Billy Elliot – Interview Jon Finn

„Das Hamburger Publikum hat international einen guten Ruf“

Produzent Jon Finn über das Musical
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Produzent Jon Finn

Während der Pressekonferenz am 22. November 2016 erklärte Jon Finn, einer der Produzenten des Films „Billy Elliot“ und auch des Musicals, einige Dinge zu dem Stoff. Er entschuldigte sich vorab für seinen Akzent, den selbst die Englänger oft im eigenen Land nicht verstehen würden. Er wollte sein Bestes geben. Zu Beginn erzählte er davon, dass Billy Elliot der erste Film gewesen war, den er je produziert hatte – und auch der erste Film, bei dem Stephen Daldry Regie führte.(Die Fragen haben wir nachträglich ergänzt, Finn informierte uns Pressevertreter mit von ihm ausgewählten Informationen.)

Worum geht es in Billy Elliot?
„Billy Elliot“ spielt in England 1984 zur Zeit als die Gewerkschaft der Minenarbeiter im Streit mit der Regierung Margaret Thatchers lag. Es war ein Konflikt, der das ganze Land erschüttert und verändert hat. Dies ist nun auch gute 30 Jahre her. Billys Vater ist einer der Bergbauer und so bekommt man die Höhen und Tiefen dieses Streiks genau mit. Billy soll eigentlich boxen gehen, landet aber aus Zufall in einem Tanzkurs und ist von nun an fasziniert und total begeistert.

Das Thema Streik ging  vielen der Mitarbeiter des Films ans Herz, denn fast jeder verband Erinnerungen dieser Zeit damit. Selbst einige der Drehorte waren historisch verbunden. „Mein Großvater hat in einem der Orte gelebt, in denen wir gedreht haben und war ebenfalls ein Miner‘.“, so Jon Finn.

IMG_9835©Nathalie-Brandt-(NB2909)-2016-pressekonferenz-billy-elliotWarum nun ein Musical?
„Die Szene, in der der Billy im Film die Straße herunter tanzt, hat alle fasziniert – alle Nachbarn standen draußen, haben sich das angesehen. Überall waren Lautsprecher aufgebaut, die die dazugehörige Hintergrundmusik heraus posaunten. Das war ein so umwerfender Moment, das hab ich damals dem Regisseur gesagt: Stell dir das einmal vor als Musical, ich als Produzent, du als Regisseur!“ Es war nur eine Idee, weil diese Szene so grandios war, wurde aber wieder verworfen und es wurde nicht mehr darüber nachgedacht. Später, bei der ersten Präsentation des Filmes  in Cannes, konnte man nicht wissen, wie der Film ankommen würde.“

Ich als Produzent stand ganz hinten, hinter den Sitzen der Zuschauer, mit der Angst, welche Reaktionen kommen würden. Würden die Leute lachen, würden sie weinen? Ein Mann machte die ganze Zeit komische Geräusche – he was suffering –  und als das Licht wieder anging, war es Elton John gewesen. Er war so begeistert und sagte zu  mir: „Daraus möchte ich ein Musical machen, ich muss es schreiben, ich habe sogar schon die Melodien im Kopf! So wurde die Idee, aus dem Film „Billy Elliot“ das Musical „Billy Elliot“ zu machen, Wirklichkeit. Und „Billy“ wurde das erste Musical bei dem ich als Produzent fungierte und Stephen Daltry Regie führte.“

Weiter erklärte Finn:
„Was wir sehr schnell lernten, war, dass der Stoff sich viel besser eignete für ein Musical als  für einen Film. Und es ist eine Herausforderung für die Kinder, die den „Billy“ spielen. Unser Billy aus dem Film war großartig, ein großer Tänzer, aber wir konnten ihn immer noch wieder gut aussehen lassen, indem wir die Szenen zusammenschnitten, die Abläufe aus verschiedenen Perspektiven zeigten. Das Ding an der Show ist, dass der „Billy“ das live on Stage machen muss, vor dem Publikum. Er muss es im internationalen Standard tanzen, er muss singen, er muss schauspielern, das alles direkt vor Publikum.

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Jon Finn, Lewis Smallman und Maik Klokov

Wir mussten also einen anderen Darsteller finden – und das was wir diesen Kindern abverlangen ist schon sehr anspruchsvoll. Wir dachten, das würde nie klappen. Die Show lief ab 2005 in London und wieder dachten wir: Will it work? Will tapdancing work? Letztendlich war „Billy“ bis 2016 in London zu sehen. Bis wir entschieden, es auf die große Tournee durch das Vereinigte Königreich zu schicken.

Warum haben wir uns gerade Hamburg als Spielort ausgesucht?
„Billy“ wird mittlerweile zwar überall auf der Welt gespielt, aber es gibt nur 3 Städte, die Musicals wirklich ernst nehmen. Das sind London, New York und Hamburg. Wir haben immer schon mit dem Gedanken gespielt, „Billy“ hierher zu bringen. Aber es ist eine englische Geschichte und hat diesen ganze eigenen englischen Akzent und wir dachten nie daran, wie man es übersetzen sollte. Wir waren erfreut, dass dann doch die Möglichkeit aufgetan wurde, das Musical in Englisch nach Hamburg zu bringen. Ich sagte zur Cast: Wir haben die Möglichkeit, nach Hamburg zu gehen – was denkt ihr? Sie waren begeistert, denn das Hamburger Publikum hat international einen guten Ruf. Die Stadt hat eine gute kulturelle Reputation – wie gesagt, ich dachte nicht, dass es passen würde, aber ich hoffe, dass das deutsche Publikum uns gut versteht – eben halt auch wegen dem Akzent. Die Tourversion ist die beste Version von „Billy“, die es je gegeben hat.“!

Finn bedankte sich bei den anwesenden Pressevertretern für ihr Kommen, lud zur Premiere ein und hoffte, dass wir dort auch so zahlreich erscheinen werden.

Bericht: Nathalie Brandt

Am 28. Juni 2017 ist Premiere. Gezeigt wird „Billy Elliot – das Musical“ von da an bis zum 23. Juli 2017 mit deutschen Untertiteln, damit jeder im Publikum Billys Geschichte folgen kann. Montags ist spielfrei. Dienstags bis donnerstags kann man das Stück um 19.30 Uhr besuchen. Samstags gibt es jeweils um 14.30 Uhr und 19.30 Uhr Vorstellungen, an Sonntagen beginnen die Vorstellungen um 14.00 Uhr und 19.00 Uhr.

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(c) Billy London Ltd.

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Bericht, Fotos: Nathalie

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