Winnetou und das Geheimnis der Felsenburg Premiere 2018

Winnetou, ein Geheimnis um die Felsenburg und die Fußball-WM

Am 23. Juni 2018, pünktlich um 20:30 Uhr, begrüßte Ute Thienel (Geschäftsführerin der Kalkberg GmbH) das Publikum im ausverkauften Kalkbergstadion. Darunter einige Ehrengäste aus Theater, Film und Politik. So ließen es sich ehemalige Gaststars, wie Till Demtröder, Oliver Stritzel oder Dirc Simpson nicht nehmen den Fernseher mit dem WM-Spiel Deutschland gegen Schweden gegen den Wilden Westen zu tauschen.

Traditionell eröffnet der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein durch einen gezielten Schuss mit dem Colt die Spiele. Bei „Winnetou und das Geheimis der Felsenburg“ durfte dies erstmals der „Neue“ im Amt, Daniel Günther, tun. Auch er hatte seinen privaten Termin, nämlich das Fussballspiel, nicht wahrgenommen, um bei den Karl May Spielen dabei zu sein. Mit einem ersten Minifeuerwerk waren die Spiele um kurz vor 21 Uhr eröffnet. Zu diesem Zeitpunkt stand es bei der Fußball-Weltmeisterschaft 0:1 für Schweden. Entgegen der Ansage, dass man doch lieber sein Smartphone abschalten sollte, verfolgten viele das Vorrundenspiel der WM. Nicht einmal die eingebauten, aktuellen Kommentare der Darsteller konnten die Zuschauer davon abbringen.

Die Inszenierung 2018 wartet mit einigen Neuerungen auf und gab dem gesamten Stück eine neue Dynamik. So wird mit der Hilfe von Patrick L. Schmitz anders begonnen, als man es bisher gewohnt ist. Unscheinbar bahnt sich dieser während der Sicherheitsansage mit einer Tüte Popcorn in der Hand den Weg die Treppen hinab in Richtung Arena. Unten angekommen stolpert er und sein „Futter“ landet auf der Bühne. Folglich steigt er über die Umrandung um das Popcorn zurückzuholen. Prompt wird er von der Stimme des Off-Sprechers (Marek Erhardt) zu Recht gewiesen, er möge doch die Bühne verlassen, da das Stück schon längst hätte beginnen sollen. Die Reaktionen darauf im Publikum waren unterschiedlich. Einige erkannten Patrick bereits auf seinem Weg, die Treppen herunter, anderen war gar nicht klar, was da passierte und schauten sehr erstaunt. Selbst noch als die Stimme des Schauspielers aus den Lautsprechern zu hören war. Als dann klar war, wer dort auf der Bühne stand, fingen alle an zu lachen und zu applaudieren. Kurzerhand verwandelte sich Patrick per „Quick-Change“, wie man es vom Musical kennt (es werden zwei komplette Kleidungs-Monturen übereinander getragen und eine wird vom Ensemble entfernt) in den Dorf-Polizisten José Sancho Gonzalez.

Zuletzt gab es so eine Eröffnung 1988, in dem ersten Jahr in dem Pierre Brice am Kalkberg zu sehen war. Ein Junge, normal gekleidet, mit Indianerfeder und geschminkt wie alle Kinder im Publikum, fotografierte am Anfang eifrig auf der Bühne. Der Off Sprecher unterhielt sich mit ihm und bat ihn freundlich von der Bühne. Am Ende wurde der jeweilige Junge dann aber als Sohn von Old Firehand Teil des Stückes.

Der Inhalt

Die Geschichte entführt das Publikum nach Mexiko und an einen entlegenen Ort, die Felsenburg. Auf seinen Erkundungen der Prärie findet Nalgu Mokaschi (Harald P. Wieczorek), der Häuptling der Mimbrejos den legendären Ort. Doch die Gemäuer sind nicht verlassen. Unter der Felsenburg ist ein Stollen voller Gold und das hat den gewissenlosen Schatzjäger Harry Melton (Jochen Horst) auf den Plan gerufen. Seine rechte Hand ist Player (Fabian Monasterios), welcher so manche üble Aufgabe für Melton erledigen muss.

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Der Häuptling und einige seiner Krieger werden nun mit Hilfe der Yumas, unter deren Häuptling Vete Ya, der Große Mund (Nicolas König) gefangen genommen und in den Stollen gesperrt. Sie sollen mit Hilfe von Quecksilber, das ebenfalls in der Mine vorhanden ist, das Gold aus dem Gestein waschen. Auch plant Melton einen deutschen Siedlertreck, den er in den Westen führen soll, für seine Zwecke zu missbrauchen. Um das Vertrauen der Leute zu gewinnen, will er den Treck von den Yumas überfallen lassen um als großer Retter da zu stehen.

Auf der Suche nach Spuren seines Vaters trifft der junge Häuplingssohn der Mimbrenjos (Sascha Hödl/Max König) auf die Yumas, die unweit der Felsenburg weitere Anweisungen von Vete Ya erhalten. Im Kampf wird der junge Krieger besiegt, doch kurz bevor Der große Mund ihn umbringen kann, eilt ihm Winnetou (Jan Sosniok) zur Hilfe. Kurz darauf ist es dann Old Shatterhand (Joshy Peters), der seinen Blutsbruder und den jungen Indianer befreit. Die Yumas ziehen ab und der junge Indianer, der noch keinen Namen trägt, teilt den Helden mit, was er gehört hat. Old Shatterhand macht sich nach Guaymas in Mexiko auf, um sich dem Treck zum Schutz anzuschließen, während Winnetou und der junge Krieger den Ort suchen, an dem der Überfall auf den Treck stattfinden könnte.

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In dem kleinen Dorf mit Zuganbindung hat der Polizist José Sancho Gonzales (Patrick L- Schmitz) das Wort und muss auch gleich Bankräuber festnehmen. In der Kantina, in der Old Shatterhand die letzte Nacht verbracht hat, lebt und arbeitet die junge Felisa (Melanie Böhm). Sie kümmert sich um das Haus und ihren Vater, dem es gehört. Die Siedler kommen mit dem Zug in dem kleinen Ort an und Hermann Weber (Stephan A. Tölle) sucht nach seiner Verlobten, Judith Silberstein (Chrisine Neubauer). Sie war voraus gereist um alles für den Treck zu regeln. Als sie endlich da ist, offiert Herrmann ihr einen Ring aus seiner Familie und 50 Dollar, die er bei der Ankunft für sein deutsches Geld bekommen hat. Es soll der Grundstock für ihre kleine Farm werden, die sie sich nach der Arbeit, die Melton ihnen versprochen hat, leisten wollen. Old Shatterhand schließt sich nun als Buchhalter unter seinem richtigen Namen, Karl May, den Siedlern an. Player, der wieder einmal in der Kantina mit gezinkten Karten gepokert hat, warnt Melton vor ihm.

Auf der Suche nach Spuren zeigt Winnetou dem jungen Krieger seinen Adler Ko-inta vor und sagt ihm, dass er sich in Geduld üben muss und dass sie seinen Vater finden werden und alles gut wird.

Kurz darauf trifft der Treck am geplanten Ort des Indianerangriffes ein. Während die Siedler sich und die Tiere am Wasser erfrischen, zeigt Judith ihr wahres Gesicht. Hermann, der schon länger etwas geahnt hatte, überrascht sie und Melton dabei, wie sie ihre Pläne besprechen und sich wild umarmen. Es kommt zum Kampf, Melton ermordet Hermann. Kurz darauf stoßen Winnetou und der junge Mimbrenjo zum Treck, der Überfall beginnt. Getarnt durch diesen kann der Mord an Hermann vertuscht werden und die Indianer werden nun wieder als der große Feind dargestellt. Selbst Winnetou und der junge Indianer, der von einer Kugel verletzt wurde, die dem Apachen galt, werden beschuldigt. Sie verlassen den Treck. Dieser kehrt zurück nach Guyamas um neuen Proviant zu holen, der durch den Überfall verloren gegangen war.

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In dem kleinen Dorf soll eine Fiesta stattfinden, zu Ehren des mexikanischen Präsidenten Beniot Juarez. Gonzalez hat dafür fleißig geprobt. Doch bevor er zum Tanz kommt, nimmt er erst einmal seinen neuen Chef in Gewahrsam – dieser war zu schnell mit seinem Pferd durch den Ort geritten. Da Gonzalez nicht weiß, wen er da vor sich hat, bekommt er im Nachhinein Schwierigkeiten und verpasst den Tanz, für den er doch so hart geprobt hat. Player versucht Felisas Herz zu gewinnen, denn er hat sie schon gemocht als sie Kinder waren. Aber Felisa findet die Art wie er Menschen betrügt und sich anderen gegenüber verhält nicht gut und auch, dass er meint sie gehöre auf Biegen und Brechen zum ihm nicht gut. Derweil ist Winnetou mit dem jungen Krieger in dem Dorf angekommen, damit sich der dortige Arzt um die Wunde kümmern soll. In der Kantina bekommen sie Hilfe.

Während die Siedler auf dem Weg zurück ins Dorf sind, haben Melton und Judith den Weg zur Felsenburg eingeschlagen. Dort begutachten sie das Gold und maßregeln Player, weil sie denken, er hat in Guyamas ihre Pläne verraten. Gonzalez wird für seinen Vorgesetzten, den Juriskonsulto immer mehr zur Plage, so dass er seine Waffen abgeben muss. Wieder mit neuem Proviant versorgt, bricht der Treck erneut Richtung der versprochenen Arbeit bei der Hazienda de la Royo auf. Old Shatterhand trennt sich vom Treck und macht sich vor ihnen mit Winnetou zur Hazienda auf, denn auch diese soll von den Yumas überfallen werden. Dort angekommen werden sie selbst erst von Besitzer eingesperrt, aber wieder entlassen als die Indianer wirklich angreifen. Sie fallen aber in die Hände von Vete-Ya.

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Vom Dorf aus machen sich der Jurisconsulto und Gonzales auf Richtung Hazienda und auch Felisa folgt ihnen kurz darauf mit dem Häuptlingssohn, der von Ko-inta, dem Adler eine Warnung erhielt. Kurz zuvor haben sich die jungen Leute ihre Liebe gestanden. In der Wildnis kann Winnetou den Yumas entkommen, um Hilfe zu holen. Vete-Ya zieht mit seinen Kriegern weiter um Old Shatterhand an einem heiligen Ort den Göttern zu opfern. Melton hat unterdessen die Hazienda gekauft, denn auf dem Gelände befindet sich die Felsenburg. Die Siedler werden nun von der zerstörten Farm zur Felsenburg gebracht, wo sie angeblich gute Ersatzarbeit finden sollen.

Old Shatterhand kann während der Zeremonie von Winnetou, dem jungen Indianer und Felisa befreit werden. Vete-Ya kämpft gegen den Apachen, verliert und wird seines Amtes enthoben. Der junge Krieger erhält nun in einer Zeremonie seinen Namen und heißt ab jetzt „Yuma-Shetar, Bezwinger der Yumas“, denn er hatte erneut Winnetou vor einem Angriff Vete-Yas bewahrt. Der kann jedoch fliehen und nimmt Felisa mit sich.

An der Felsenburg wurden die Siedler bereits in den Stollen geworfen und auch der Jurisconsulto ist auf seinem Irrweg durch die Wüste (dank einer umgedrehten Karte) dort gelandet. Vete-Ya bringt Felisa zur Burg und verlangt nun von Melton, dass er ihm hilft, seinen Rang wieder zu erlangen. Aber da hat er sich geschnitten. Sein Plan, dass er Melton hinters Licht führt hat nicht geklappt und dieser tut einen Teufel, dem Indianer zu helfen. Am Ende erschießt Judith Silberstein Vete-Ya.

Kurz danach bringt Player Felisa, die er eigentlich in den Stollen sperren sollte in die Burg. Gonzalez versucht mit einer Kanone die Burg zu sprengen, doch das geht schief. Letzten Endes kommen die Yumas unter der Führung von Winnetou zur Burg und alle können befreit werden. Melton flieht und wird von Shatterhand in die Luft gesprengt. Player und Judith erschießen sich gegenseitig, nachdem die Frau versucht hat, ihre Masche bei Shatterhand durch zuziehen. Am Ende stellen Winnetou und Shatterhand fest, dass das Lächeln eines Kindes doch sehr viel mehr wert ist, als alles Gold der Welt.

Die Darsteller

Alle Darsteller können von der ersten bis zur letzten Sekunde an diesem Abend überzeugen. Es ist der gesunde Mix aus neuen Ensemble-Darstellern und alten Urgesteinen am Kalkberg.

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Die Gaststars Jochen Horst und Christine Neubauer geben ein perfektes Gangster-Paar. Authentisch und vor allem berechnend ab der ersten Sekunde, versuchen die beiden das Leben von Winnetou und Old Shatterhand zu erschweren. Jochen Horst gibt als Harry Melton einen Gangsterboss zwischen Genie und Wahnsinn. Auf der einen Seite der skrupellose Gangster, der seine Mitarbeiter eher erschießt, als sie verarzten zu lassen oder auch nur einen Tropfen Wasser an sie zu verschwenden. Auf der anderen der ständig betrunkene Irre, der unter dem Einfluss des Alkohols so manches Mal Dinge tut, bei denen man ihm die Zurechnungsfähigkeit am liebsten aberkennen möchte. Mit der Zeit entwickelte er in seiner Darstellung gewisse Eigenarten, bei denen man nur kopfschüttelnd im Publikum zurückblieb.

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Christine Neubauer spaltet das Publikum in ihrer Darstellung. Besonders die weiblichen Zuschauer hört man des Öfteren laut stöhnen. Am Anfang wenn sie und Stephan Tölle in der Rolle des Hermann zuerst aufeinandertreffen ist ihr „Ich bin ja sooo verliebt“ Schauspiel einfach nicht auszuhalten und lästig. Später wenn sie den toten Verlobten beweint wird es noch gruseliger. Judith soll in der Beziehung künstlich sein, aber es ist wirklich anstrengend Frau Neubauer dabei zuzusehen. Später, wenn sie ihre wahre Seite zeigt, wird es nicht viel besser und die Natürlichkeit im Bühnenspiel fehlt. Nun klar, es passt auf die Rolle und ist daher zu verkraften. Einzig und allein in ihrer letzten Szene, wenn der Wahnsinn nach der Goldsucht in der unausweichlichen Situation, der Gerichtsbarkeit nicht entkommen zu können Überhand nimmt, kann sie wirklich überzeugen.

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Als Blutsbrüder stehen in diesem Jahr erstmals Jan Sonsiok und Joshy Peters auf der Bühne und harmonieren perfekt. Peters spielt in diesem Jahr zum zehnten Mal Old Shatterhand, was für ihn wieder einen kleinen Rekord bedeutet. Beide schießen sie mit ihren Zaubergewehren Vete-Ya die Waffen aus der Hand und feiern ihre Begegnung nach der Trennung am Silbersee erfreut, aber doch ein wenig distanziert. Es wird hier aber an die Chronologie der Geschichten am Kalkberg angeschlossen.

Jan Sosniok ist wieder der ruhige, besinnend handelnde Winnetou, den man manchmal gerne etwas aktiver erleben möchte. Doch die Herzen der Zuschauer und besonders der Kinder fliegen ihm schon bei seinem ersten Auftritt wieder zu und der Jubel nimmt kein Ende.

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Viele Besucher haben sich auf die Rückkehr von Nico König gefreut. Dieser tauschte im vergangenen Jahr den Segeberger Sand gegen den in Ralswiek und schnupperte Luft bei den Piraten rund um Klaus Störtebeker. Königs mimisches Spiel kann wohl kaum einer im Ensemble toppen. Als Vete-Ya gehört er wieder einmal, ganz in schwarz gekleidet zu den bösen Indianern. Er lässt sich dieses Mal aber nicht läutern. Wenn Winnetou ihn am Ende besiegt und er sich auch noch von einem Krieger ohne Namen schlagen lassen muss, bringt ihn das nicht zur Vernunft. Er stellt Vete-Ya als einen Krieger da, der sich für unbesiegbar hält und vor nichts zurückschreckt. Doch am Ende muss er sich einer Frau geschlagen geben, was zu einem von Nico Königs besten Momenten in dem Stück führte.

Seines Amtes enthoben will er, dass Melton ihm hilft, dass er wieder Häuptling werden kann. Doch der lacht ihn nur aus. Judith macht ihm klar, dass er keine Hilfe zu erwarten hat. Da Krieger wie er nichts davon halten, wenn Squaws sich gegen sie erheben, droht er Judith. Diese lacht ihn ebenfalls nur aus und weißt Melton darauf hin, dass Vete-Ya doch starke Hände habe und er gut im Stollen arbeiten könne. Daraufhin zückt der Indianer seinen Tomahawk und kämpft mit Melton. Als es so aussieht, dass er gewinnt erschießt Judith ihn von hinten. Vete-Ya dreht sich erstaunt um und fällt in den Sand. Judith lacht dreckig.

Während der Premiere herrschte in diesem Moment Totenstille. Wie kann diese Frau nur Nico erschiessen? Es dauerte einen Moment bis das Publikum sich gefasst hatte. Natürlich von Nicos Mimik hat nur das Publikum in den ersten Reihen etwas, aber neben dieser und seiner markanten Stimme wirkte diese Szene besonders.

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Besonders hervorheben möchten wir die Leistung von Sascha Hödl, welcher kurzfristig für seinen verletzten Kollegen und Freund Max König in der Rolle des Yumar-Shetar eingesprungen ist. Während der Proben verletzte sich Max König am Fuß, wenige Tage vor der großen Pressekonferenz übernahm schließlich Hödl für die kommenden Vorstellungen bis zur Genesung Königs die Rolle. Hödl meistert diese Aufgabe mit Bravour und verrät uns selbst in einem Gespräch, dass diese Aufgabe für ihn eine Ehrensache war und ist. Seine Leistungen sind auf dem Punkt da und man könnte meinen Hödl würde diese Rolle schon ewig spielen. Mittlerweile hat er wieder seinen Platz im Stunt-Team von Dr. Steve Szegeti eingenommen – und auch dort ist er ein Hingucker.

Ob als Siedler, Felsenburggangster oder ganz besonders als Krieger – es wird nie langweilig ihm zuzusehen. Kurz vor der Pause ist er (Sascha Hödl) derjenige, der beim Angriff auf die Hazienda einmal an der Seite über die Bühne katapultiert wird. Im Finale kann er es kaum erwarten, die Felsenburg zu stürmen und rüttelt an der Umrandung vor den Zuschauern ungeduldig am Geländer. Kurz zuvor hat er beim anschleichen sein Messer über die hintere Absperrung von Block D schaben lassen. Dies jagte den Zuschauern einen kleinen Schreck ein, gab ihnen aber das Gefühl, nicht nur zuzusehen, sondern mitten drin dabei zu sein.

Sascha Hödl im Stunt-Team
Sascha Hödl im Stunt-Team

Melanie Böhm ist nicht nur eine ausgebildete Schauspielerin, sondern auch Sängerin und Tänzerin. Mit ihr zieht als Felisa ein Hauch Musical-Genre in den Wilden Westen ein. Sie darf somit nicht nur kämpfen und reiten, sondern auch singen und tanzen. Dies bringt der Inszenierung eine frische neue Brise ein. Felisa wird vom Player begehrt, der sie schon als Kind sehr gemocht hat. Sie hingegen lehnt sein Werben ab. Sie kann damit nicht umgehen, dass er ein Betrüger ist, was sie ihm auch sagt. Auch ist er ihr zu besitzergreifend. Diese Emotionen werden von Melanie Böhm und Fabian Monasterios gut umgesetzt.

Monasterios ist nicht nur unglücklich in seiner Rolle in Felisa verliebt, er ist auch mit zunehmendem Verlauf unglücklich in seiner Rolle als Gangster. „Der Player“ ist erst noch überzeugt von dem was Melton mit den Siedlern und der Felsenburg plant. Doch später besinnt er sich anders, muss aber seinen Wandel am Ende mit dem Leben bezahlen. Viel Spielraum hat er zwar nicht, aber den, den er hat, füllt er voll aus.

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Später verliebt sich Felisa in den namenlosen Indianer, der, wie oben schon erwähnt zur Premiere von Sascha Hödl gespielt wurde, die Rolle aber ursprünglich für Max König vorgesehen war. Dieser ist im wahren Leben der Lebenspartner von Melanie Böhm und übernahm die Rolle ab dem zweiten Spielwochenende wieder. Max feierte im letzten Jahr sein Debüt am Kalkberg in der Rolle des Apanatschka, eines jungen und wilden Kriegers. Die Rolle von Yuma-Shetar, wie er später heisst, ist zwar auch die eines jungen Kriegers, aber dieser ist etwas ruhiger angelegt. Im ersten Moment musste man sich daran gewöhnen, Max nicht so ungestüm zu sehen. Aber so konnte er sich von einer anderen Seite zeigen.

Patrick L. Schmitz kann nun in seiner dritten Rolle am Kalkberg überzeugen. Nach Heinz-Egon Winzigmann und dem Koch Francois durfte es in diesem Jahr der Polizist José Sanchos Gonzalez sein. Witzige Momente gehören genauso zu seinem Handlungsstrang im Zusammenspiel mit dem Jurisconsulto, gespielt von Stephan Tölle, wie die Unterstützung der Guten Winnetou und Old Shatterhand im Kampf gegen die Bösen. Beide harmonieren sehr gut in ihren Szenen, die der Szenerie „Weiser Clown und Dummer August“ sehr nahe kommen. Tölle spielte zuvor am Anfang noch die Rolle des Hermann, den Judith Silberstein so fies hinter das Licht geführt hat und der sein Leben lassen musste.

Fazit: „Winnetou und das Geheimnis der Felsenburg“ kann beim Publikum überzeugen, was die mittlerweile 300.000 Zuschauer, die in der 58. Vorstellung erstmal gezählt wurden, bestätigen. Kommenden Sonntag wird die Spielzeit beendet und man kann schon erahnen, dass ein neuer Rekord lauern könnte. Eine Besucherzahl jenseits der 400.000 liegt sehr nahe. Als langjähriger Besucher der Spiele, ist der Aufbau und vor allem der Handlungsfortgang vorhersehbar. So kommen die kleinen Neuerungen genau zur richtigen Zeit.

Heimliche Stars der diesjährigen Inszenierung ist der tierische Track im ersten Akt, genauer die Horde Gänse. Diese wissen ganz genau wie man die Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Das abschließende Feuerwerk rundete zumindest noch in der Premiere einen schönen Abend im Wilden Westen ab (wegen der Hitze war über große Teile der Spielzeit jedoch keines in den Himmel gestiegen) und jeder im Publikum konnte für ein paar Stunden den Alltag vergessen. Die Botschaft Winnetous am Ende, dass wir alle viel mehr in das Lächeln der Kinder in Zukunft investieren sollen, als in Geld und Ruhm, sollte ruhig weiter in die Welt getragen werden. Besonders glaubhaft ist dieser Rat, wenn man weiß, dass die beiden Darsteller selber Dreifache Väter sind und jeder gerade ein Kind im Alter von einem Jahr sein eigen nennt.

 


Artikel: Anna-Virginia & Nathalie

Fotos: Nathalie