Bücherwelt: Interview mit Mandy Pötzsch

Debutroman „Unpredictable“

Mandy Pötzsch hat sich beruflich nicht nur in einer, von Männern dominierten Branche durchgesetzt, sondern zusätzlich eindrucksvoll bewiesen, dass es auch als neue Autorin möglich ist, sein erstes Werk bei einem Publikumsverlag zu veröffentlichen. Sie wurde 1991 in Berlin geboren und hat früh das Lesen und Geschichtenerfinden für sich entdeckt. Durch ihr Studium der Elektrotechnik und ihrer Tätigkeit im Bereich der Softwareentwicklung sammelt sie Inspiration für ihre Geschichten. Wenn sie nicht gerade liest oder schreibt, findet man sie auf Festivals, Konzerten, im Fußballstadion oder beim Sport. Aber auch die Musicals „König der Löwen” und „Tarzan” haben einen bleibenden Eindruck bei ihr hinterlassen. Früher hat sie sogar selbst in einem Akkordeon-Orchester gespielt und im Rahmen dessen, Musicals aufgeführt.

© Mandy Pötzsch

Inhalt des Romans

Was, wenn der Erfolg in New York wartet, die Liebe aber in Yellow Creek?

Olivia hat einen klaren Plan: Ein Jahr für ein Trainee-Programm in den Big Apple, wo ihre Karrierechancen grenzenlos scheinen. Doch statt des bunten Lebens in New York wartet auf die ehrgeizige Berlinerin die verschneite Kleinstadt Yellow Creek. Dabei sind Gefühle für den attraktiven Vorgesetzten durch und durch unangemessen, wenn man sich als Frau in der Tech-Branche beweisen muss. Schließlich kann Mason das größte Hindernis auf Olivias Weg zur Anerkennung werden …

Wir durften der sympathischen Frau ein paar Fragen zu ihrem Roman stellen.

Unpredictable ist dein Debut, das direkt bei einem so grandiosen Verlag, wie dem LEAF-Verlag erscheint. Wie fühlt sich das für dich an?

Immer noch total surreal und das, obwohl ich das Buch inzwischen schon in den Händen halten kann. Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass ich quasi beim ersten Versuch und ganz ohne Connections oder Agentur so eine tolle Möglichkeit bekommen habe. Das ist nicht selbstverständlich.

Ergänzend zum Klappentext: Welche Kernthemen beinhaltet die Geschichte? Was war dir besonders wichtig?

Female Empowerment bzw. Women in Men Fields war mir definitiv ein wichtiges Anliegen, da ich selbst in einer Männerdomäne arbeite und das Gefühl habe, da auch wirklich was erzählen zu können. Ansonsten geht es aber auch um die Frage, ob Glück und Erfolg dasselbe sind und ob man sich durch seinen Erfolg definieren sollte. Damit zusammenhängend auch ein bisschen das Lösen von der Erwartungshaltung anderer.

Wann ist der Wunsch, Autorin zu werden bei dir entstanden?

Ich habe eigentlich schon immer irgendwie Geschichten geschrieben und war Text-affin (auch auf der Arbeit und es gibt wenig Software-EntwicklerInnen, die gerne Dokumente schreiben 😄), aber ich hätte nie gedacht, dass ich mich wirklich mal Autorin nennen kann. So wirklich der Drang, Unpredictable auch veröffentlichen zu wollen, kam dann so vor ca. 2 Jahren, als die Geschichte auch fertig geschrieben war. Ich fand sie einfach zu schade, um in der Schublade zu bleiben und wollte, dass die Leute sie lesen können.

Ist Unpredictable der erste Roman, den du geschrieben hast? Oder der erste, der in einem Publikumsverlag erscheint?

Beides tatsächlich 😊

Magst du deine Protagonisten in wenigen Worten vorstellen? Mit wem haben die Leser*innen es zu tun?

Olivia ist eine ehrgeizige Berlinerin, Mitte 20 und definiert sich total über ihren Beruf. Sie versucht die – für sie utopischen – Erwartungen ihrer Mutter zu erfüllen, unternimmt gern etwas mit ihren Freunden (aber nicht unbedingt Wandern), ihre Lieblingsfarbe ist gelb, sie liebt Dessert und Weihnachten. Mason stammt aus Yellow Creek, bringt seiner Mutter jeden Sonntag Blumen zum Familiendinner mit, liebt das Skifahren und geht gern ins Fitnessstudio, auch wenn er neben seinem Job nur wenig Zeit für Hobbys hat.

Du hast selbst Elektrotechnik studiert. War es für dich mit Hindernissen verbunden, als Frau in der Branche ernst genommen zu werden? Gibt es da Parallelen zu deiner Protagonistin Olivia?

Ich hatte glücklicherweise keine so gravierenden oder einschneidenden Erlebnisse, so wie Olivia. Aber ein paar der „harmloseren” Szenen aus dem Buch sind durchaus durch eigene Erfahrungen inspiriert. Ich hatte schon relativ schnell nach dem Studium eine leitende Position, sodass ich oft die einzige Frau und die Jüngste in Meetings war. Da ist selten jemand davon ausgegangen, dass ich die Projektleiterin bin, beispielsweise oder vermeintlich lustige Kommentare von männlichen Kollegen (meist aber nicht aus dem direkten Umfeld). Aber grundsätzlich muss ich sagen, dass ich gerade mit meinem direkten Kollegenkreis immer sehr viel Glück hatte.

Auf welche Stimmung können die Leser sich einstellen?

Cozy und vielleicht ein kleines bisschen nerdy, aber durchaus mit deepen Themen.

Wie verlief der Schreibprozess für dich?

Eigentlich erstaunlich einfach. Es war, als würden Olivia und Mason die Geschichte für mich schreiben. Zumindest als ich den finalen (bzw. fast finalen) Plot einmal hatte, lief es wirklich wie am Schnürchen. Wenn ich an einen Punkt kam, wo ich mir nicht sicher war, wie die Geschichte weitergeht, dann hat einer der beiden das Zepter in die Hand genommen und mir gezeigt, wo sie hinwollen. Und das hat am Ende ziemlich gut gepasst. Kurz bevor ich mich mit der Geschichte bei Leaf beworben hatte, habe ich aber tatsächlich einen etwas größeren Plot-Teil abgeändert und Masons Story damit ein wenig verändert. Aber ich glaube, das hat der Geschichte am Ende sehr gutgetan.

Mit welchen drei Punkten würdest du Leser*innen, die noch unentschlossen sind, ob die Geschichte für sie passend ist, überzeugen?

  • Mit dem cozy Kleinstadtleben in Yellow Creek
  • Damit, dass das Buch über ein Jahr spielt und man so alle Jahreszeiten und Weihnachten miterlebt.
  • Und damit, dass es neben unseren beiden Cuties Olivia und Mason auch noch tolle Nebencharaktere gibt, die es sich lohnt, kennenzulernen.

Mein Eindruck von der Geschichte

Ich durfte die Geschichte schon vorab lesen und kann, auch als Frau, die von dem Berufsfeld keinen blassen Schimmer hat, nur sagen, dass ich die Geschichte liebe. Es hat wenige Seiten gebraucht, bis ich mich in der Kleinstadt Yellow Creek wohlgefühlt habe. Ich wurde als Leserin direkt, ohne große Umschweife, in die Geschichte hineingezogen. Dadurch hat der Roman keinen, sich langziehenden Aufbau.

Wir haben zwei Perspektiven, aus denen die Geschichten erzählt wird. Einmal Olivia, die, statt wie gedacht in der Großstadt New York, im beschaulichen Yellow Creek landet. Und Mason, der Olivias Vorgesetzter ist, sie zeitgleich aber auch sehr „nett” findet. Doch darf das sein? Schließlich ist es nicht löblich, mit einer Angestellten anzubändeln.

Die Kapitel sind relativ kurz, was viele Leser*innen bevorzugen. Nichtsdestotrotz gehen die einzelnen Kapitel fließend ineinander über, sodass auch Leser*innen, die gern über einen längeren Zeitraum am Stück lesen, auf ihre Kosten kommen.

Olivia war mir von Anfang an sympathisch. Ich konnte ihre Wut über die Art, wie sie teilweise behandelt wurde, spüren. Zeitgleich habe ich sie für ihre Stärke bewundert. Mason ist ein sympathischer Mann, der sie von Anfang an akzeptiert. Bei den ersten Aufeinandertreffen ahnt er allerdings noch nicht, dass Olivia seine neue Mitarbeiterin aus Deutschland ist.

Fazit

Durch den atmosphärischen Schreibstil und den tollen Aufbau der Geschichte, kann ich das Buch wärmstens weiterempfehlen. Es zeigt, dass Frauen stark sind und sich, auch in einer von Männern dominierten Branche, keinesfalls verstecken müssen.


Artikel von Sandra