Chormusical Bethlehem – Ein Musicalabend, der Hoffnung gibt

© Sandra Großhausmann

Uraufführung: 16. Dezember 2023 – rezensierte Vorstellung: 28. Dezember 2024

Wenn 11.000 Menschen gemeinsam für den Wunsch nach Frieden singen, entsteht eine unbeschreibliche Atmosphäre, die zeigt, was Musik bewirken kann und wie das gemeinsame Singen zu verbinden vermag. Die Stiftung Creative Kirche hat Ende Dezember das Chormusical in die Westfalenhalle Dortmund gebracht. Die Veranstaltung war mit 11.000 Zuschauern gut besucht. Davon gehörten 2.200 Sängerinnen und Sänger dem Chor bei. Das Publikum war bunt gemischt: Von jung bis alt, von Zuschauern aus dem näheren Umkreis, bis hin zu Gästen, die eine weite Anreise hinter sich hatten. Eins hatten alle gemeinsam: Den Wunsch, nach Frieden.

Der Abend begann mit einer Anmoderation, die wohl kaum jemanden kalt ließ. Die Besucher hatten die Möglichkeit durch den Erwerb der “Bethlehem Christbaumkugel” oder einer Spende im Saal, ein ganz wichtiges Projekt von “Brot für die Welt” zu unterstützen. So wurden an diesem Abend eine Spendensumme von 12.277 Euro gesammelt, die ukrainischen Kindern, die im Krieg leben, die Möglichkeit zu verschaffen, in Rumänien Urlaub zu machen. Um Frieden zu spüren. Selten ist eine Moderation derart berührend gewesen.

Zeitgleich wurde eine neue Uraufführung des Veranstalters für den 21. Februar 2026 in der Dortmunder Westfalenhalle bekanntgegeben. “Das Wunder der Schöpfung” wird an diesem Tag seine Premiere feiern.

Die Songtexte wurden über große Monitore die ganze Zeit hinweg eingeblendet und das Publikum zum Mitsingen eingeladen. Zu Beginn waren viele Besucher noch etwas verhalten, spätestens nach der Pause wurden sie dann aber mutiger und am Ende haben (fast) alle mitgesungen.

Die Geschichte ist nicht neu und doch aktueller denn je. Sie beschäftigt sich mit der Nächstenliebe in einer Welt, die von einem nach Macht gierenden Diktator regiert wird. Aber sie zeigt auch, wie eben dieser Tyrann, der einzig aus Sorge um seine Alleinherrschaft alle neugeborenen Kinder seines Reiches umbringen lassen will, durch den Mut der Mitmenschen zu Nichte gemacht wird.

Inhalt

Josef und seine hoch schwangere Frau Maria erreichen nach einer anstrengenden Reise die Stadt Bethlehem. Sie sind Fremde, aber statt Hilfe erfahren sie Verachtung und werden von den Bewohnern gemieden. Einzig eine Frau hat Mitleid und bietet den werdenden Eltern einen Stall zum Nächtigen an.

Als drei Weisen am Hof des skrupellosen König Herodes eintreffen und von einem Kometen, der die Geburt eines neuen Königs prophezeie, berichten, sieht dieser seine Alleinherrschaft in Gefahr. Er befiehlt seiner engsten Beraterin Mamba, diesen neuen König ausfindig zu machen.

Die Menschen vor den Toren Bethlehems sind arm und haben ihren Glauben an Gott verloren.

© Creative Kirche

Nachdem Herodes drei Weisen in seiner Gefangenschaft hat, verhört Mamba sie. Was sie da hört, kann sie nicht glauben. Zu fern liegt der Gedanke, es könne einen König geben, der Gerechtigkeit und Frieden in die Welt bringt. Der alle Menschen liebt, wie sie sind.

Nach der Geburt des Sohnes Gottes, verspricht Maria ihrem Neugeborenen, immer für ihn da zu sein. Nachdem die drei Weisen den neuen König ausfindig gemacht haben, sind sie sich uneins. Während zwei von ihnen, den Geburtsort vor dem grausamen Herodes geheim halten wollen, fürchtet der dritte sich vor dessen Zorn.

Als die Weisen ihrem König nichts von dem Geburtsort berichtet haben, befiehlt dieser, alle neugeborenen Kinder seines Reichs umbringen zu lassen. Ein Engel erscheint, der Maria und Josef warnt und ihnen rät, nach Ägypten zu fliehen. Ausgerechnet Mamba ist über Herodes Befehl entsetzt und will den Kindermord vereiteln. Sie serviert ihm einen Krug Wein, der ihn umbringt. Maria und Josef sind da aber bereits nach Ägypten geflohen, wo sie als Fremde ebenfalls abgelehnt werden.

Auch dort erscheint ihnen der Engel und verkündet, dass es sicher ist, nach Nazareth zurück zukehren.  Gemeinsam haben sie es geschafft, den Tyrann zu besiegen, den Schwachen zu helfen und sich gegen den Hass und für die Liebe zu entschieden.

Die Musik und Texte stammen von niemand geringerem als dem erfolgreichen Librettisten Michael Kunze sowie dem Erfolgskomponisten Dieter Falk. Michael Kunze ist u.a. als Autor von Musicals, wie “Elisabeth”, “Tanz der Vampire”, “Mozart”, “Rebecca” und vielen weiteren bekannt. Auch für seine Arbeit in der Popmusik wurde er mehrfach ausgezeichnet. Dieter Falk gewann mit seinen Produktionen für namhafte Bands wie PUR mehrfach den Echo und ist seit über 10 Jahren als Professor für Musikproduktion tätig. Paul Falk, der trotz seines jungen Alters schon für viele Größen in der Pop- und Schlagerbranche tätig war, wirkte als Co-Komponist. Dass die Melodien bei diesem Trio eingängig sind und für Ohrwürmer sorgen, ist nicht verwunderlich.

Gil Mehmert, der seit Jahren zu einem, der gefragtesten Regisseure zählt, hat auch hier bewiesen, dass er es versteht, ein Stück auch mit wenigen Mitteln perfekt zu inszenieren. Britta Tönne hat mit wenig Requisiten ein tolles Bühnen- und Kostümbild erschaffen. Für die Choreografie war Yara Hassan verantwortlich.

© Creative Kirche

Aufgrund des Sitzplatzes im zweiten Oberrang hatten wir einen guten Gesamtüberblick, konnten einzelne Kostüme oder die Mimik der Darsteller aber nicht erkennen. Das hat dem Stück keinen Abbruch getan, macht es aber nicht möglich, etwas darüber zu schreiben.

Die besondere Atmosphäre, die durch den Chor verstärkt wurde, war ein absolutes Highlight. Zum einen war die Energie in der gesamten Halle zu spüren, zum anderen wurde der Chor in die Lichtgestaltung mit integriert. Dieses überwältigende Gefühl muss man wahrscheinlich erlebt haben, um es zu verstehen. Zeitgleich gab es Momente, in denen nur der Chor hell angestrahlt wurde, sodass sie Sängerinnen und Sänger in Szene gesetzt und gewürdigt wurden. Das sind die kleinen Details, die den Abend besonders gemacht haben. Es waren nicht nur die Solisten, die ihren Raum hatten, sondern auch die Freiwilligen, die über Monate hinweg für diesen Abend geprobt haben.

Das Bühnenbild war schlicht. Der Hauptfokus lag auf dem einzelnen Buchstaben des Wortes “Bethlehem”, die verschoben werden konnten. Zum Ende des Stücks erstrahlten die einzelnen Buchstaben nicht mehr nur in blau, sondern bunt und unterstützten damit die Message, dass eine neue und bessere Zeit da ist.

Die Solisten konnten allesamt überzeugen, sodass es kaum möglich ist, einen Künstler oder eine Künstlerin besonders hervorzuheben.<7/p>

Alina Ju Tchin Simon, die zur Zeit im dritten Jahr ihrer Ausbildung an der bekannten Folkwang Universität der Künste ist, glänzte als Maria besonders bei dem Lied “Du wirst stets mein Kind sein” durch ihre klare, warme und zeitgleich kräftige Stimme, in der sie über die bedingungslose Liebe zu ihrem Neugeborenen sang.

Mischa Mang verkörperte Herodes und stellte seine herausragende Stimme perfekt in Szene. Es war ein Fiesling, dem wir gerne zugehört haben.

Karolin Konert ist seit Jahren eine erfolgreiche Musicaldarstellerin, die unter dem Namen KARO! auch ihre eigene Musik veröffentlicht hat. Sie beherrscht den Wechsel zwischen den sanften und lauten Tönen perfekt und transportiert vor allem eins: Gefühl.

© Creative Kirche

Fazit:

Ein emotionaler Abend, der aktueller nicht sein könnte. Der zeigt, dass Ausgrenzung und Hass keine Option sind und es sich lohnt, für Frieden zu kämpfen.

Wer selbst einmal Teil eines solchen Projekts werden möchte, kann sich aktuell noch für den Chor in diversen deutschen Städten bewerben. Nähere Informationen sind auf der Homepage www.chormusicals.de zu finden. Ab Mitte März 2025 haben alle, die noch kein Musical dieser Art gesehen haben, die Chance sich das Chormusical MARTIN LUTHER KING anzuschauen.

Cast & Crew:

  • Benjamin Oeser: Josef
  • Alina Ju Tchin Simon: Maria
  • Bonita Niessen: Engel (Cover Mamba, Erzählerin 2)
  • Mischa Mang: Herodes
  • Karolin Konert: Mamba / Erzählerin (Cover Engel)
  • Julia Lissel: Erzählerin 1 (Cover Maria)
  • Sebastian Wurth: Melchior
  • Florian Minnerop: Balthasar (Cover Herodes / Josef)
  • Marlon Wehmeier: Caspar
  • Veronika Rivó: Dance Captain und Swing
  • Stefan Stara: Swing
  • Silke Braas-Wolter: Swing
  • Til Ormeloh: Swing
  • Gil Mehmert: Regie
  • Yara Hassan: Choreografie
  • Britta Tönne: Bühnen- und Kostümbild
  • Michael Kunze: Librettist
  • Dieter Falk: Komponist
  • Paul Falk: Co-Komponist
  • Miram Schäfer, Danny Neumann, Roland Orthaus: Dirigat

Wir bedanken uns für die Einladung!


Artikel von Sandra


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