie würdigen die Arbeit der vielen Kreativen ohne die es in den Theatern ganz schön trist wäre. 

Wir bedanken uns bei der Deutschen Musical Akademie für das Streaming-Ticket!


Artikel von Anna-Virginia