Billy Elliot – Wiederaufnahme in der MAAG Halle Zürich
„Dann berühre ich die Welt, eine Kraft in mir erwacht…“

Wiederaufnahme & rezensierte Vorstellung: 25. Oktober 2025
Als ich vor fast genau einem Jahr bei der Vorpremiere von BILLY ELLIOT in der Maag Halle sass, hätte wahrscheinlich niemand gedacht, welch grossen Erfolg die deutschsprachige Variante feiern würde (Billy Elliot – Deutschsprachige Erstaufführung 2024 in Zürich). In der ersten Spielsaison wurden bereits 100.000 Tickets verkauft und die Kinder-Cast durfte in der Helene Fischer Show auftreten, die an diesem Tag der Ausstrahlung (25.12.24) 3,61 Millionen Zuschauer verzeichnete.
Leo Lemmerich, der am 25.10.25 seine Premiere in dem Musical feierte, durfte ein Duett mit Helene Fischer singen. Das Musical BILLY ELLIOT in Zürich wurde zudem mit dem Prix Walo für die beste Bühnenproduktion 2024 ausgezeichnet.
Hier eine kurze Zusammenfassung des Musicals:
Der elfjährige Billy Elliot (Leo Lemmerich) wächst in einer von Männern geprägten Bergbaufamilie auf. Mitte der 1980er Jahre befinden sich – wie fast das gesamte Dorf – Billys Vater (Livio Cecini) und sein älterer Bruder Tony (Paul Gerlinger) in einem Streik gegen die geplanten Schliessungen der Zechen.
Zufällig trifft Billy auf die Tanzlehrerin Mrs. Wilkinson (Gabriela Ryffel, Original Cast, Premiere 2024), die nach Billys Boxtraining bei George (Rudi Reschke, Ensemble 2024) mit ihren Mädchen in denselben Räumlichkeiten trainiert. Billy entdeckt seine heimliche Leidenschaft fürs Ballett, die er lange vor seinem Bruder und dem verwitweten Vater verheimlicht. Er ist hin- und hergerissen zwischen familiären Erwartungen, sozialem Druck und seinem eigenen Traum. Mrs. Wilkinson erkennt Billys Talent und trainiert mit ihm für ein Vortanzen für die Royal Ballet School in London, wofür die Einwilligung des Vaters notwendig ist.

Billys verstorbene Mutter (Stefanie Köhm) erscheint immer wieder, um mit ihm zu sprechen. Sie ist nach wie vor eine wichtige Bezugsperson für ihn und schenkt ihm in seiner harten, männlichen Welt etwas Wärme – wenn auch nur in seiner Erinnerung.
Eine weitere Bezugsperson von Billy ist seine demente Großmutter (Sabine Martin, die diese Rolle auch im Vorjahr spielte). Sie erzählt von früher, vom Tanzen mit ihrem gewalttätigen Ehemann. Billy kümmert sich um die Frau. Sie ist das Verbindungsglied zwischen der harten Welt der Bergarbeiter und Billys geliebtem Tanzen.
Das Musical BILLY ELLIOT in Zürich hat mich erneut schwer beeindruckt.
Cast
Leo Lemmerich brillierte in der Rolle des Billy. Der 14-Jährige tanzt bereits seit zehn Jahren lateinamerikanische Tänze und erst seit zwei Jahren Ballett. Das scheint mir sehr kurz für die glanzvolle Leistung. Auch Tyler Grünberg füllte die Rolle als Billys Freund Michael perfekt aus. Dem bühnenerfahrenen, fast zwölfjährigen Teenager mit dem verschmitzten Lächeln gelang es, das Publikum in seinen Bann zu ziehen.

Sehr gut hat mir außerdem Livio Cecini als verwitweter Familienvater gefallen. Er spielte den rauen Bergbauarbeiter, der in seiner Rolle als Familienoberhaupt etwas überfordert war, sehr überzeugend. Besonders gut gefiel mir die Szene, in der er beim Vortanzen gefragt wurde, ob er seinen Sohn als zukünftigen Tänzer unterstützen würde. Mit dieser Frage schien der Vater von Billy nicht gerechnet zu haben. Livio Ceceni konnte diese kleinen, bedeutenden Ausdrücke in der Mimik gekonnt darstellen.
Gabriela Ryffel verkörpert die Tanzlehrerin der 80er-Jahre in einem kleinen Städtchen im Norden Englands. Einerseits hat sie Billys Talent erkannt, andererseits passt sie gut in das hoffnungslose Örtchen. Sie scheint sich auch darüber im Klaren zu sein, dass sie genau dorthin gehört. Gabriela Ryffel füllte diese Rolle mit Herz und Seele aus.
Meine Lieblingsszene ist nach wie vor der Moment, in dem Billy mit seinem älteren Ich tanzt. Den älteren Billy verkörpert Alexander Hallas, ein professioneller Balletttänzer, -lehrer und Choreograf, der diese Rolle bereits in der ersten Spielzeit verkörperte. Sensationell!
Eine weitere Szene, die mir fest in Erinnerung blieb, ist die, in der die „Brüder” der Zeche am Schluss der Aufführung gemeinsam mit dem Aufzug unter Tage fuhren. Die Zuschauer wurden von den Lichtern der Helme geblendet. Im Hintergrund war ein lilafarbenes Licht zu sehen und durch einen schwarzen Vorhang, der sich nach oben bewegte, entstand tatsächlich der Eindruck, es handele sich um einen Aufzug.

Drumherum
Das Ambiente im Foyer des Theaters war genauso beeindruckend wie im Vorjahr.
Ein Wunsch, den ich unbedingt noch äußern möchte: Es gibt so tolle Merchandise-Produkte (Pullover, Socken, Ausstechformen, Taschentücher usw.). Leider war am Premierenabend der Merch-Stand erst nach der Vorstellung geöffnet. Bitte öffnet diesen Stand vor der Show, damit sich jeder mit einem Programmheft versorgen kann und vor allem während der Pause, um sich noch ein Andenken mitzunehmen. Nach der Show müssen ggf. letzte Züge erwischt werden und somit bleibt keine Zeit für ein schnelles Shopping. Apropos schnelles Shopping: In der MAAG-Halle wird alles bargeldlos abgewickelt. Also Kreditkarte nicht vergessen!
Nach dem tosenden Schlussapplaus erzählte Regisseur Mitch Sebastian, dass bei der Wiederaufnahme des Musicals 50 % der bisherigen Cast mitspielten und 50 % neu dazukamen. Die Suche nach einem passenden Billy war wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. In London bewerben sich etwa 1000 Jungs auf die Rolle. In Zürich waren es gerade mal zehn. Auf jeden Fall ist die Suche perfekt geglückt. Es wurden drei tolle Billys gefunden.
Mitch Sebastian betonte auch, welche grosse Wirkung die Aufführung eines so erfolgreichen Stücks auf die Kinder hat. Neben dem Selbstvertrauen werden auch andere Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit und der Umgang mit Kritik gefördert. Mitch Sebastian wünscht sich, dass möglichst viele Kinder diese einzigartige Musical-Erfahrung machen dürfen. Möglicherweise ist das auch ein Grund, neben dem Alter, warum von den Kindern der Erstaufführung in der Wiederaufnahme niemand mehr dabei ist.
Für alle, die das Musical noch nicht gesehen haben: Auf nach Zürich! BILLY ELLIOT läuft noch bis zum 15. Februar 2026. Tickets gibt es unter www.billy-elliot.ch.
Cast & Crew:
- Billy: Leo Lemmerich
- Michael: Tyler Grünberg
- Vater: Livio Cecini
- Mrs. Wilkinson: Gabriela Ryffel
- Tony: Paul Gerlinger
- Grossmutter: Sabine Martin
- Mutter: Stefanie Köhm
- Debbie: Adalina Schnoz
- George: Rudi Reschke
- Älterer Billy: Alexander Hallas
- Mr. Braithwaite: Daniel Nothnagel
- Ensemble: Hannah Frank, Joy Knecht, Iréna Flury, Christine Rothacker, Heidy Suter, Marius Sverrisson, Rico Salathe, Fabian Grimmeisen, Alex Bellinikx, Timo Balzli, Tobias Gerisch, Gianmarco Rostetter, Alex Wilbert
- Kinderensemble am 24.10.2025: Sergej Ivljanin, Linus Ittensohn, Alessia Jäger, Mara-Joana Stalder, Anastasia Bruno, Amy Rohrer, Linai Mbida Nkou, Katja Andriesse, Mandy Müller, Neele Canonica, Katharina Lüscher
- Choreografische Leitung: Sarah-Jane Brodbeck
- Regie: Mitch Sebastian
- Musikalische Leitung: Lukas Hobi
- Maskendesign: Marc Hollenstein
- Lichtdesign: Michael Grundner
- Sounddesign: Gastón Briski
- Kostüm – u. Bühnenbilddesign: Francis O’Connor
Vielen Dank an MAAG Moments für die Einladung!
Bericht von Susanne