Avenue Q – Stadttheater Bielefeld 2017/2018
Gelungene Premiere von „Avenue Q“ am Stadttheater Bielefeld
Am 10. September 2017 feierte dieses schräge Musical in einer Neuinszenierung seine Premiere am Stadttheater Bielefeld. „Avenue Q“ behandelt die Themen Rassismus, Sex, Alkohol, Homosexualität und all die anderen Themen, die einem im täglichen Leben begegnen.
Die Inszenierung von Nick Westbrock ist frisch angelegt und besticht durch eine grandiose schauspielerische Leistung aller Beteiligten. In doppelter Funktion unterwegs ist in dieser Inszenierung Michaela Duhme. Dank ihr ist fast das komplette Musical vertanzt und ihre beiden Puppen Lucy D. Schlampe und Lavinia Semmelmöse könnten unterschiedlicher nicht sein. Dazu aber später mehr.
Die Avenue Q-Band wurde von William Ward Murta angeführt, welcher selbst das Keyboard mit bediente. Der Sound des Musicals entführt einen ab der ersten Sekunde an den New Yorker Broadway. Die Musik ist gespickt von Swing-Nummern sowie lauten und leisen Tönen.
Ein Großteil der Schauspieler fungiert an diesem Abend als Puppenspieler. Sie geben den Puppen ihre Stimmen und sorgen für die nötige Mimik.
Thomas Klotz spielt Princeton und Rod, zwei ziemlich unterschiedliche Charaktere. Der eine ist auf der Suche nach seiner Bestimmung und der andere will nicht so wirklich wahrhaben, dass er vielleicht schwul sein könnte. Trotz angeschlagenen Stimmbändern verzaubert Klotz das Publikum mit seiner Darbietung.
Stefanie Köhm spielt Kate Monster. Diese spielte sie bereits in St. Gallen bei der deutschsprachigen Erstaufführung und in Mannheim bei der Deutschlandpremiere. Gesanglich wie schauspielerisch bot sie eine grandiose Leistung. Besonders gefühlvoll wurde es bei „Nur ein schmaler Grad“ am Ende des 1. Aktes. Gänsehaut.
Michaela Duhme hat sowohl mit ihrer Puppe Lavinia Semmelmöse, welche die Chefin von Kate Monster ist, als auch mit Lucy D. Schlampe die Lacher auf ihrer Seite. Frau Semmelmöse und Lucy könnten unterschiedlicher nicht sein, dennoch sorgen sie beide für lustige Momente. Duhmes mimisches Spiel ist einfach hervorragend.
Benedikt Ivo spielt Nicky, Trekkie Monster und einen Neuankömmling. Vor allem Nicky und Trekkie könnten unterschiedlicher nicht sein: Nicky, welcher unheimlich in Rod verliebt ist, und Trekkie, der am liebsten im Internet Pornos schaut. Ivo kann nicht nur schauspielerisch, sondern auch gesanglich überzeugen und wir freuen uns schon auf die weiteren Produktionen in dieser Spielzeit mit ihm am Theater Bielefeld.
Katharina Schutza gab den Bullshit-Bären eine Stimme. Zwei Bären, die wie Yin & Yang miteinander verbunden und immer für ein Späßchen zu haben sind. Auch hier wird schauspielerisch alles gegeben.
Bleiben zu guter Letzt noch Martin Christoph Rönnebeck (alias Brian), Anna Mari Takenaka (alias Christmas Eve) und Norbert Kohler (alias Daniel Küblböck). Sie brauchen keinen Puppen ihre Stimmen leihen, fungieren aber auch als maßgebliche Instanzen im Handlungsverlauf. Sie alle überzeugen auf den Punkt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Avenue Q“ ein etwas anderes Musical ist. Der nötige Humor kommt vielleicht auch nicht bei jedem im Publikum gleich an. Dennoch regt es zum Nachdenken an, denn irgendwie steckt in jedem von uns ein kleiner Rassist und alles in Leben ist nur für einen kleinen Moment.
Ich persönlich bin im ersten Akt mit dem Stück nicht gleich warm geworden. Dies legte sich aber im zweiten Akt. Es ist ein Musical mit viel Witz, Charme und einer nötigen Ernsthaftigkeit. Wer die Gelegenheit hat, nach Bielefeld zu reisen, sollte einen Abstecher in die Avenue Q unternehmen!
Spieltermine, Tickets und weitere Informationen gibt es unter www.theater-bielefeld.de
Artikel von Anna-Virginia