Billy Elliot – Deutschsprachige Erstaufführung 2024 in Zürich

Premiere: 01. November 2024 – besuchte Preview: 27. Oktober 2024
Das Musical Billy Elliot, welches 2005 in London uraufgeführt wurde, basiert auf dem gleichnamigen Film. Das Buch und die Lyrics wurden von Lee Hall geschrieben und die Musik stammt von Elton John. Billy Elliot wird in Zürich erstmals in deutscher Sprache aufgeführt. Die Übersetzung der Songtexte stammt von Roman Riklin und die Dialoge von Eric Hättenschwiler.
Das Stück thematisiert den Kampf eines 11-jährigen für die Verwirklichung seiner Träume in einer Zeit, in der große politische Veränderungen in Großbritannien anstehen. Ein Stück, welches mich von Anfang an gefesselt hat.
Billy Elliot spielt in den 1980er Jahren in England. Der 11-jährige Billy Elliot (Nevio Reymond), lebt mit seinem Vater (Pasquale Aleardi), seinem älteren Bruder Tony (Lucas Baier) und mit seiner Großmutter (Sabine Martin) in der Bergbaustadt Easington. Die Mutter von Billy Elliot ist früh verstorben. Maggy Thatcher (ehemalige Premierministerin von GB) hat gerade beschlossen, das erste Kohlekraftwerk zu schließen. Um dem entgegen zu wirken, beschließen die Bergbauarbeiter, inklusive Bruder und Vater, zu streiken.
Trotz Armut in der Familie, zahlt der Vater seinem Sohn Billy wöchentlich 50 pence, um seinem Sohn das Boxtraining zu ermöglichen. Am Training nimmt Billy allerdings nur halbherzig teil. Zufällig trifft Billy eines Tages auf die Ballettgruppe, die in der Stunde nach dem wöchentlichen Boxtraining den Gemeinderaum für ihr Training nutzt. Die Ballett-Trainerin erkennt schnell Billys Talent und anstelle des Boxtrainings nimmt Billy von da an am Tanztraining teil.
Billy kämpft sowohl gegen die massiven Widerstände seiner Familie als auch gegen die Vorurteile seines sozialen Umfeldes. Ballett sei etwas für Mädchen und Boxen für Jungs. Die traditionelle Männlichkeit der Bergarbeiterfamilie stehe auf dem Spiel. Ob Billy allen Widerständen zum Trotz am Ende seinen Traum verwirklicht, verraten wir an dieser Stelle noch nicht.
Schon vorm Betreten des Zuschauerraums war ich beeindruckt vom Ambiente der MAAG Halle in Zürich. Es gab sowohl einen liebevoll gestalteten Merchandise Shop als auch die Möglichkeit, sich mit einem Tutu-Rock fotografieren zu lassen. Der ganze Vorraum war auf das Musical ausgerichtet. Eine kleine Fotoausstellung zum Streik der Bergbauarbeiter gibt es ebenfalls im Foyer zu bestaunen. Die Besetzungsliste der Show ist in der MAAG Halle bereits komplett digitalisiert. Auf einem Bildschirm findet man einen QR-Code zum scannen.
Das Bühnenbild von Francis O´Conner zeigt zu Beginn der Show den aktiven Förderturm der Zeche. Die anderen Bühnenbilder sind teilweise in die Zeche integriert, sind funktional und sehr gut dargestellt. Sie unterstützen sehr gut die Handlung.
Nach der Pause wird man als Zuschauer:in bei der Weihnachtsfeier der Kleinstadt integriert und die vierte Wand wird sprichwörtlich durchbrochen. Die Darsteller:innen liefen zwischen dem Publikum herum und stießen mit ihnen auf Weihnachten an. (Anmerkung d. Red.: Es war erlaubt, die Getränke aus der Pause mit in den Zuschauerraum zu nehmen.)
Das Orchester wurde von Lukas Hobi dirigiert und bestand aus 9 Personen, die überraschenderweise beim Schlussapplaus nicht in schwarz gekleidet, sondern in Jeans und karierten Holzfällerhemden auftraten.

Billy Elliot wurde von Nevio Reymond gespielt. Im echten Leben ist Nevio ein 12jähriger Junge, der eine Sportklasse besucht. Er trainiert sieben Mal pro Woche in einer Ballettschule. Ich war schwer beeindruckt von diesem jungen Künstler.
Besonders begeistert hat mich die Szene, als der kleine Billy mit seinem zukünftigen Ich zusammen tanzte. Er schwebte bzw. flog über die Bühne.
Wer mich auch schwer beeindruckt hat, ist der 12jährige Oscar Riccardo Wittek, der den besten Freund von Billy namens Michael verkörperte. Neben seiner Fähigkeit zu tanzen, brillierte Oscar auch mit seinem Gesang und seiner charmanten Art.
Auch die anderen Kinder und Jugendlichen, die mitspielten, machten das ausgezeichnet. Ich freute mich, ein Mädchen auf der Bühne zu sehen, die im Frühling im Theater 11 den Robin Hood gespielt hatte (Hinter den Kulissen: Die Arbeit in der Kinderbetreuung). Moana sagte mir damals, dass sie Musicaldarstellerin werden möchte. Liebe Moana, wenn du das hier liest: du bist auf dem besten Weg dorthin und ich werde deine Karriere mitverfolgen.
Pasquale Aleardi, den man auch aus zahlreichen TV- und Musicalproduktionen kennt, spielte den Vater von Billy. Sehr schön fand ich, dass die verstorbene Mutter (Marijke Loopers) immer wieder auftauchte, um ihrem Sohn Mut zu machen. Lucas Baier überzeugte als großer Bruder Tony mit seiner rebellischen Art und zeitgemäßem Vokuhila. Sabine Martin verkörperte sehr facettenreich die Großmutter von Billy.
Die Rolle der Tanzlehrerin Mrs Wilkinson wurde von Gabriela Ryfell verkörpert. Man spürte die Erfahrung der Darstellerin, die sowohl die Strenge als auch Wärme der Figur verkörperte.
Man müsste eigentlich jede einzelne Person, die bei diesem Musical involviert ist, hier aufführen. Denn jeder einzelne Darsteller oder Darstellerin trägt maßgeblich zur Emotionalität und Botschaft dieses Musicals bei.
Das Musical Billy Elliot in Zürich ist ein kurzweiliges und spannendes Musical, dass man gesehen haben muss. Ich kann einfach nur empfehlen, das Stück anzuschauen. Es läuft von 01. November 2024 bis 23. März 2025 in Zürich. Tickets gibt es direkt unter www.billy-elliot.ch.
Cast & Crew:
- Billy: Nevio Reymond
- Michael: Oscar Riccardo Wittek
- Vater: Pasquale Aleardi
- Mrs. Wilkinson: Gabriela Ryffel
- Tony: Lucas Baier
- Großmutter: Sabine Martin
- Mutter: Marijke Loopers
- Debbie: Chloé Michel
- George: Frank Logemann
- Älterer Billy: Alexander Hallas
- Mr. Braithwaite: Siegmar Tonk
- Ensemble: Kaatje Dierks, Joy Knecht, Benjamin Fröhlich, Rico Salathe, Stephen Dole, Rudi Reschke, Timo Balzli, Paul Gierlinger, Philip Ranson, Gianmarco Rostetter
- Kinderensemble am 27.10.24: Florian Schnorf, Janus von Stülpnagel, Mara-Joana Stalder, Milea Tscholl, Nina Frey, Georgina Gilbert, Moana Aicher, Lea Hechelmann, Luna Portmann Scherrer, Sophie Graeff, Amelia Signorelli (insgesamt: 34 Kinder)
- Choreografische Leitung: Sarah-Jane Brodbeck
- Regie: Mitch Sebastian
- Musikalische Leitung: Lukas Hobi
- Maskendesign Marc Hollenstein
- Lichtdesign Michael Grundner
- Sounddesign Gastón Briski
- Kostüm – u. Bühnenbilddesign Francis O’Connor
Artikel von Susanne