Bücherwelt: Leseempfehlungen für Kinder & Jugendliche

In den vergangenen Wochen haben wir uns vorwiegend auf Leseempfehlungen aus dem Erwachsenenbereich fokussiert – dabei soll es aber natürlich nicht bleiben. Daher haben wir dieses Mal drei empfehlenswerte Bücher aus dem Kinder- und Jugendbereich herausgesucht. Bevor es losgeht, möchte ich unbedingt noch einmal darauf hinweisen, dass eine Zielgruppenempfehlung ab dem Jugendalter keinesfalls impliziert, dass wir als Erwachsene keine schöne Lesezeit mit der Geschichte verbringen können!

Alchemy of Secrets von Stephanie Garber (ab 14 Jahren)

© Penguin Randomhouse

Inhalt

Folklore 517: Lokale Legenden und urbane Mythen, unterrichtet von einer Frau, die alle nur »die Professorin« nennen.

Die meisten Studierenden glauben, dass die Geschichten der Professorin nur erfunden sind. Es gibt keinen Mann in Hollywood, den man anrufen kann, um zu erfahren, wann man sterben wird. Es gibt keine Hotelbar in Los Angeles, in der es spukt und der Teufel höchstpersönlich sich gerne die Zeit vertreibt. Und so etwas wie Magie gibt es ohnehin nicht. Aber … keine von ihnen hat eine so tragische Vergangenheit wie Holland St. James. Holland hofft, mit ihrer Abschlussarbeit ihre Vergangenheit neu schreiben zu können. Und das, indem sie beweist, dass einige der berüchtigtsten Todesfälle im alten Hollywood in Wirklichkeit Morde waren – begangen von niemand anderem als dem Teufel selbst. Sie ahnt nicht, dass die Recherche sie in eine tödliche Welt voller jahrhundertealter Geheimnisse und unvorstellbarer Lügen führen wird. Und auf die Spur zweier extrem gefährlicher Männer, die beide bereit sind, alles zu tun, um eine Magie ausfindig zu machen, die Hollands Leben entweder für immer verändern oder völlig zerstören wird.

Was macht die Geschichte aus?

Holland ist eine außerordentlich mutige Protagonistin, die sich allerdings immer wieder die Frage stellen muss, wem sie noch vertrauen kann und wer ein falsches Spiel mit ihr treibt. Während sie allmählich immer mehr Details enthüllt, gerät sie gleichzeitig in immer größere Gefahr. 

Die Geschichte wird in der dritten Person erzählt, dennoch erfahren wir viel über Hollands Innenleben. Auch wenn das Hauptaugenmerk auf dem Inhalt liegen sollte, möchte ich an dieser Stelle auf die wunderbare Optik des Buches hinweisen. Es ist eine edle Hardcover-Ausgabe, unter dessen Schutzumschlag sich ein wunderbares Detail verbirgt – das wir an dieser Stelle natürlich nicht vorwegnehmen möchten. 

Das Seitenlayout ist übersichtlich gestaltet, die Schrift ist etwas größer.

Fazit: Ein Hinweis für alle, die Geschichten lieben, aber lieber hören als selbst zu lesen: Es gibt eine hervorragende Hörbuchfassung, gesprochen von Lena Tiemann.

Whisperwicks – Die Suche nach den Flüsterflammen von Jordan Lees (ab 11 Jahren)

© Penguin Randomhouse

Inhalt

Benjamiah liebt es, seiner Oma in der Buchhandlung auszuhelfen. Er glaubt an Wissenschaft, Logik und die Macht der Vernunft. Er glaubt nicht an Magie. Doch als er mit der Post ein mysteriöses Geschenk erhält, wird er in die Parallelwelt von Winkelwald geführt, wo sich dunkle Geheimnisse in einem riesigen Straßenlabyrinth verbergen, aus dem es kein Entkommen gibt. Zusammen mit Elizabella, von deren Vater er in dem fremden Ort aufgenommen wird, nimmt er eine Reihe von magischen Prüfungen auf sich, um das Verschwinden ihres Zwillingsbruders aufzuklären. Er hofft dabei, mit Hilfe der Flüsterflammen selbst einen Weg aus Winkelwald zurück nach Hause zu finden. Vor Elizabella und Ben liegt eine gefährliche Suche nach der Wahrheit.

Was macht die Geschichte aus?

Winkelwald als Parallelwelt wirkt geheimnisvoll, düster und ist von einer gewissen Melancholie gezeichnet. Menschen kehren von dort nicht nach Hause zurück und es ist unmöglich, die Orientierung ohne Hilfe beizubehalten.

Benjamiah tritt äußerst mutig auf und stürzt sich wagemutig in die Gefahren, ohne zu wissen, ob er seine Heimat je wieder sehen wird.

Gemeinsam begeben sich Benjamiah und das Mädchen Elizabella auf die Suche nach ihrem verschwundenen Zwillingsbruder. Elizabella ist ebenfalls sehr mutig − was sie insbesondere auszeichnet, ist ihre tiefe Verbundenheit und Liebe zu ihrem Zwillingsbruder.  Zwar wehrt sie sich anfänglich dagegen, Benjamiahs Hilfe anzunehmen, doch im Verlauf entwickeln die beiden eine zauberhafte Dynamik.

Der Schreibstil ist flüssig, die Geschichte wird in der dritten Person erzählt und bietet eine Menge Rätsel und Herausforderungen, denen sich die Charaktere stellen müssen. Die Schrift ist relativ groß, das Seitenlayout übersichtlich.

Fazit: Ein interessanter Weltenbau mit neuartigen Ideen, dessen Handlung mehr als eine reine Abenteuergeschichte umfasst. Vielmehr werden wichtige Themen wie familiärer Zusammenhalt, die Bedeutung wahrer Freundschaft und Vertrauen aufgegriffen.

Einsam von Britta Teckentrup (ab 4 Jahren)

© Penguin Randomhouse

Inhalt

Britta Teckentrups neues Buch über Emotionen ist dem leider äußerst aktuellen Thema Einsamkeit in der Kindheit gewidmet.

Zwar ist das Gefühl, allein zu sein, ganz natürlich und jeder und jede kennt es. Doch kann es auch sehr beunruhigend und beängstigend sein, wenn sich ein Kind einsam fühlt. Mit der für sie charakteristischen Sensibilität erkundet Britta Teckentrup solche Momente, in denen die Welt weit entfernt scheint und wir mit der schweren Stille kämpfen, die uns umgibt, wenn sich die Einsamkeit wie ein allumfassender Schatten über uns legt. In einer Welt, in der Kinder wie Erwachsene häufig an solchen intensiven Gefühlen leiden, bietet dieses Buch eine ruhige, mitfühlende und verständnisvolle Stimme, die jungen Leser*innen hilft, ihre Gefühle zu erkennen und zu benennen. Das Buch vermittelt Kindern, dass Einsamkeit zwar traurig und schwierig sein kann, aber ein Teil des Lebens ist, den jede*r erlebt. Und es bietet einen Hoffnungsschimmer: auch in den dunkelsten Momenten liegt vor uns die Möglichkeit von Licht und Verbindung.

Ein schönes und wichtiges Buch für alle, die mit Kindern über das Gefühl der Einsamkeit sprechen möchten.

Was macht das Bilderbuch so wertvoll?

Es gibt Gefühle, denen wir alle begegnen: Angenehme und weniger angenehme. Die Einsamkeit gehört zweifelsohne zur zweiten Kategorie – und doch betrifft sie mittlerweile vermehrt auch Kinder. 

Schon auf den ersten Blick fällt das Bilderbuch durch seinen hochwertigen Einband auf. Die Bilder wirken zunächst eher bedrückend und sind von einem düsteren Unterton geprägt. An dieser Stelle möchten wir darauf hinweisen, dass es sich bei diesem Buch um ein Werk zum gemeinsamen Lesen und Besprechen handelt.

Der Text ist in Reimform und dadurch besonders einprägsam. Das Konzept, das Gefühl der Einsamkeit in Form eines begleitenden Tiers darzustellen, überzeugt auf ganzer Linie.  Mit seinen eindrucksvollen Illustrationen ist das Buch gleicht das Bilderbuch einem Kunstwerk. Hier wird ein komplexes Gefühl berührend und mit einem großen Maß an Sensibilität dargestellt.

Fazit: Ein wertvolles Buch, um sich dem Gefühl der Einsamkeit gemeinsam zu widmen. Über Gefühle zu sprechen ist wichtig – so verlieren selbst die „unangenehmen” ihren Schrecken. Letztendlich gehören Gefühle aller Art zu unserem Leben dazu und sind vergänglich. Leider müssen manche Kinder sich viel zu früh mit weniger angenehmen Gefühlen auseinandersetzen. 


Artikel von Sandra