Bed of Roses – Kammertheater Karlsruhe

Gelebte Inklusion auf der Theaterbühne!

Premiere: 03. März 2020 – rezensierte Wiederaufnahmepremiere: 16. März 2024

© Nora Zimmer

Mit dem Rock-Musical BED OF ROSES von Ingmar Otto ging es am Samstagabend in der Spielstätte K1 des Kammertheater Karlsruhe mit vielen bekannten Rockklassikern und einem schönen Bühnenbild, welches die Kneipe „Zum alten Hävelmann“ und das Wohnzimmer des Kneipenwirts Anton Winter zeigt, vor ausverkauftem Haus zurück in die Vergangenheit und Jugend.

Nach ihrem Schulabschluss 2005 trennen sich die Wege der Freunde Kloppi, Mike, Falco, Tine und Tamara und somit endet auch die gemeinsame Zeit auf der Bühne mit ihrer Schulband „Sunrisedown“. Während Kloppi als Kaplan tätig ist, versucht Mike mehr oder weniger erfolgreich als Sänger seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Falco hingegen muss sein Leben im Rollstuhl meistern und Tine ist mittlerweile eine berufstätige zweifache Mama und mit einem ehemaligen Schulkameraden verheiratet. Einzig Tamaras Geschichte endet tragisch, denn sie ist auf Grund eines schwachen Herzens früh verstorben.

Als nun Jahre nach dem Abschluss ein Klassentreffen ansteht, beschließen die Vier, zu diesem Anlass ihre Band „Sunrisedown“ für einen Abend wieder zum Leben zu erwecken. So treffen die Freunde nach all den Jahren, in denen sie sich nicht gesehen haben, in ihrer alten Stammkneipe „Zum alten Hävelmann“ zum Proben zusammen. Doch zeigt sich beim ersten Aufeinandertreffen, dass die Freunde zwar gemeinsam auf der Bühne immer noch harmonieren, im „Hävelmann“ allerdings die Zeit stehen geblieben zu sein scheint.

Kneipenwirt Anton, welcher Tamaras Vater ist, musste die Kneipe vor mehreren Jahren schließen. Nach dem Tod seiner Tochter und der Tatsache, dass seine Frau ihn verlassen hat, findet er im Alkohol den meisten Trost. Anton freut sich über die Proben von „Sunrisedown“, da endlich wieder etwas Schwung in sein Leben kommt, spricht er doch sonst nur mit seiner Tochter Tamara, welche ihm in seinen Gedanken erscheint. Tamara steht ihrem Vater mit Rat und Tat zur Seite, gibt ihm aber auch Kontra und macht ihm deutlich, dass der Alkohol seine Probleme und Einsamkeit nicht lösen wird.

Das Klassentreffen rückt näher und so beschließen Kloppi, Falco, Mike und Tine, ihr Programm um einen Song zu erweitern. Damit auch Tamara an diesem Abend Teil von „Sunrisedown“ sein kann, werden die Freunde ihr Lieblingslied „Bed of Roses“ performen.

Der große Tag ist gekommen und „Sunrisedown“ rocken mit Songs wie z. B. „Schrei nach Liebe“, „Nothing else matters“, „Basked case“, „Knocking on heaven‘s door“ oder „Bed of Roses“ das Klassentreffen. Voll Euphorie und alten Erinnerungen, die durch ihre Wiedervereinigung entstanden sind, sitzen die Freunde direkt nach dem Treffen mit Anton zusammen.

© Nora Zimmer

Völlig überraschend verkündet Anton, dass er den vier Freunden den „Hävelmann“ schenken möchte. Sie sollen mit der Kneipe machen, was sie wollen. Er möchte einen Neuanfang ohne die Vergangenheit und somit auch ohne seine Kneipe wagen, was seine Tochter sehr empört zur Kenntnis nimmt. Doch Anton ist sich seiner Entscheidung sicher und gibt Tamara zu verstehen, dass es Zeit ist, zu akzeptieren, dass sie tot ist und er sein Leben ohne sie gestalten muss.

Die Vier lehnen ab, doch unter etwas Alkoholeinfluss beschließen sie aus Spaß, Anton die Kneipe, wenn überhaupt für einen obligatorischen Euro abzukaufen. Als am nächsten Morgen alle zum gemeinsamen Aufräumen eintreffen, fehlt von Anton jede Spur. Während Tine, Mike, Falco und Kloppi die Reste der Feier beseitigen, finden sie ein Schriftstück, in dem Anton erklärt, dass bei seinem Ableben Mike die Kneipe erben soll und falls dieser das Erbe nicht antreten möchte, der „Hävelmann“ in Kloppis Obhut fallen soll.

Beunruhigt über dieses Schreiben, erfahren die Freunde, dass Anton bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist. Tamara und Anton sind nun endlich im Himmel wieder vereint und schauen von oben zu, wie Mike den „alten Hävelmann“ zum „großen Hävelmann“ umgestaltet und die Kneipe mit guter handgemachter Rockmusik wieder mit neuem Leben füllt.

Das Klassentreffen hat die Freundschaft, die Erinnerungen, Wünsche und Träume der vier Freunde wieder zum Vorschein gebracht. Wie es sich für gute Rockmusik und nostalgische Momente gehört, darf natürlich auch bei „Bed of roses“ eine kleine Lovestory zum Abschluss nicht fehlen.

© Nora Zimmer

Als Tine durfte man an diesem Abend Dorothèe Kahler erleben. Eine unfassbar vielseitige Darstellerin mit einer großartigen Stimme. Sie spielte mit so viel Freude und Leidenschaft ihre Rolle. Mit ihrem Gesang und dem Spielen des Keyboards sorgte sie des Öfteren an diesem Abend für Highlightmomente.

Den eher mäßig erfolgreichen Sänger Mike, verkörperte Alexander Martin. Stimmlich auf sehr hohem Niveau, überzeugt Martin in allen Songs sowie an der E-Gitarre/Gitarre. Darstellerisch verlieh er dem Charakter Mike, alles, was dieser benötigte: Frauenschwarm, Tagträumer und etwas in den Tag hineinlebend, doch alles für seine Leidenschaft, die Musik zu geben und für sie zu leben. Gänsehautmoment war mit Alexander Martins Stimme bei „Nothing else matters“ angesagt.

Luisa Wöllisch verkörperte die Rolle der Tamara. Sehr authentisch spielte sie diese, nicht einfache Rolle. Auf Grund dessen, dass Tamara nur ihrem Vater in Gedanken erscheint, agierte diese Figur viel mit der Rolle des Anton. Dieses Zusammenspiel harmonierte hervorragend. Doch auch in das Spiel der anderen Darsteller fügte sie sich sehr gut ein. Luisa Wöllisch zeigte auf eindrucksvolle Art und Weise, dass Inklusion auf der Bühne funktionieren kann und auch Menschen mit Trisomie 21, als Schauspieler das Publikum wunderbar berühren können.

Oliver Polenz spielte Falco. Gekonnt bewegte er sich im Rollstuhl auf der Bühne und spielte in der Band die Bassgitarre. Auch bei seinen Sologesangparts sorgte er für Begeisterung. Authentisch, sympathisch, witzig und mit viel Freude verkörperte er diese Rolle.

Kloppi wurde an diesem Abend von Joseph Reichelt gespielt. Den Schlagzeug spielenden Kaplan verkörperte Reichelt auf humorvolle und sympathische Art und Weise. Auch er fügte sich stimmlich hervorragend in die Band ein und rockte am Schlagzeug die Bühne. Den Spaß mit seinen Kollegen auf der Bühne und die Leidenschaft für seine Rolle waren ihm anzumerken.

Den Kneipenbesitzer und Vater von Tamara, Anton Winter, hauchte Stefan Viering Leben ein. Er verlieh Anton so viel Liebe für seine Tochter und doch zeigte er auch den Schmerz über all die Schicksalsschläge, die ihm das Leben bisher aufgebürdet hat, durch sein schauspielerisches Können. Auch im Zusammenspiel mit Luisa Wöllisch spürte man, wie gut die Beiden sich verstehen, vertrauen und wie viel Freude sie zusammen auf der Bühne haben. Mit dem Lied „With a little help from my friends“ sorgte Viering für den wohl emotionalsten Moment dieses Stückes.

Mit BED OF ROSES ist ein fantastisches Rock-Musical entstanden, welches den Wert der Freundschaft hervorhebt, durch alte Rockklassiker den Zuschauer in die Vergangenheit zurückversetzt sowie Erinnerungen, Wünsche und Träume aus der Jugend wieder ins Gedächtnis bringt.

Noch dazu steht dieses Stück absolut für Inklusion und zeigt eine klare Haltung gegen Rechts!

Gute handgemachte Rockmusik mit fantastischen Sängern und Musikern rundet dieses Stück auf der Bühne ab. Alle Darstellenden spielten mit so viel Leidenschaft sowie Freude und transportierten diese ins Publikum. Mit verdienten Standing Ovations wurden die Schauspieler für ihre großartige Leistung belohnt.

Cast & Kreative des Abends

  • Text & Inszenierung: Ingmar Otto
  • Musikalische Leitung: Paul Taube
  • Bühne: Manuel Kolip
  • Kostüme: Christina Pantermehl
  • Tine: Dorothée Kahler
  • Mike: Alexander Martin
  • Falco: Oliver Polenz
  • Kloppi: Joseph Reichelt
  • Anton: Stefan Viering
  • Tamara: Luisa Wöllisch

Bis zum 14.04.2024 kann man mit richtig guter Livemusik von „Sunrisedown“ in „Bed of Roses“ im Kammertheater Karlsruhe das K1 rocken. Resttickets gibt es direkt unter kammertheater-karlsruhe.de

Wir bedanken uns beim Kammertheater Karlsruhe für diesen besonderen Abend!


Artikel: Rebecca G.