Cabaret – St. Pauli Theater auf Tournee

Gastspiele in Hannover und Köln

© Kerstin Schomburg

Premiere & besuchte Show der Tour: 25. Juni 2024 in Hannover

Im Sommer 2024 heißt es wieder „Willkommen, Bienvenue, Welcome!“ im schillernd-verruchten Kit Kat Club. Die gefeierte Inszenierung von Ulrich Waller und Dania Hohmann ist erstmals außerhalb von Hamburg zu erleben. Das Stück spielt in Berlin Anfang der 1930er Jahre, kurz vor dem Aufstieg der Nationalsozialisten. Es erzählt die Geschichte von der Liebe und ihrem Scheitern in diesen politisch schwierigen Zeiten.

Der charismatische Conférencier, hier gespielt von Tim Fischer, und seine Kit Kat Girls begrüßen das Publikum mit dem schwungvollen Song „Willkommen“ im Klub. Die Atmosphäre ist verführerisch und unheimlich zugleich. Ein Vorgeschmack auf das Berlin der 1930er Jahre.

Der amerikanische Schriftsteller Cliff Bradshaw kommt auf der Suche nach Inspiration nach Berlin. Auf Empfehlung seiner Reisebekanntschaft Ernst Ludwig, mietet er ein Zimmer bei der freundlichen, aber schüchternen Vermieterin Fräulein Schneider. Am Abend besucht Bradshaw den Kit Kat Klub, wo er auf die faszinierende Sängerin Sally Bowles trifft. Die beiden fühlen sich sofort zueinander hingezogen und beginnen eine leidenschaftliche Liebesbeziehung.

Parallel dazu entwickelt sich die Beziehung zwischen Fräulein Schneider und ihrem jüdischen Untermieter, dem freundlichen Obsthändler Herrn Schulz. Durch den wachsenden Antisemitismus, sowie durch politische Spannungen wird die Beziehung der beiden auf eine harte Probe gestellt.

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Die Szenerie wird düsterer und beginnt mit dem zerstörten Obstladen von Herrn Schulz. Der Laden wurde von Vandalen überfallen, was die aufkommende antisemitische Gewalt im damaligen Berlin verdeutlicht. Fräulein Schneider trifft kurz darauf am Ort des Geschehens ein. Schwerem Herzens und aus Angst vor der drohenden Gefahr und dem Einfluss der Nazis, löst sie die Verbindung zu Herrn Schulz.

Währenddessen gerät Cliff Bradshaw in eine gefährliche Konfrontation mit Ernst Ludwig. Nachdem Bradshaw ihm gegenüber klargestellt hat, dass er die Nazis verabscheut, wird er von einer Gruppe nationalsozialistischer Anhänger brutal zusammengeschlagen.

Daraufhin erkennt er, dass er die politische Situation nicht länger ignorieren kann und beschließt, Berlin zu verlassen. Gemeinsam  mit Sally Bowles will er nach Paris fliehen, um dort mit ihr ein neues Leben zu beginnen. Doch Sally sehnt sich immer mehr nach ihrem alten Leben im Kit Kat Klub. Sie will ihre Karriere im Klub fortsetzen und ist nicht bereit, Berlin zu verlassen. Diese Meinungsverschiedenheit führt schließlich zur Trennung des Paares. Bradshaw reist allein ab, während Sally beschließt, im Klub zu bleiben.

Der Conférencier verabschiedet das Publikum und hinterlässt einen bleibenden Eindruck von der Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit des Lebens.

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Bühnenbild

Das Bühnenbild besteht hauptsächlich aus langen Vorhängen, sowie schillerndem Lametta, welches am gesamten Bühnenrand aufgehängt ist. Diese sorgen für den Glanz und die schillernde Atmosphäre im Kit Kat Klub. An den äußeren Rändern der Bühne befinden sich kleine Tische, die die Szene im Klub vervollständigen.

Ein Türelement, bestehend aus vier einzelnen Türen, wird abwechselnd vom Bühnenrand in die Mitte der Bühne geschoben und stellt symbolisch das Mietshaus bzw. den Eingang zu Bradshaws Zimmer dar. In seinem Zimmer befinden sich ein schlichtes Sofa und ein Beistelltisch mit Stuhl. Eine Litfaßsäule dient als Obstladen von Herrn Schulz und wird geschickt in die Handlung integriert.

Das Bühnenbild wirkt nie überladen und bleibt pro Szene schlicht gehalten, was die Aufmerksamkeit auf die Darstellenden lenkt. Die Schauspieler wechseln die Kulissen selbst, was dem Stück eine dynamische Note verleiht. Diese geschickte Gestaltung trägt wesentlich dazu bei, die Geschichte von „Cabaret“ auf eindrucksvolle Weise zu erzählen.

Auch das angenehme Ambiente der Staatsoper trägt dazu bei, sich wohlzufühlen und einen Ausflug ins Berlin der 1930er Jahre zu unternehmen.

Besetzung

Die Besetzung in dieser Inszenierung von „Cabaret“ ist in ganzer Linie überzeugend. Die Kombination dieser herausragenden Darsteller macht diese Inszenierung von „Cabaret“ zu einem unvergesslichen Erlebnis, das sowohl emotional berührt als auch zum Nachdenken anregt.

Tim Fischer führt als Conférencier das Publikum unterhaltsam und kurzweilig durch das Stück und die einzelnen Szenen, wobei die Grenzen zwischen Bühne und Realität immer mehr verschwimmen. Meisterhaft balanciert er zwischen heiteren und düsteren Momenten. Getreu dem Motto „The Show must go on“ und dem titelgebenden Song “Life is a Cabaret” verkörpert er in jeder Szene den Geist des Musicals. Auch die Rätselhaftigkeit der Figur gelingt ihm sehr gut und lässt sie faszinierend und undurchsichtig erscheinen.

Anneke Schwabe als Sally Bowles ist eine schillernde Erscheinung. Sie spielt die Rolle mit großer Leidenschaft und verkörpert dabei das Exzentrische und Rebellische, das Sally Bowles so unverwechselbar macht. Schwabe bringt die zwei Seiten der Figur großartig zur Geltung. Einerseits die lebenslustige Frau, die das Feiern und das Leben im Moment genießt. Und andererseits die verletzliche Seite, welche sich hinter der schillernden Fassade verbirgt und Unsicherheit und Angst hervorruft. Ihre Energie und Bühnenpräsenz ziehen das Publikum sofort in ihren Bann.

Sven Mattke liefert eine tiefgründige Darstellung des Clifford Bradshaw, der hohe Erwartungen an das Leben und seine Erfahrungen in Berlin hat. Er bringt die Selbstreflexion und Entschlossenheit der Figur großartig  rüber. Auch die nachdenkliche Seite der Figur, das Einstehen für die eigenen Überzeugungen und den Kampf gegen Ungerechtigkeit stellt er hervorragend dar.

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Anneke Schwabe und Sven Mattke harmonieren auf der Bühne perfekt und geben ein leidenschaftliches Paar ab. Gemeinsam gelingt es ihnen, die Intensität und Vielschichtigkeit ihrer Beziehung eindrucksvoll zu vermitteln, was das Publikum mitfühlen lässt.

Katharina Blaschke überzeugt als warmherzige Fräulein Schneider. Die fürsorgliche Vermieterin kümmert sich liebevoll um ihre Mieter und Freunde. Ihre sensible und berührende Darstellung verleiht der Figur Tiefe. Blaschke stellt auch die zögerliche und ängstliche Seite der Figur perfekt dar, insbesondere die Angst vor den politischen Veränderungen und der damit einhergehenden gesellschaftlichen Meinung über sie.

Stephan Schad als Herr Schulz bringt mit seiner Darstellung des sympathisch unbeholfenen Charakters die optimistische und gutherzige Seite des Stückes zur Geltung und sorgt für einige Schmunzler und heitere Momente. Durch die jüdische Identität seiner Figur bringt er berührend die zunehmend feindseligen Züge des damalig gesellschaftlichen Denkens zur Geltung.

Auch Katharina Blaschke und Stephan Schad harmonieren ebenfalls wunderbar auf der Bühne. Die Beziehung ihrer Charaktere bringt sowohl heitere als auch romantische Momente in das Musical. Die romantische Entwicklung ihrer Beziehung lässt das Publikum mit fiebern und auf ein Happy End hoffen.

© Kerstin Schomburg

Holger Dexne stellt als Ernst Ludwig den düsteren Part des Musicals dar. Die Wandlung dieses Charakters während des Stücks wird von ihm eindrucksvoll verkörpert. Anfänglich freundlich und gewinnend im Auftreten, und im weiteren Verlauf der Geschichte verlogen und gefährlich. Diese Wendung bringt die Spannung und Dramatik in die Handlung.

Mit einem erstklassigen Live-Orchester unter der Leitung von Matthias Stötzel, werden die Schlüsselszenen mit Songs wie „Willkommen“, „Don’t Tell Mama“, „Der morgige Tag“ (Tomorrow Belongs to Me) und „Cabaret“ eindrucksvoll in Szene gesetzt. Die Musik verstärkt die emotionale Wirkung des Musicals und verleiht dem Ganzen eine kraftvolle und bewegende Atmosphäre.

Fazit

“Cabaret” ist ein kraftvolles und bewegendes Musical, das vielen in der heutigen Zeit aus dem Herzen spricht. Das Stück zeigt, wie unterschiedlich die Menschen auf die sich verändernden politischen Bedingungen reagieren – von Ignoranz und Flucht in den Hedonismus bis hin zu tragischen Opfern. Es thematisiert Dekadenz und Verfall, politische Naivität und den Aufstieg des Faschismus.

Dieses grandiose Musical gastiert vom 30.07. – 04.08.2024 in der Kölner Philharmonie. Tickets gibt es an allen bekannten VVK-Stellen!

Vollständige Besetzung des Abends

  • Conferencier: Tim Fischer
  • Sally Bowles: Anneke Schwabe
  • Clifford Bradshaw: Sven Mattke
  • Fräulein Schneider: Katharina Blaschke
  • Herr Schulz: Stephan Schad
  • Ernst Ludwig: Holger Dexne
  • Fräulein Kost: Anne Weber
  • Mini Mussolini: Rene Becker
  • Helga: Vicky van Zijl
  • Tex: Steven Seale
  • Franz: Peter Knauder
  • Rosie: Stephan Zencker

 

Wir bedanken uns bei ATG Entertainment für die Einladung!


Artikel von Katharina