CARRIE – Musical Company Pinneberg 2025

Die Musical Company Pinneberg zeigt diesen Herbst an ausgewählten Tagen das Musical CARRIE nach dem Roman von Stephen King. Die Musik stammt von Michael Gore mit einer deutschen Textfassung von Martin Wessels-Behrens und Judith Behrens. Die Musical Company Pinneberg ist ein Verein mit rund 100 Mitgliedern im Alter von 8 bis 80 Jahren. Regie, musikalische Leitung und Choreografie dies alles wird mit kreativen Köpfen aus den eigenen Reihen der Vereinsmitglieder besetzt. Die Darstellenden auf der Bühne haben unterschiedliche Vorerfahrungen. Manche haben eine professionelle Ausbildung in Gesang, Tanz und Schauspiel, andere jedoch auch nicht. Alle gemeinsam erschaffen sie ein Musicalerlebnis, welches sich sehen und hören lassen kann.
Das Musical CARRIE erzählt die tragische Geschichte der schüchternen Teenagerin Carrie White. In der Schule wird sie von ihren Mitschülern gemobbt und ausgegrenzt. Zu Hause leidet sie unter der tief religiösen Mutter Margaret, deren Ausübung der Religion fanatische Züge einnimmt. Margaret ist so tief religiös, dass sich alles in ihrem Leben nur um den Glauben dreht und auch vor ihrer eigenen Tochter macht sie mit ihrer wahnhaften Art nicht Halt. Als Carrie entdeckt, dass sie über telekinetische Kräfte verfügt, beginnt sich ihr Leben zu verändern. Eine scheinbar freundliche Geste ihrer Mitschülerin Sue und deren Freund Tommy führt dazu, dass Carrie zum Abschlussball eingeladen wird. Doch was als Wendepunkt gedacht war, endet in einer Katastrophe, als ein grausamer Streich ihre Kräfte entfesselt – mit verheerenden Folgen.
Die Musical Company bringt mit vereinten Kräften das Musical CARRIE auf die Bühne. Sicherlich kein leichtes Unterfangen. Doch man merkt von Beginn an: Es steckt viel Liebe und Herzblut (und bei jeder Aufführung auch zwei Liter selbstgemachtes Kunstblut) in der Aufführung.

Das Bühnenbild ist schlicht, doch man hat sich eindeutig Gedanken gemacht. So wurde alles auf das Wesentliche reduziert. Auf der Bühne befanden sich drei große Treppen, die je nachdem welche Szene gerade gespielt wurde mal als Klassenraum, dann wieder als Carries Zimmer oder aber auch als Ballsaal dienten. Ergänzt wurde das Bühnenbild durch einen Tisch mit zwei Stühlen beziehungsweise einem Stuhl im Scheinwerferlicht, der den Verhörsaal darstellen sollte. Natürlich kamen auch kleinere Requisiten zum Einsatz wie etwa Gläser, Flaschen oder Ähnliches. Statt sich in vielen verschiedenen Hintergrundbühnenbildern zu verlieren (Schule, Turnhalle, Umkleide, Carries Wohnung, etc.), wurde stattdessen der Fokus auf das Schauspiel und den Gesang gelegt. Dies ist hervorragend gelungen.
Alle Darsteller und Darstellerinnen haben erstklassig gespielt und gesungen. Besonders Svea Bigge als Carrie White, Nikola Frehsee als ihre Mutter Margaret und Felicitas Noe als Sue Snell haben uns im Besonderen beeindruckt. Svea Bigge überzeugte mit einer facettenreichen Darstellung der Titelrolle. Mit großer Ausdruckskraft ließ sie Carrie von der schüchternen, verunsicherten Schülerin zur selbstbewussten jungen Frau heranwachsen, die sich mutig gegen ihre übermächtige Mutter auflehnt. Besonders in ihren Solonummern zeigte sie eindrucksvoll ihr gesangliches Können und fesselte das Publikum mit einer starken Bühnenpräsenz und emotionaler Tiefe.

Nikola Frehsee beeindruckt als Margaret White mit einer außergewöhnlich intensiven und zugleich nuancierten Darstellung. Ihre schauspielerische Leistung verleiht der streng religiösen Mutter eine beklemmende Dimension, die zwischen fanatischer Strenge und verletzlicher Menschlichkeit pendelt. Besonders hervorzuheben ist ihre stimmliche Präsenz: Mit kraftvollem, emotional aufgeladenem Gesang füllt sie jede Szene und vermittelt die innere Zerrissenheit ihrer Figur auf eindrucksvolle Weise. Ihre Performance zählt zu den großen Höhepunkten des Abends und bleibt nachhaltig im Gedächtnis.
Felicitas Noe überzeugte mit einer herausragenden schauspielerischen Leistung. Besonders bemerkenswert war, wie mühelos es ihr gelang, zwischen der verängstigten, im Gerichtssaal sitzenden Figur und den Rückblenden in die bewegte Vergangenheit zu wechseln. Mit fein nuanciertem Spiel und präziser Körpersprache ließ sie beide Ebenen glaubhaft und berührend lebendig werden. Ihre Darbietung zog das Publikum in den Bann und machte die inneren Konflikte der Figur auf eindrucksvolle Weise spürbar. Auch gesanglich konnte sie auf ganzer Linie überzeugen. Ihr Duett mit ihrem Freund Tommy Ross (gespielt von Paul Partholl) war sehr gefühlvoll und authentisch.
Paul Partholl in der Rolle des Tommy Ross begeisterte mit einer sympathischen und glaubwürdigen Darstellung. Mit natürlicher Ausstrahlung, spürbarer Wärme und Ehrlichkeit verkörperte er den beliebten, aber sensiblen Schüler, der Carries Vertrauen gewinnt. Besonders in den gemeinsamen Szenen mit Carrie zeigte er feines Gespür für emotionale Zwischentöne und sorgte für berührende Momente. Auch gesanglich überzeugte er mit klarer Stimme, sicherer Intonation und viel Ausdruck. Seine Performance machte Tommy Ross zu einer der zentralen, positivsten Figuren des Abends und trug entscheidend zur emotionalen Wirkung der Inszenierung bei.

Das Ensemble des Musicals CARRIE überzeugte mit beeindruckender Geschlossenheit und intensivem Spiel. Besonders in den Mobbing-Szenen zeigten die Mitwirkenden großes schauspielerisches Können – jede Emotion, jede Reaktion wirkte authentisch und sorgte dafür, dass die beklemmende Atmosphäre dieser Momente spürbar wurde. Allen voran Sophia Hinrichsen und Jamie Lindemann als Chris Hargensen und Billy Nolan. Die zwei spielten Carries Peiniger mit großer Überzeugung und Leidenschaft. Durch präzises Zusammenspiel und starke Präsenz auf der Bühne gelang es dem Ensemble, die Dynamik einer Schulklasse zwischen Oberflächlichkeit, Gruppenzwang und Schuldgefühl eindrucksvoll darzustellen. Auch gesanglich präsentierte sich die Gruppe auf hohem Niveau.
Wir finden es großartig, was die Musical Company Pinneberg gemeinsam auf die Beine stellt und würden wir nicht so weit weg wohnen, würden wir bestimmt in den Verein eintreten.
Wer das Stück gerne live erleben möchte hat vom 30.10. bis 02.11. noch im Sprechwerk Hamburg die Gelegenheit dazu. Gleichzeitig möchten wir an dieser Stelle schon einmal Werbung für die kommenden Stücke der Musical Company machen: Im März 2026 zeigen die Mitglieder des Vereins das Stück CATCH ME IF YOU CAN und im nächsten Herbst ALICE BY HEART.
- Svea Bigge
- Nikola Frehsee
- Felicitas Noe
- Paul Partholl
- Alena Bruhin
- Sophia Hinrichsen
- Jamie Lindemann
- Stefan thor Straten Wolf
- Julia Naemi Heigener
- Sandra Hofmann
- Lina Döpelheuer
- Kristin Witte
- Lennard Wenck
- Adriano Schulze
- Jonas Bigge
- Band: Ananta Effendie, Alexandra Karmann, Peer Eggers, Thies Albrecht, Marlon Sdun, Manfred Domidian, Silvio Höhns
- Felicitas Noe
- Julia Lienert
- Sophia Hinrichsen
- Lennard Wenck
- Marlon Sdun
Wir bedanken uns bei der Musical Company Pinneberg für die Einladung!