Der Mann von La Mancha – Heidelberger Schlossfestspiele

The impossible dream

© Rebecca Gabriel

Premiere: 26. Juli 2023 – Wiederaufnahme: 24. Juni 2024 – rezensierte Vorstellung: 06. Juli 2024

Bereits während der Fahrt mit der Bergbahn hinauf zum Heidelberger Schloss, steigt die Vorfreude auf das Musical DER MANN VON LA MANCHA. Das Musical wurde 1965 am Broadway uraufgeführt. Die Musik stammt von Mitch Leigh, das Buch von Dale Wasserman und die Liedtexte von Joe Darion. Die deutschsprachige Übersetzung stammt von Robert Gilbert.

Im historischen Schlosshof werden die Besucher mit auf die besondere Reise des Don Quijotes genommen. An diesem Abend zogen einige dunkle Wolken über den Schlosshof und brachten etwas Regen, sodass die Vorstellung mit ein wenig Verspätung begann, dann aber ohne weitere Regenfälle gespielt werden konnte. Der etwas verzögerte Beginn konnte der guten Stimmung im Publikum nichts anhaben. Diese wundervolle Spielstätte, die auch in der Pause zum Flanieren einlädt sowie mit einem fantastischen Ausblick über den Neckar und Heidelberg bei Nacht wohl einzigartig ist, versprühte ihre ganz eigene Atmosphäre.

Das Bühnenbild von Karin Fritz, welches ein Gefängnis darstellte, passte hervorragend zwischen die Mauern des Schlosses. Mit vielen Requisiten, die geschickt eingesetzt werden konnten, wurde das Gefängnis von den Darstellern immer wieder in andere Orte wie z. B. eine Schänke verwandelt. Das klangvolle Orchester befand sich direkt hinter den Gefängnisgittern und untermalte dieses Musical mit seinem großartigen Können.

Die Handlung

Der Dichter Miguel de Cervantes und sein Gefährte werden auf Grund von Gotteslästerung in ein spanisches Gefängnis gebracht, um dort das Urteil der Inquisition zu erhalten. Doch nicht nur die Inquisition droht den Beiden, auch ihre Mitgefangenen meinen es nicht gut mit den Neuankömmlingen.

Um dem Groll der Mitinsassen zu entgehen, stellt sich Cervantes im Gefängnis einer gestellten Gerichtsverhandlung. Da er als Dichter und Theaterliebhaber ein Theaterstück des Don Quijotes bei sich trägt, überzeugt er die anderen Häftlinge, mit ihm auf diese Reise des selbst ernannten Ritters zu kommen.

Alle willigen ein und so lässt Cervantes zusammen mit seinem Gefährten das Stück beginnen. Er verkörpert hierbei den Landjunker Alonso Quijana, selbsternannter Ritter Don Quijote. Die Rolle dessen Weggefährte Sancho Panza wird von Cervantes Gefährten übernommen. Die erste Station der Reise findet in einer Schänke statt, welche Don Quijote in seiner Fantasie als Schloss ansieht. Die anderen Insassen schlüpfen fortan in Rollen wie z. B. des Wirtes, dessen Gattin, der Maultiertreiber oder auch der Haushälterin.

© Susanne Reichardt

In der hübschen Kellnerin Aldonza, welche sich die Männer, oft auch mit unsanfteren Mitteln, vom Leibe halten müssen, sieht Don Quijote seine edle Dame und bemüht sich auf höfliche Art um sie. Doch verkauft Aldonza gegen Geld regelmäßig ihren Körper an willige und zahlungsfähige Männer.

Während Don Quijote noch immer um seine edle Dame wirbt, sorgt sich seine Nichte Antonia um den guten Ruf der Familie, da ihr Onkel für verrückt gehalten wird und dies ihre Hochzeit mit Doktor Carrasco gefährden könnte. Doch all das Gerede kann Don Quijote nicht von seinen Abenteuern und dem Werben um Aldonza, die er Dulcinea nennt, abbringen.

Immer treu an seiner Seite ist sein Wegbegleiter Sancho Panza, der ihm in jeder Lage bestmöglich versucht zu helfen. Da Don Quijote die Schänke weiterhin für ein Schloss hält, erbittet er vom vermeintlichen Schlossherren den Ritterschlag, welcher ihm versprochen wird.

Aldonza erkennt immer mehr, dass Don Quijote andere Absichten verfolgt als all die anderen Männer, die sie kennt, und möchte seine Beweggründe besser verstehen. Als sie wieder einmal von den Maultiertreibern bedrängt wird, kommen Sancho und Don Quijote ihr zu Hilfe und schlagen die Bande in die Flucht. Aldonza kümmert sich um die Verletzten und wird von den Männern geschändet.

Sancho und Quijote sollen auf Wunsch des Wirtes die Schänke verlassen. Der versprochene Ritterschlag wird vollzogen und die beiden ziehen weiter.

Auf ihrem weiteren Weg treffen sie auf eine Gruppe Landstreicher. In seiner Gutgläubigkeit lässt sich Don Quijote auf die Männer ein und sie werden von ihnen ausgeraubt. Mittellos und entkräftet kehren sie zurück zum Wirtshaus und erhalten widerwillig Einlass.

Don Quijote wird von Aldonza mit ihrer knallharten Realität konfrontiert, dass ihr Leben keine Fantasie ist und die Wahrheit nicht mit Geschichten geschönt werden kann. Dulcinea bleibt für ihn dennoch immer seine edle Dame.

Ein großer Spiegelritter fordert Don Quijote plötzlich zum Kampf heraus und bezeichnet ihn als Hochstapler. In dieser Figur sieht Don Quijote seinen Feind und gibt alles, um gegen ihn anzukommen. Hinter diesem Spiegelritter steckt Doktor Carrasco, der Quijote aus seiner Fantasiewelt herausholen möchte. An seinem Sterbebett stehen Don Quijote sein treuer Freund Sancho sowie seine edle Dame Dulcinea bzw. Aldonza zur Seite, was ihm noch einmal Kraft verleiht, bevor er seinen letzten Kampf verliert.

Nach Ende des Stückes in der Gefängniszelle werden Cervantes und sein Begleiter vor den Augen aller Mithäftlinge abgeholt und der Inquisition zugeführt …

© Susanne Reichardt

Der selbsternannten Ritter Don Quijote bzw. Cervantes wurde von Cusch Jung verkörpert, welcher sich hier auch für die Regie verantwortlich zeigt. In darstellerischer Präzision spielte er diese anspruchsvolle Rolle. Mit sehr viel Bühnenzeit sowie vielen Monologen erfordert diese Rolle absolute Konzentration, wie auch Feingefühl. Gesanglich nahm Jung das Publikum hervorragend mit in die Welt des Don Quijote. Bei dem bekannten Lied „The impossible dream“ zog er die Zuschauer in seinen Bann.

Den treuen Begleiter Sancho Panza spielte Winfrid Mikus. Absolut authentisch und sympathisch zauberte er dem Publikum immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Stets loyal an der Seite Don Quijotes, schloss man diese Rolle durch die herzliche Darbietung sofort ins Herz. Bei dem Lied „Ich mag ihn“ legte Mikus all seine Freundschaft und Loyalität hinein und berührte damit das Publikum.

Der starken und selbstbewussten Kellnerin Aldonza hauchte Anna Langner Leben ein. Mit viel Leidenschaft zeigte sie ihre Rollen in vielfältigen Varianten. Der Kontrast zwischen einer taffen Frau, welche die Männer in die Schranken weist, doch auch ihr Geld mit dem Verkauf ihres Körper verdienen muss und dennoch sehr zerbrechlich mit der knallharten Realität kämpfend, spielte sie hervorragend. Stimmlich war sie sehr kraftvoll vermochte aber auch die sanften Töne hervorragend vorzutragen und verlieh so jedem Lied die passenden Emotionen.

Ein bewegendes Stück über Fantasie, das Erzählen von Geschichten und die Wichtigkeit von treuen Wegbegleitern. Welche Kraft doch ein Theaterstück haben kann, auch wenn es im Gefängnis spielt. Sancho, der als treuer Begleiter immer an Quijotes Seite bleibt, egal was andere denken, ist beeindruckend. Immer noch aktuell ist das Thema der Stellung der Frauen. Die Stärke, welche Aldonza verkörpert im Kontrast zu ihrer Verzweiflung, wenn sie immer wieder gegen die Männer verteidigen muss, regt zum Nachdenken an. Untermalt wird dieses Musical von den wundervollen Liedern. Alle Darstellenden brachten Leidenschaft auf die Bühne und ließen darstellerisch, wie gesanglich keine Wünsche offen. Das wundervolle Orchester rundete diesen schönen Abend mit seiner Darbietung stimmungsvoll ab.

Am 20. Juli 2024 feiert diese Inszenierung nun endgültig seine Derniere und macht den Weg frei für etwas Neues bei den nächsten Heidelberger Schlossfestspielen. 

Cast & Crew

  • Don Quijote: Cusch Jung
  • Sancho Panza: Winfrid Mikus
  • Aldonza: Anna Langner
  • Der Gastwirt (Gouverneur): Klaus Brantzen
  • Dr. Carrasco (Herzog): Andreas Göbel
  • Antonia/Fermina: Theresa Immerz
  • Haushälterin/Maria: Vera Semieniuk / Judith Bloch
  • Maultiertreiber Pedro: Johann Larsson
  • Padre/Maultiertreiber Paco: Volker Metzger
  • Barbier / Maultiertreiber Juan: Bastian Kohn
  • Hauptmann / Maultiertreiber José: Marc Trojan
  • Maultiertreiber Leon: Paul Fruh
  • Musikalische Leitung: Johannes Zimermann/ Kens Lui
  • Regie: Cusch Jung
  • Bühne und Kostüme: Karin Fritz
  • Lichtdesign: Andreas Rehfeld
  • Choreografische Assistenz: Janet Calvert
  • Dramaturgie: Thomas Böckstiegel
  • Statisterie des Theaters Heidelberg
  • Philharmonisches Orchester Heidelberg

Wir bedanken uns für die Einladung zu den Heidelberger Schlossfestspielen 2024!


Artikel von Rebecca G.