Show, 13.April 2017

Disneys Musical TARZAN mit Starbesetzung in NRW

Voller Vorfreunde, das erste Mal überhaupt das Musical Tarzan zu sehen und dann noch mit Alexander Klaws, welcher die Rolle schon 2010 – 2013 in Hamburg verkörperte und maßgeblich prägte, ging es kurz vor Ostern für uns nach Oberhausen in den Dschungel. Etwas enttäuscht mussten wir vor Ort feststellen, dass leider drei der Hauptrollen (Jane, Kala und Kerchak) nicht durch die First Cast dargestellt werden würden, jedoch wurde diese Enttäuschung im Laufe der Show mehr und mehr gemildert, denn die Erstbesetzungen wurden würdig durch ihre Covers vertreten, doch dazu später mehr. 

In der Rolle des Titelhelden Tarzan gab sich, seit November 2016 und nur noch bis zum 30. April, Alexander Klaws noch einmal die Ehre und überzeugte dabei auf ganzer Linie. Er ist im Laufe der Jahre vom Popsänger zu einem etablierten Musicaldarsteller avanciert und das sieht und hört man ihm in jedem Song, jeder Szene zweieinhalb Stunden lang an. Körperlich topfit, schwingt er sich quer durch das Metronom Theater Oberhausen und kommt den Zuschauern dabei gefährlich nah, fliegt er doch manchmal nur wenige Zentimeter über den Köpfen der Zuschauer.

Vorweg muss man sagen, dass Tarzan bestimmt nicht eine der leichtesten Rollen im Musical darstellt, denn der Hauptdarsteller hat ein enormes Pensum von Gesang, Schauspiel und Akrobatik am Boden und in den Lüften abzuarbeiten und das zirka 6 Mal die Woche. Hierbei zeigt Alexander Klaws mehr als deutlich, wie sehr er sich auf die Rolle vorbereitet hatte und wie sehr er diese auch schon verinnerlicht hat. Geradezu leichtfüßig hüpft und springt er über die Bühne und auch sämtliche Flugakrobatik scheint er mühelos zu meistern, von einem Keuchen hier und da abgesehen, aber wenn das nicht mehr als verständlich ist, hat man noch nie Sport und Gesang gleichzeitig ausgeübt. Alexanders Stimme nimmt einen ebenso mit wie seine Darstellung des jungen Mannes, der sich sein ganzes Leben lang fragt, wo er hingehört und endlich seine wahre Zugehörigkeit finden möchte. In Sekundenschnelle wechselt er zwischen normalem Sprechen (mit seiner Affenfamilie) und Gorilla Geräuschen (wenn er versucht, mit den Menschen zu kommunizieren). Auch sein Charakter wandelt sich von einem nahezu glücklich aufgewachsenen Jungen zu einem veränderten Mann, der sein Schicksal, ein Mensch zu sein, annimmt und am Ende vor der schwierigsten Entscheidung seines Lebens steht. All diese Charakterzüge unterstreicht er mit einer fantastischen Stimme, die trotz jeglicher Anstrengung einwandfrei funktioniert und mal stark und entschlossen, dann wieder verletzlich und romantisch klingt und dabei immer berührt. Chapeau vor dieser Meisterleistung!

Zur Seite als Partner wurden ihm gleich mehrere Covers gestellt, welche wieder einmal bewiesen, dass nicht nur die First Cast einen Theaterabend zu einem unvergesslichen Erlebnis machen kann.

Martina Lechner spielt Jane in all ihren Facetten, mal überdreht und begeistert, dann wieder verunsichert von der Anziehung Tarzans und schlussendlich wieder entschlossen, eine Entscheidung der Liebe wegen zu treffen, die ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen wird. Ihre Stimme klingt klar und zeigt vor allem im Duett “Auf einmal” all ihre Stärke und rührt die Zuschauer zu einem von vielen Gänsehautmomenten. Weiter bringt ihr Charakter einen im Laufe der Show nicht nur einmal zum Lachen. Vor allem ihre ersten Treffen mit Tarzan spielt sie überzeugend und mit so viel Energie, dass sie einen immer mitreißt. So verliebt sich mit dieser rundum ansprechenden Performance nicht nur Tarzan am Ende in diese entzückende Jane.

Als Tarzans Affen-Eltern Kala und Kerchak stehen an diesem Abend Isabel Trinkaus und Lucius Wolter auf der Bühne und zeigen in ihrem Zusammenspiel wunderbar, wie sich ihre Beziehung durch das Auftauchen Tarzans verändert, von einer glücklichen Partnerschaft bis hin zu der sich mehr und mehr öffnenden Kluft, die sich zwischen ihnen auftut. Trinkaus ist liebende Mutter mit Biss und Rückgrat, die alles für ihr Kind tun würde und auch nicht vor Streit und Ablehnung zurückschreckt und tut, was sie für richtig hält. Sie zeigt so einen Charakter, der sich steht zwischen all den unterschiedlichen Facetten in Waage hält und eine stimmige Performance hervorruft. Lucius Wolter bietet dem Publikum einen in sich zerrissenen Familienvater und Anführer, der sich selbst nicht immer sicher ist, ob er das Richtige tut. Man kauft ihm jede von Kerchaks Eigenschaften zu jeder Zeit ab und es bricht einem das Herz, wenn er in seinen letzten Lebensminuten Tarzan endlich als seinen Sohn anerkennt. Wer bei diesem Bühnentod nicht zumindest eine kleine Träne verdrückt hat, hat wohl nie verstanden, dass Kerchak doch gar nicht der Bösewicht der Geschichte war und immer nur aus Angst und Liebe gehandelt hat, was ihm oftmals auch sichtlich weh tat. Neben zwei schönen Stimmen gaben die beiden auch optisch ein gut trainiertes Pärchen ab.

Neben den 4 Hauptakteuren des Abends überzeugen Massimiliano Pironti, Japheth Myers und Patrick Imhof in sogenannten “Supporting Roles” die Storyline und sind vor allem in Pirontis Fall für den einen oder anderen Lacher. Als Tarzans Freund und Kumpel Terk ist er immer für einen Spaß oder eine Dummheit gut und gerät so mit Tarzan immer wieder in verzwickte Situationen. Neben seiner stets treuen Freundschaft zeigte er im zweiten Akt ebenso die enttäuschte und verletzte Seite Terks, der sich von seinem Freund im Stich gelassen, vernachlässigt und verraten fühlt. Eine sprudelnde Energie und eine fantastische Stimme machen ihn in Paarung mit den lockeren Sprüchen auf seinen Lippen zu einem klaren Publikumsliebling des Abends. Myers und Imhof, die beiden Begleiter Janes auf der Forschungsmission, könnten unterschiedlicher nicht sein. Der eine ist für die Natur, die Forschung und unterstützt Jane, nach anfänglicher Skepsis, sich Tarzan zu öffnen und ihm näher zu kommen, der andere wütet ständig mit seinem Gewehr und würde am liebsten alle Gorillas töten und Tarzan fangen, um ihn in England als neues Wunder zu verkaufen. Beide Darsteller spielen ihre Rollen gut und zu jeder Zeit überzeugend.

Abgerundet wird die Produktion von fantastischen, nahezu überwältigenden Kulissen, einem vor Energie übersprudelnden Ensemble und einer Flug- und Akrobatikshow, die einen noch Wochen nach dem Besuch in Staunen versetzen. Man weiß kaum, wo man zuerst hinsehen soll und braucht bestimmt mehrere Besuche, um jedes Detail dieser Fülle an Highlights einfangen zu können.

Tarzan hat wunderschöne Musik, tolle Choreographien, sympathische und in höchstem Maße talentierte Darsteller und eine Story, die schon seit fast 20 Jahren Millionen von Menschen berührt. Das Musical ist zur selben Zeit emotional, romantisch, faszinierend, spannend und mit jeder Sekunde überzeugend und mitreißend. Ein Stück, das noch lange laufen sollte und vermutlich auch wird, ein Abend den ich jedem Musical- und Disney-Liebhaber nur wärmstens empfehlen kann!

Besetzung

  • Alexander Klaws – Tarzan
  • Martina Lechner – Jane
  • Isabel Trinkaus – Kala
  • Lucius Wolter – Kerchak
  • Massimiliano Pironti – Terk
  • Japheth Myers – Professor Porter
  • Patrick Imhof – Clayton

Artikel von Rebecca