Bühne am Roten Tor Augsburg 2024 – Sister Act

Zeig mir den Himmel!

© Jan-Pieter Fuhr

Premiere: 06. Juli 2024 – rezensierte Vorstellung: 13. Juli 2024

Sister Act, den Film aus den 90er Jahren, mit Whoopie Goldberg in der Hauptrolle, kennt wohl so ziemlich Jeder aus meiner Generation. Die Bühnenadaption von Cheri und Bill Steinkeller mit der Musik von Alan Menken hatte ich aber bisher noch nicht gesehen und so freute ich mich über die Einladung des Staatstheaters Augsburg zu deren Inszenierung auf der Freilichtbühne am Roten Tor. 

Wenn man den Zuschauerbereich betrat, fiel einem sofort das schöne Bühnenbild von Karel Spanhak ins Auge, ein angedeuteter Kirchenraum mit hohen Steinbögen, bunten Glasfenstern, großen Bannern und einem Kreuz an der Wand. Das Bühnenbild hat eine obere Ebene (Büro der Mutter Oberin), mittlere Ebene (durch Stufen etwas erhöht) und unten den Kirchenraum/Curtis Club. Die Live-Band Abyss & The Holy Horns unter der Leitung von Sebastian van Yperen ist links in einem Seitenflügel der Bühne untergebracht.

Die Beleuchtung von Günter Zaworka ist das ganze Stück über sehr angenehm, teilweise wird durch rot/blau/lilane Beleuchtung, angepasst an die Glasfensterfarben, deren Leuchtkraft noch verstärkt oder auch die Lichtatmosphäre eines Kirchenraumes imitiert. Die gerade wichtigen Bereiche der Handlung werden auch immer wieder mit helleren Spots hervorgehoben vom Rest der Bühne.

© Jan-Pieter Fuhr

Das Stück beginnt in Curtis (Cedric Lee Bradley) Club in den 70er Jahren. Dort probt Deloris (Dominique Aref) gerade für einen Gesangsauftritt, den ihr Curtis aber nicht geben will, weil er der Meinung ist, sie sei noch nicht gut genug. Wütend darüber und noch über einige andere Dinge, beschließt Deloris Curtis zu verlassen. Als sie gerade gehen will, bekommt sie mit, wie Curtis und seine Handlanger einen Mitarbeiter ermorden, weil sie denken er hätte sie bei der Polizei verraten. Deloris wird entdeckt und muss fliehen, weil Curtis sie nun auch umbringen will. So landet sie bei Kommissar Eddie Fritzinger (Dennis Weissert), der schon länger hinter Curtis her ist und bisher aber keine Beweise gegen ihn hatte. Es stellt sich sogar heraus, dass Eddie und Deloris zur selben Schule gingen und er schon immer in sie verliebt war, deswegen will er ihr auch unbedingt helfen und kommt auf die Idee sie in einem Kloster zu verstecken, bis es zum Prozess gegen Curtis kommt, bei dem Deloris dann aussagen soll. Weder Deloris, noch die Mutter Oberin des Klosters (Maryanne Kelly) sind von der Idee begeistert, aber es bleibt keine Wahl. Immer wieder kommt es zu Streitigkeiten zwischen den Beiden, weil ihre Welten und ihr Denken einfach grundverschieden sind und eines Tages verdonnert die Mutter Oberin Deloris dazu, den eher unterirdischen Klosterchor mit ihrer gesanglichen Kompetenz zu unterstützen. Nach anfänglicher Frustration beginnt Deloris den Chor aufzupeppen mit poppigeren Einflüssen und entfacht in den Klosterschwestern eine regelrechte Leidenschaft für ihre Art des Singens, sehr zum Missfallen der Mutter Oberin, die sehr konservativ eingestellt ist. Der neue Chorgesang lockt aber wieder mehr Leute in die Kirche und viele Medien werden aufmerksam und sogar der Papst hat seinen Besuch angekündigt und so ist die Mutter Oberin quasi gezwungen es zu tolerieren. Allerdings findet durch die mediale Aufmerksamkeit leider auch Curtis heraus, wo sich Deloris versteckt hält und will sie sich, zusammen mit seinen Handlangern, holen. So kommt es zum großen Showdown im Kloster, wo die Schwestern, die Mutter Oberin und Eddie mit vereinten Kräften für Deloris kämpfen und es so schaffen, sie zu beschützen bis Curtis endgültig verhaftet werden kann. All das bringt Deloris und die Mutter Oberin zum Nachdenken und sie schließen am Ende doch noch ihren Frieden miteinander mit der beiderseitigen Erkenntnis, dass sie doch auch Manches von der jeweils Anderen lernen können. Und am Ende kann so der Auftritt vor dem Papst auch noch wie geplant, gemeinsam mit Deloris, stattfinden…

© Jan-Pieter Fuhr

Die Kostüme von Aleksandra Kica sind der Handlung des Stückes entsprechend im 70er Jahre Stil, oft sehr auffällig, bunt, mit viel Glitzer, außer die Kleidung der Nonnen im Kloster, die ist traditionell schwarz-weiß gehalten und Curtis und seine Handlanger tragen eher Braun- und Beigetöne, wie in dieser Zeit in der Männermode auch üblich.

Bei der Musik des Stückes ist die Handschrift Alan Menkens oft zu erkennen. Die Songs sind schwungvoll, poppig, teils auch mit Jazz und Souleinflüssen oder beim Klosterchor dann auch kombiniert mit Auszügen aus traditioneller Kirchenmusik. Auch die ein oder andere emotionale, kraftvolle Ballade ist dabei. Die Musik des Musicals ist aber vollkommen eigenständig und hat nichts mit dem Soundtrack des Films aus den 90ern zu tun, was wohl urheberrechtliche Gründe hatte.

Die energiegeladenen, teils leicht überzogenen Choreografien von Ralph Frey passen wunderbar zu diesem schwungvollen und humorvollen Stück und seiner Musik.

© Jan-Pieter Fuhr

Dominique Aref hat als Deloris eine starke Bühnenpräsenz. Sie spielt die selbstbewusste, freche Rolle sehr überzeugend und auch stimmlich zeigt sie sowohl bei den energiegeladenen, als auch bei den emotionalen Songs eine klasse Leistung und fesselt damit stets die Zuschauer.

Maryanne Kelly wirkt als strenge, konservative Mutter Oberin, die auch immer mal ein wenig ihre mitfühlende Seite durchblitzen ließ, sehr authentisch. Ihrer angenehmen Stimme hört man gerne zu.

Cedric Lee Bradley schafft es prima den durchtriebenen Curtis stets dominant, herrisch und einschüchternd wirken zu lassen. Christian Sattler, Tillmann Schmuhl und Brandon Miller sorgen als etwas unbeholfene Handlanger TJ, Joey und Pablo für den gekonnten Gegensatz zu Curtis und bringen eine gewisse Komik mit sich.

© Jan-Pieter Fuhr

Dennis Weissert kommt als Eddie Fritzinger durchweg sympathisch rüber, man fühlt als Zuschauer mit ihm, wenn er mit seinem Looser-Image seit der Kindheit hadert, vor allem wenn er in seinem Solosong „Tief in mir“ emotional sein Leid beklagt. Und man freut sich auch mit ihm über sein Happy End.

Die Klosterschwestern spielen ihre Rollen durch die Bank überzeugend, den schiefen Gesang beim ersten Auftritt des Klosterchores muss man so auch erstmal performen. Vor allem Natalie Hünig als Schwester Mary Lazarus und Mirjana Milosavljevic als Schwester Nirvana sorgen mit ihren tollen, humorvollen Auftritten auch immer wieder für so einige Lacher beim Publikum. Marije Louise Maliepaard als Schwester Mary Roberts zeigt deren Entwicklung, von der äußerst schüchternen Klosterschülerin zur selbstbewussten Frau, die noch etwas von der Welt sehen will, richtig glaubhaft und unterstreicht dies auch stimmlich eindrucksvoll bei ihrem Solo „Die Welt, die ich nie sah“.

Unterstützt werden die Hauptdarsteller zusätzlich von der Statisterie des Staatstheater Augsburg.

Wer einen unterhaltsamen, lustigen und zugleich emotionalen Abend mit toller Musik und klasse Stimmen erleben möchte, der ist bei Sister Act in Augsburg genau richtig. Das Stück wird noch bis 27.07.24 aufgeführt, momentan sind alle Vorstellungen bereits ausverkauft, manchmal gibt es aber kurzfristig nochmal Restkontingente an der Abendkasse.

Cast & Crew

  • Deloris: Dominique Aref
  • Mutter Oberin: Maryanne Kelly
  • Schwester Mary Robert: Marije Louise Maliepaard
  • Schwester Mary Patrick/ Tina: Nadine Stöneberg
  • Schwester Mary Lazarus: Natalie Hünig
  • Schwester Mary Curata/ Michelle: Anna Angelini
  • Schwester Mary Nirvana: Mirjana Milosavljevic
  • Schwester Mary Lichter: Melanie Maderegger
  • Schwester Mary Honorata: Julia Bergen
  • Schwester Mary Lafer: Svea Harder
  • Schwester Mary Passionata: Amy Sellung
  • Schwester Mary Fugata: Carola Bach
  • Schwester Mary Augusta: Gerhard Werlitz
  • Monsignore O Hara/ Ernie: Klaus Müller
  • Eddie: Dennis Weissert
  • Curtis: Cedric Lee Bradley
  • TJ: Christian Sattler
  • Joey: Tillmann Schmuhl
  • Pablo: Brandon Miller

Wir bedanken uns beim Staatstheater Augsburg für die Einladung!


Artikel von Claudia