——— Das Chormusical Martin Luther King ——— Die Uraufführung – 09. Februar 2019

Plakat Martin Luther King Musical-Nathalie Brandt-Karl May Spiele-Reisemesse-2004Das Chormusical Martin Luther King – Ein Traum verändert die Welt

In den letzten Jahren gab es mehrere Musicalprojekte, bei denen ein großer Chor, zusammengestellt aus mehreren kleinen Chören, Gesangsvereinen und Einzelsängern, einen großen Bestandteil der Aufführungen bildete. Hierzu gehörten „Amazing Grace“, „Die 10 Gebote“ und zuletzt im „Luther-Jahr“ 2017 das Poporatorium „Luther“. Dieses stellte den Reformator Martin Luther, 500 Jahre nach dem er durch seine Thesen die alte Welt veränderte, in den Fokus. Anfang Februar wurde nun ein neues Stück zur Aufführung gebracht: Das Chormusical „Martin Luther King“.

Wie auch die anderen oben genannten Titel ist auch das neue Chormusical wieder ein Projekt der Stiftung Creative Kirche. Die Essener Uraufführung ist eine ökumenische – neben der Stiftung Creative Kirche als Veranstalter sind als Kooperationspartner auch die Evangelische Kirche im Rheinland, das Bistum Essen und der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland beteiligt. Auf der Internetseite der Stiftung kann man folgendes darüber lesen, wofür sie sich einsetzen: „Ihr Auftrag ist es, die gute Nachricht von der Liebe Gottes durch Musik so weiterzugeben, dass Menschen sie als Hilfe im Alltag und Hoffnung für ihr Leben verstehen können.“ Wer mehr darüber wissen möchte, kann die Homepage unter https://www.creative-kirche.de/ erreichen.

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Die Uraufführung dieses vierten Musicals fand nun am zweiten Februar-Wochenende in der Gruga-Halle in Essen statt. Hier trafen alle Elemente zum ersten Mal aufeinander: Der Chor, die Musiker und das Ensemble. Da sich so viele interessierte Sänger beworben hatten, zählte der Chor 2400 Personen und wurde auf zwei Aufführungen verteilt. So konnten alle begeisterten Akteure ihren Part im Chor übernehmen. Diese Begeisterung Teil eines diese großen Ganzen zu sein, ist unheimlich ansteckend. Dies sieht man jedem aus dem Chor an und in der vorangegangenen Pressekonferenz mit Andreas Malessa (Texte), Hanjo Gäbler (Musik), Christoph Spengler (Dirigent), Stefan Glaser (Dirigent) und Ralf Rathmann (Vorstand des Veranstalters Stiftung Creative Kirche) war es auch dem kreativen Team anzumerken.

Das Musical selber erzählt in Rückblicken eine neue Sicht auf das Leben des farbigen Bürgerrechtlers, der Anfang April 1968 mit nur 39 Jahren ermordet wurde. Was hat ihn bewegt, das zu tun, was er tat? Als Vater von vier Kindern sollte man seine Familie beschützen anstatt sie so vielen Gefahren auszusetzen. Das war auch eine der Fragen, welche die Komponisten und Texter des Chormusicals bewegt hat. Besonders Hanjo Gäbler und Christoph Terbuyken, da sie sich nun im selben Alter als Familienväter finden, in dem King starb. Für Librettist Andreas Malessa ist es ebenfalls ein besonderes Projekt, da sein Vater King selbst begegnet war, er Yolanda King, die älteste Tochter kennenlernen durfte und er als Hörfunkjournalist zahlreiche Radiofeatures verfasst hat.

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So fängt das Stück  mit der Nachricht über die Ermordung des Friedensnobelpreisträgers an. Seine Weggefährten wie seine Ehefrau Coretta Scott King, Rosa Parks und Malcolm X kommen zu Wort. Wir sehen in kurzen Rückblenden wie King studiert („Ich will studieren“), um Priester zu werden, wie er seine zukünftige Frau kennenlernt („Wo ist der Mann meiner Träume?“) und die Geburt des ersten Kindes. Es folgen Rosa Parks, wie sie sich weigert im Bus ihren Platz an einen Weißen abzugeben („Danke wir laufen“) und Malcolm X, der mit der sanften Revolution von Martin nicht einverstanden ist („Martin, ach du meine Güte“) und viel brutaler vorgehen will, um die Gleichberechtigung der Farbigen durchzusetzen. Wir erleben Polizeichef Bull Connor, wie er versucht, diese „Gefahr“ zu unterbinden – in einem Alptraum („Der Alptraum“) erscheint er Martin Luther King sogar als Anführer des berüchtigten Ku-Klux-Klan.

Die Musik ist im Stil der 1960er und 1970er Jahre gehalten, orientiert sich dabei viel an Gospel und enthält Mowtown-Elemente. Zur 15-köpfigen Band gehören auch die beiden Komponisten Hanjo Gäbler (Orgel, Keyboard) und Christoph Terbuyken (E-Bass, Kontrabass). Letzterer ist auch für die musikalische Leitung verantwortlich. Klassische Instrumente wie Bratsche und Cello oder Posaune und Flöte, die man heute eher selten sieht und hört, kommen zum Einsatz. Man fühlt sich wieder wohl mit echter Musik und die Lieder laden zum Mitsingen ein, was auch gewünscht ist. Auf den Leinwänden beiderseits der Bühne stand hierfür jeder Text. 22 Lieder sind im Stück zu hören, also viel Stoff zum Mitsingen. Der Großteil ist in Deutsch verfasst, aber einige Phrasen sind auch in Englisch.

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Foto: (c) Chormusical Martin Luther King

Der Chor, geleitet von Miriam Schäfer, Stefan Glaser und Christoph Spengler, ist das Herzstück der Aufführung. Es wird nicht nur gesungen, sondern es runden kleine Choreografien die ständige Präsenz der großen Gruppe ab. Bei „Es ströme das Recht wie Wasser“ konnte man „Die Welle“, die sonst nur bei vollgefüllten Stadien entsteht, sehen. Dies war ein eindrucksvolles Bild. Die Lichtgestaltung von Michael Grundner und seinem Team untermalt jede Szene effektvoll. Auch die diversen Lichtspiele, die den ganzen Saal immer wieder in die unterschiedlichen Situationen eintauchen lassen, sind gelungen.

Die Regie lag in den bewährten Händen von Andreas Gergen, der schon beim Poporatorium Luther dafür verantwortlich zeichnete. Er lässt seine Protagonisten auf der Bühne, die vor der Kulisse des Chors geradezu niedlich wirkt, innerhalb von nicht einmal zwei Stunden die Geschichte in Bildern erzählen. Mit seinen Choreografien kommt ordentlich Tempo in die Show. Alle der acht Protagonisten kommen kaum zur Ruhe – ob sie nun tanzen oder die Kulissen-Würfel durch die Gegend schieben oder tragen.

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Kulissen-Würfel? Ja, denn die Bühne ist offen und von allen Seiten einsehbar und auf ihr befinden sich neun würfelähnliche Blöcke. Auf jeder Seite ist etwas anderes aufgeklebt. Eine Seite ziert das Konterfei von Martin Luther King, auf einer anderen ist unsere Welt abgedruckt. Weiterhin gibt es noch eine Mauer, Reifen für den Bus und einen Regenbogen. Unsere Welt kommt auch zum Einsatz und wird als überdimensionaler, mit Luft gefüllter Ball Richtung Publikum bewegt. Diese Zeit wird auch gebraucht, damit sich die Sänger für den Alptraum in den gefürchteten Ku-Klu-Klan verwandeln können.

Kathleen Bauer fiel der Part des Dance-Captains zu, sie war dafür verantwortlich, die Choreografien dem Ensemble näher zu bringen und darauf zu achten, dass jeder seinen Part richtig lernt. Zusammen mit Stefan Stara übernimmt sie im Stück die meisten kleinen Rollen. Als Lehrerin, als Chef der Staatsicherheit in der DDR, als Sekretär vom Chef des FBI, die zwei sind immer irgendwo im Einsatz. Karolin Konert spielt den Heilige Geistin, die immer an der Seite von King steht und ihm Kraft gibt, aber auch da ist, um Malcolm X zu besänftigen. Laut Librettist Andreas Malessa soll dies keineswegs provozierend sein, denn schon in der Bibel stand, so sagte er auf der Pressekonferenz: „Ich möchte euch behüten wie eine Mutter ihr Kind“.

Warum auch nicht? Da bei dem Chormusical der christliche Gedanke auch im Mittelpunkt stehen soll, war das nur passend. Und wer hat gesagt, dass Gott nur männlich ist? Es ist immer nur das alte Denken, das etwas so sein soll und ist, wie es uns vorgegeben wurde.

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Foto: (c) Chormusical Martin Luther King

Benjamin Eberling ist als Bull Connor zu sehen, der damalige Polizeichef in Alabama, der alles daran setzt, King aufzuhalten und sogar mit Waffengewalt auf friedliche Demonstranten einwirken lässt. Viele der Momente, wenn er und Stefan Stara zusammen agieren, sorgen dafür, die Lachmuskeln der Zuschauer zu trainieren. Überhaupt kommen im Stück viele kleine Szenen vor, über die man schmunzeln und herzlich lachen kann. Diese bilden die Waage zu den ernsthafteren Bildern, die uns präsentiert werden, wie eben gerade den Alptraum Kings oder die Zeit seiner Inhaftierung. Doch davon wird noch nichts verraten, es soll doch eine kleine Überraschung bleiben.

IMG_9345-© Nathalie-Brandt-Chormusical-Martin-Luther-King-2019Peti van der Velde und Bonita Niessen spielen zwei der Frauen in Martin Luther Kings Leben. Die eine ist seine Ehefrau Corretta, die andere Rosa Parks, die 1955 der Auslöser des Busboykotts von Montgomery war. Sie wurde verhaftet, weil sie sich weigerte, ihren Sitzplatz im überfüllten Bus an einen weißen Mann abzugeben. Damit begann überhaupt erst die Bürgerrechtsbewegung, deren Anführer King wurde. Das Stück beginnt bei der Overtüre damit und ausgesuchte Chormitglieder stürmen mit Regenbogenschildern zu den Klängen von „We shall overcome“ durchs Publikum auf die Bühne, um die Bürgerrechtsbewegung anzudeuten. Später im Stück wird die Situation um den Busstreik noch etwas näher beschrieben. Bonita Niessen merkt man die Spielfreude an, die ernsten, wie auch komischen Momente gelingen ihr sehr gut. Es macht Spaß ihr zuzusehen.

IMG_9283-© Nathalie-Brandt-Chormusical-Martin-Luther-King-2019Coretta Scott King wollte ursprünglich Opernsängern werden. So sind die ersten Soli Töne von Peti van der Velde sehr opernlastig, um dies darzustellen. Kennenlernen, Hochzeit und die Geburt des ersten Kindes finden dann quasi in drei Minuten statt. Es wird gezeigt, wie sie sich alleine zuhause um die Kinder kümmert. So nimmt sie auch den Anruf entgegen, dass ihr Mann den Friedensnobelpreis erhalten soll. Viel Platz zum Entfalten bleibt für beide leider nicht, da das Stück dafür nicht den Raum bietet.

Karolin Konert als „Heilige Geistin“ ist von Anfang an fast immer auf der Bühne dabei. Ganz in weiß gekleidet ist sie der Puffer und auch der Halt und das nicht nur von Martin Luther King. Dies alles setzt sie wunderbar um. Sie ist auch das Gewissen von Malcolm X, der wie erwähnt mit der friedlichen Revolution nicht einverstanden ist und lieber mit Feuerzeug und Benzinkanister vorgehen will. Dies wird eindrucksvoll von Andreas Wolfram dargestellt. Auf der einen Seite gleichgesinnt mit den Bürgerrechtlern, auf der anderen Seite aber immer unter Strom, um die Bewegung in eine andere Richtung zu schieben. Er wurde drei Jahre vor Martin Luther King bei einem Attentat am Beginn einer seiner Kundgebungen ermordet.

IMG_9219-© Nathalie-Brandt-Chormusical-Martin-Luther-King-2019Gino Emnes stellt den Baptistenpastor sehr gefühlvoll dar. Man sieht, wie enthusiastisch er studiert, wie er seine Zukünftige stürmisch umwirbt. Mit derselben Leidenschaft beginnt er die Bürgerrechtsbewegung. Einer der Höhepunkte ist die „I have a dream“-Rede, die er inmitten des Chores hält, woraufhin er kurze Zeit später den Nobelpreis erhält. King hat aber auch Zweifel und Ängste, was sich in den Sequenzen im Gefängnis und im Alptraum zeigt.

Am Ende wird der Traum weitergeträumt und die Hoffnung auf ein besseres Leben bleibt. Daran soll das Stück auch erinnern. Aktuell verfolgt die Creative Kirche zusammen mit der Aktion Gospel und Brot für die Welt das Ziel, den Menschen in Kenia den Zugang zu ausreichend Wasser zu ermöglichen. Hierfür findet sich ein Aufruf auf der Homepage und auch im Programmheft konnte man über die Aktion lesen. Während der Ur-Aufführungstage konnte man auch selbst etwas spenden. In der zweiten Hälfte der Inszenierung wurden gelbe Eimer durch die Publikumsreihen gereicht. Darin befand sich eine Benefiz-CD, die man sich herausnehmen konnte. Im Gegenzug wurde man um eine Spende gebeten, die man in den Eimer legen konnte. Am Ende des Abends wurde die Spendensumme auf den großen Leinwänden eingeblendet. Am gesamten Wochenende kamen so 34.656,08 € zusammen.

Wenn das Chormusical am 20. Juni beim Kirchentag in Dortmund zu sehen sein wird, kann man dort sicherlich ebenfalls einen Beitrag zu diesem tollen Projekt leisten. Danach wird es erst wieder 2020 auf Tournee durch Deutschland zu sehen sein. Bis dahin kann man sich auf https://www.king-musical.de/ in den Newletter eintragen, um alles Wichtige per Mail zu erhalten. Wer im Chor in seiner Stadt mitsingen möchte, hat dort die Möglichkeit, sich als SängerIn zu bewerben. CD, Textheft, Chorpartitur und Klavierpartitur sind bereits jetzt käuflich zu erwerben. Ab April kann man auch eine DVD oder BluRay erhalten, die bereits vorbestellbar ist. Sie enthält einen Zusammenschnitt der zwei Essener Aufführungen vom 09. und 10. Februar.

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Foto: (c) Chormusical Martin Luther King

Fazit: das Chormusical „Martin Luther King – Ein Traum verändert die Welt“ hat uns begeistert und ist ein weiterer Garant dafür, dass man auch mit wenigen Mitteln und viel Einsatz ein gutes Stück auf die Beine stellen kann um die Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Eine kleine Bühne, wenig Kulisse und ein Chor mit über tausend begeisterten SängerInnen. Was will man mehr? Wir freuen uns schon auf die Tournee und wer weiß – vielleicht finden wir uns selber in einer der Städte als kleiner Teil des großen Ganzen wieder.

Danke an Carmen Möller-Sendler von der Stiftung Creative Kirche für die Einladung und die freundliche Zusammenarbeit.

Quelle Pressematerial: https://www.creative-kirche.de/
Text und Bilder: Nathalie /Chormusical Martin Luther King

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