Titanic – das Musical in Deutschland 2019

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Das Titanic-Musical in englischer Originalsprache mit deutschen Untertiteln neben der Bühne wurde in der Kölner Philharmonie aufgeführt. Etwas Sorge wegen der Örtlichkeit, weil ein Musical in der Philharmonie ungewöhnlich ist, war völlig unbegründet. Und ganz ehrlich, man hat angenehmer gesessen und gesehen als im Musical Dom, in dem die Beinfreiheit durch die neue Bestuhlung auf vereinzelten Plätzen der Parkettseiten durch die Verankerungsstreben extrem eingeschränkt ist. Aber zurück zur Philharmonie. Die Plätze sind so versetzt, dass man kaum jemand im Blickfeld vor sich hat, die Sitze sind bequem und der klimatisierte Raum tat sein Übriges, so dass man sehr entspannt den Abend genießen konnte.
 
Die Bühne war nicht riesig, aber irgendwie vermittelte sie gleich mit dem einfach wirkenden Bühnenbild ein Schiffsgefühl. Von Anfang bis Ende wurde bei gleichbleibendem Bühnenbild je Deck und Szene umdekoriert, wobei man gut erkennen konnte, dass es nicht viel benötigt, um Stimmung zu erzeugen. Wie der Untergang inszeniert wurde, hat mich absolut abgeholt, denn mit einer technischen Umsetzung hätte man bei der minimalistischen Ausstattung nicht unbedingt rechnen können.
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Zum Ensemble und den Kostümen kann man sagen, dass man sich direkt ins Jahr 1912 versetzt fühlte. Bewegungen und Ausdruck der Darsteller waren sehr gut auf das Thema abgestimmt. Allerdings kann ich dieses Musical nicht für Menschen empfehlen, die kein oder wenig Englisch verstehen. Die Songs haben sehr viel Text, der auch teilweise sehr zeitgenössisch und von verschiedenen englischsprachigen Akzenten durchwachsen ist. Dazu kam noch die doch sehr Kopfstimmen-betonte Umsetzung, die das Musical für mich eher in Richtung Operette brachte. Ich hätte mir doch etwas mehr Beltstimmen in den Höhen gewünscht. Dass das geht, kann man im Vergleich mit der deutschen Aufführung erkennen. Das heißt aber nicht, dass es schlecht war und die Musik ist ja auch sehr anspruchsvoll geschrieben.
 
Die Darsteller haben durchweg gut gesungen, es passte zur Zeit, zum Thema, aber alles zusammen erschwerte mir das Verstehen. Die Untertitel waren rechts und links neben der Bühne und diesmal musste ich sehr viel darauf gucken, da auch ich den verschiedenen Akzenten, Singstimmen und der Masse an Text nicht nachkam. Dadurch ging mir viel Bühnenaktion verloren. Wer allerdings mit all dem kein Problem hat, hat einen kurzweiligen Abend mit wirklich schönen Melodien, tänzerischen Untermalungen und einer Story, die zu Herzen geht. Mehr als einmal kamen mir die Tränen. 
 
Es ist kein Musical, aus dem man fröhlich beschwingt herausgeht, auch wenn es hier und da lustige Szenen gab. Aber man verlässt das Theater mit einer intensiveren Betrachtung der Katastrophe und fühlt auch durch die Wiederholung des Openings am Ende, dass nicht nur ein Schiff gesunken ist und viele Menschen gestorben sind, sondern auch viele Träume und Wünsche auf ein besseren Leben im Meer begraben wurden.
 
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Mit einer Auflistung der Toten am Ende auf einer riesigen Leinwand wird man aus dem Saal entlassen. Es bleibt ein trauriges Mitgefühl. Hier wurde wirklich sehr zartfühlend mit der Geschichte der Titanic umgegangen.
 
Text: Isabella und Anja R.
Bilder: © Scott Rylander
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