Musical meets Opera 10

„Don Giovanni trifft Graf von Krolock“

Jubiläumsausgabe am 6.5.2018

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Quelle: VBW (Musicalvienna)

Die Veranstaltung „Musical meets Opera“, die 2010 unter dem Motto „MUSIK VERBINDET“, ins Leben gerufen wurde, ist in Wien so etwas wie ein Geheimtipp sowohl für Musical- als auch Opernfans und immer sehr schnell ausverkauft. Dabei handelt es sich um eine Veranstaltung der „Freunde der Wiener Staatsoper“ in Zusammenarbeit mit den „Vereinigten Bühnen Wien“.

Zur 10. Ausgabe von “Musical meets Opera” luden dieses Mal, wie bei der allerersten Veranstaltung 2010, die Vampire zum Tanz und trafen dabei auf „Don Giovanni“. Denn dank des großen Erfolges dieses Formats findet inzwischen fast zu jedem Musical auch ein “Musical meets Opera” statt.

Nach einer kurzen Einleitung durch den Intendanten der Vereinigten Bühnen Wien, Christian Struppeck, übernahm Dr. Thomas Dänemark, Initiator und Generalsekretär der „Freunde der Wiener Staatsoper“, in gewohnt gekonnter und souveräner Weise die Moderation. Besonders seine Vergleiche zwischen Mozarts „Don Giovanni“ und dem „Tanz der Vampire“ waren interessant.

Nach zwei Takten aus der Oper ging es direkt mit der Ouvertüre der Vampire weiter, gefolgt von „Sei bereit“ und „Wohl der Nacht“ (Vor dem Schloss). So konnte „Graf von Krolock“ direkt neben dem „Professor“ und „Alfred“ die Ensemble-Mitglieder der Wiener Staatsoper, Jasmina Sakr, Adam Plachetka, Morten Frank Larsen und Maximilian Mayer in Empfang nehmen.

Sehr zur Freude aller Vampirfans waren alle Vampire in ihren  Originalkostümen und in den Originalkulissen zu sehen. Besonderes Highlight der Veranstaltung war bestimmt, dass sowohl zwei Grafen- als auch zwei Don Giovanni-Darsteller auf der Bühne standen, nämlich Drew Sarich und Filippo Strocchi sowie Adam Plachetka und Morten Frank Larsen.

Viel gemeinsames

Sehr interessant sind die Parallelen, die Dr. Dänemark zwischen „Don Giovanni“ und „Krolock“ entdeckt hat. Nicht nur dass beide verführen und morden, sondern auch, dass die Jahreszahl 1617 in beiden Stücken vorkommt. In der Oper „Don Giovanni“ möchte dieser eine Dame verführen, doch als diese um Hilfe schreit und ihr Vater, der Komtur, hinzukommt, bringt Don Giovanni ihn um. Dafür landet Don Giovanni später in der Hölle.

Und lustigerweise hieß „Graf von Krolock“ in der amerikanischen Version von „Tanz der Vampire“ mit Vornamen „Giovanni“.

Nach „Gott ist tot“ gab es ein erstes Interview mit Drew Sarich, der erzählte, dass er schon seit etwa seinem 9. Lebensjahr eine Vorliebe für Vampire gehabt hat und sich deshalb umso mehr freut, jetzt Graf von Krolock spielen zu können.

Gefragt, ob es denn eine besonders witzige Szene gegeben habe, wenn er als Krolock durch den Saal zur Bühne „schwebt“, erzählte Drew, dass ihm dabei einmal ein älterer Herr entgegen kam, der dachte, der Herr Graf gehöre zum Personal und nach dem Weg zur Toilette fragte. Graf Drew hat ihn dann ordentlich angefaucht und mit dem Umhang den Weg gewiesen.

Der „Don Giovanni“ der Wiener Staatsoper, Adam Plachetka, sang das „Ständchen“ aus der Oper und wurde dann dem Publikum, das natürlich überwiegend aus Musicalfans bestand, vorgestellt.

Mit „Alles ist hell“ ging es vampirmäßig weiter. Auf der Bühne Sebastian Brandmeier (Professor), Raphael Groß (Alfred), Diana Schnierer (Sarah), Floor Krijnen (Rebecca), Nikolas Tenerani (Chagal) und Marle Martens (Magda) sowie Florian Resetarits (Koukol).

Danach folgten direkt „Draußen ist Freiheit“, „Stärker als wir sind“ und das „Gebet“. Das Bühnenbild von Tanz der Vampire, besonders der Ballsaal, ist einfach toll, die Bühne ist zudem sehr tief und hoch. Auch sind die Videoprojektionen in Wien anders als bei der deutschen Produktion. Aber dazu später noch ein bisschen mehr.

Dr. Dänemark ließ es sich danach nicht nehmen, Diana Schnierer (Sarah) zu fragen, von welchem Grafen sie eigentlich am liebsten gebissen wird, doch sie wich der Frage geschickt aus und meinte nur:Sie beißen alle anders!“.

Als Tanzdoubles stehen Lucy-Marie Fitzgerald (Sarah) und Arltan Andzhaev (Krolock) nur selten zum Interview auf der Bühne, was sich heute änderte. Dabei erfuhren die Zuschauer, dass Lucy-Marie schon mit Robbie Williams getanzt hat und Arltan aus Russland kommt und dort auf der Militärakademie eine Ausbildung gemacht hat. Auch “Koukol” Florian Resetarits kam ebenfalls zu Wort. Er meinte, dass man als buckliger Diener einen guten Chiropraktiker brauche.

Blut ist Liebe und Liebe ist Blut

Adam Plachetka bekam für sein nächstes Lied, die„Champagnerarie“ des Don Giovanni, von Graf von Krolock ein Glas mit „Blut“ gereicht, welches er todesmutig austrank. Drew, der als Graf besonders schön beißt, viel Blut verschmiert und sich auch noch die Finger ableckt, nachdem er Sarah gebissen hat, erzählte mir später, dass dieses Blut nach Himbeeren und Seife schmeckt. ☹

Weiter ging es mit dem „La ci darem la mano – Reich mir die Hand mein Leben“ ein Liebesduett zwischen Don Giovanni und  Zerlina, gesungen von Adam Plachetka und Jasmina Sakr.

Das nächste Gespräch fand nach „Tot zu sein ist komisch“ in der Kulisse des Wirtshauses mit Marle Martens (Magda), Nicolas Tenerani (Chagal), Jasmina Sakr und Adam Plachetka statt. Darauf folgte die Friedhofszene aus Don Giovanni mit Adam Plachetka, Morten Frank Larsen als Leporello und Dr. Dänemark als Statue des Komtur. Der Titel passenderweise: „O Statua gentilissima – Oh edelste Statue“:

Nun erfolgte ein Umbau, wie man ihn normalerweise nicht sieht, denn das Wirtshaus wurde von den Bühnenarbeitern per Hand zurück geschoben. Weiter ging es mit dem Lied „Für Sarah“ und „Alfred“ Raphael Groß. Als jüngster Tenor der Wiener Oper sang Maximilian Mayer nun „Dalla sua pace – Nur ihrem Frieden“, die Arie des Don Ottavio.

Mit „Wenn Liebe in dir ist“ stellte sich nun neben Raphael Groß als „Alfred“ auch Charles Kreische als „Herbert“ vor. Um ihren gemeinsamen Auftritt noch lustiger zu gestalten, tauschten die Beiden die Rollen. So wurde aus Herbert der schüchterne Alfred, welcher die Flucht durch den Saal antrat und aus Alfred der beißende Vampir Herbert. Ganz ehrlich, sie waren beide auch in der getauschten Rolle klasse.

Darauf folgte gleich ein weiteres Highlight, das einzige Lied, welches weder aus Don Giovanni noch aus Tanz der Vampire stammt, nämlich „STARS“ aus „Les Miserables“, gesungen als Duett von Drew Sarich und Adam Plachetka.

Dass „Ewigkeit“ nicht unbedingt „Langeweile auf Dauer“ ist, wissen Vampirfans schon längst. Nicht verraten wollten die Mitglieder des Ensembles allerdings, ob sie an einer bestimmten Stelle die Leute erschrecken, wenn sie von der Bühne abgehen, oder ob sie sich bestimmte Zuschauer auswählen (eingefleischte Fans wissen das sowieso).

Was es auch nur bei „MUSICAL MEETS OPERA“ gibt, ist die „Unstillbare Gier“ als Quartett, gesungen von zwei Grafen- Drew Sarich und Filippo Strocchi – und zwei Don Giovannis – Adam Plachetka und Morten Frank Larsen. Letzterer war mit seinem Bariton schon ein bisschen gewöhnungsbedürftig für dieses Lied.

Auf die Frage an Filippo, ob er denn häufig den Grafen spiele, meinte dieser:„Nein, Drew ist ja immer gesund!“. Daraufhin kam Drew von der Seite auf die Bühne und hustete ein bisschen herum.

Als letztes Lied sangen dann gleich vier Paare „Reich mir die Hand zum Tanze“ aus Don Giovanni. Damit ging eine tolle Veranstaltung zu Ende. Musikalisch wurde das Event von Walter Lochmann am Klavier und dem Orchester der Vereinigten Bühnen Wien unter der Leitung von Péter Biró begleitet.

Tanz der Vampire in Wien

Nun noch ein paar Worte zum Musical selbst. In Wien ist das Bühnenbild ein bisschen verändert, es gibt auch fantastischere Videoprojektionen. Vor allem der Ballsaal und die Gruft bestechen durch ihre Höhe.

Was mir persönlich auch sehr gut gefallen hat, war das Zusammenspiel von Sarah (Diana Schnierer) und Graf von Krolock (hier Drew Sarich) bei „Sei bereit“. Sarah ist nicht nur das eingeschüchterte Mädel, sondern sie versucht auch, den Graf anzufassen und ihn mit der Hand an der Wange zu berühren, er jedoch zuckt davor zurück. Dafür legt er ihren Kopf am Ende der Szene sehr zärtlich an seine Brust.

Die Galerie dieser Szene ist durch eine Treppe in der Mitte geteilt, durch die Graf von Krolock herunter kommt.

Auch die Bibliothek ist ganz anders als in der deutschen Produktion. Sie dreht sich und zwischendurch sieht man, wie Koukol hilft, das Ballkleid anzuziehen. 

Der Ballsaal hat eine Kanzel anstelle der Treppe und zum Finale kommt „Graf von Krolock“ noch einmal durch den Saal und erscheint auch zwischen den Tänzern.

Leider tanzen die Vampire im Ronacher Theater in Wien nur noch bis zum 27.6.2018. Wer noch Gelegenheit hat, sollte es sich auf jeden Fall anschauen.

Text: Ingrid Kernbach