Bad Hersfelder Festspiele 2017 – Titanic

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Nachdem die Bad Hersfelder Festspiele bekanntgaben, dass im Sommer 2017 das Musical Titanic aufgeführt werden würde, stand mein Entschluss fest: Dieses Musical muss ich unbedingt sehen.

Die Begeisterung über das Stück sprach sich natürlich schnell herum, sodass innerhalb kurzer Zeit so gut wie alle Vorstellungen ausverkauft waren. Glücklicherweise gab es allerdings am 11.08.2017 um 15 Uhr noch eine Zusatzvorstellung, die aufgrund der großen Nachfrage noch eingeschoben wurde. Der Zuschauersaal wurde unter der Intendanz von Dr. Dieter Wedel etwas verändert. So gibt es jetzt mehrere Eingänge und man gelangt durch Gänge, die sich unter dem Zuschauerraum der hinteren Reihen befinden, zu den Plätzen im Parkett. Diese Neuerung finde ich sehr gut umgesetzt. Leider hatte es schon den ganzen Vormittag geregnet, sodass das Dach über dem Zuschauerraum geschlossen war.

Die Geschichte der Titanic sollte den meisten bekannt sein. Wer sie nicht kennt, findet hier (Inhaltsangabe) die Antwort.

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Kommen wir nun zum Musical selbst. Auf der Bühne der Stiftsruine stehen meherere, 3 Stockwerke hohe, Gerüste und in der Mitte hängt eine Brücke, die mit schwarzen Tüchern verhängt sind.

Zu Beginn besingt Thomas Andrews, der Konstrukteur der Titanic, gespielt von Alen Hodzovic, was für ein Wunder der modernen Technik die Titanic doch ist.

Nach und nach betreten die Darsteller die 1.600 m² große Bühne der Stiftsruine. Sie nehmen die schwarzen Tücher ab und zum Vorschein kommen verschiedene Handlungsorte, so zum Beispiel der Funkraum des Funkers Harold Bride, gespielt von Andreas Bongard, oder auch die Brücke, der Arbeitsplatz des Kapitäns E. J. Smith, gespielt von Michael Flöth, der diese Rolle auch schon zur deutschen Erstaufführung gespielt hat, und des 1. Offiziers William M. Murdoch, gespielt von Jörg Neubauer.

Die Gerüste bilden, nachdem Sie gedreht werden, eindrucksvoll den alles überragenden Schriftzug „TITANIC“.

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Den ersten Gänsehautmoment hatte ich zum Ende des Liedes „Gute Fahrt“, bei dem das gesamte Ensemble sich und dem Schiff eine gute Überfahrt nach New York wünscht, nichtsahnend, dass die Fahrt in einer Katastrophe enden würde.

Während die Passagiere der ersten, zweiten und dritten Klasse auf ihren jeweiligen Decks von den noch fernen USA träumen, schuftet im Bauch des Schiffes der Heizer Frederic Barrett, gespielt von David Arnsperger, mit seinen Kollegen. Er beklagt in dem Lied „Barrets Lied“ auf der einen Seite, dass er während der ganzen Fahrt nicht ein einziges Mal das Meer sehen wird, auf deren anderen Seite freut er sich aber auch schon auf seine Freundin, die er nach der Rückkehr heiraten möchte.

Wir lernen auch Gabriela Ryffel und Rupert Markthaler in den Rollen Kate McGowen und Jim Farrell als Passagiere der 3. Klasse kennen, die sich ineinander verlieben.

Unterdessen feiern alle Passagiere, während die Titanic unaufhaltsam ihrem Ende entgegen fährt.

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Während des gesamten Stückes ist Mathias Schlung als Steward der 1.Klasse unermüdlich damit beschäftigt, den Passagieren des Schiffes die Reise so angenehm wie möglich zu machen, ohne auch nur eine Minute an sich selbst zu denken. Selbst als das Schiff schon dem Untergang geweiht ist, serviert er Isidor und Ida Straus, gespielt von Uwe Dreves und Christine Rothacker, noch einen Wein.

Dass es überhaupt zu dieser Katastrophe kam, liegt vermutlich an der Verkettung mehrerer unglücklicher Umstände. Zum einen ignorierte der Kapitän E. J. Smith mehrere Eiswarnungen anderer Schiffe, zum anderen drängte Frank Winkels in der Rolle des aufbrausenden Reedereibesitzer Bruce Ismay, den Kapitän mehrfach dazu, die Geschwindigkeit des Schiffes zu erhöhen, um das Ziel der Überfahrt, New York, noch schneller zu erreichen als alle anderen bisherigen Schiffe. Ein weiterer Punkt, der zum Untergang der Titanic geführt haben könnte, sind mögliche Konstruktionsfehler, die der Konstrukteur der Titanic, Thomas Andrews, allerdings erst viel zu spät bemerkt, als das Schiff schon unaufhaltbar verloren ist. So waren zum einen einige Wände im Rumpf des Schiffes zu niedrig, sodass sich das Wasser viel zu schnell im Rumpf des Schiffes ausbreiten konnte, zum anderen waren zu wenig Rettungsboote für die vielen Menschen vorhanden.

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Während die Frauen und Kinder in die Rettungsboote gebracht werden, bleiben so gut wie alle Männer an Bord des nach der Kollision mit dem Eisberg sinkenden Schiffes. Am Bühnenrand beklagen die geretteten Frauen ihre zurückgelassenen Angehörigen, während diese auf der Hinterbühne um ihr Überleben kämpfen. Das Musical endet mit dem Untergang der Titanic.

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An Bord der Titanic starben während des Untergangs in der Nacht vom 14. auf den 15. April 1.514 Menschen. Nur 710 überlebten die Katastrophe.

Eine Sache möchte ich natürlich nicht unerwähnt lassen. Und zwar das wunderbare 25-köpfige Orchester unter der Leitung von Christoph Wohlleben, das jedes Mal wieder ein Garant für einen tollen Musical-Besuch ist.  Ein kleines Manko gibt es allerdings doch. Das Orchester ist an manchen Stellen etwas zu laut, sodass man manchmal den Gesang der Darsteller nicht 100% verstanden hat.

Ein ganz großes Kompliment geht auch nochmal an das gesamte Ensemble, das die gesamte Vorstellung in strömendem Regen gespielt hat, was der Spielfreunde jedes einzelnen allerdings keinen Abbruch tat.

Wer jetzt Lust bekommen hat, sich das Musical in der Stiftsruine Bad Hersfeld anzuschauen, muss sich beeilen. Das Musical ist nur noch bis zum 20.08.2017 zu erleben und – wie schon erwähnt – sind so gut wie alle Vorstellungen ausverkauft. Es gibt nur noch wenige Restkarten.

Allen, die es dieses Jahr nicht mehr nach Bad Hersfeld schaffen, bleibt nur noch, die Daumen zu drücken, dass das Musical in der Spielzeit 2018 wiederaufgenommen wird.


Artikel von Hagen