Kinky Boots Hamburg – Bericht Teil Eins – Erste Töne und das Setting

KBHH_Icon_HF_willkommen_ab 150x200Was ist Kinky Boots?

Hamburg wird Kinky! Diese und ähnliche Sprüche konnte man schon seit längerem an allen möglichen Ecken in Hamburg lesen. Immer in Verbindung mit dem Bild von roten, glitzernden Overneestiefeln. Was hatte es nun damit auf sich?
Im Jahr 2013 hatte ein Stück in Amerika Premiere, welches sich um diese „Kinky Boots“ dreht: Ein Musical mit Musik und Texten von der Musik-Ikone Cyndi Lauper, die ihre Karriere in den 80er Jahren begann. Ihr bekanntester Song ist bis heute „Girls just wanna have fun“……und das habe ich auch über das Musical gedacht. Es wird ein weiteres Jukebox-Musical sein, welches die Lieder eines bekannten Künstlers in den Mittelpunkt stellt.

Man hörte zwar, dass das Musical massenweise Preise abräumte, aber intensiver beschäftigte ich mich nicht damit. Einige aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis hatten das Stück schon am Broadway oder West End gesehen und waren begeistert. Anfang Februar 2017 wurde bekannt, dass Kinky Boots nach Deutschland, genauer nach Hamburg ins Operettenhaus, kommen würde. Ich entschied ich mich dafür, mich weiterhin nicht weiter darüber zu informieren. Ich wollte endlich einmal in ein Stück gehen, von dem man absolut nichts weiß und das wirklich komplett neu ist, trotz des Verdachtes, dass es aus bekannten Liedern von Cyndi Lauper besteht.

Einzig und allein war mir bekannt, dass es um einen jungen Mann geht, der seine Schuhfabrik retten möchte und als neue Idee diese Kinky Boots herstellen will. Inspiration dazu ist eine Drag Queen. Nachdem ich einen Tag vor der Deutschlandpremiere in der Medienprobe war, begann ich über das Stück zu recherchieren. Zuerst verfasste ich eine eigene Inhaltsangabe, die hier zu finden ist (Hier Links einfügen zu den beiden Inhalten).

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Gino Emnes (Lola) und Domink Hees (Charlie) bei ihrer Bekanntgabe als Hauptdarsteller vor dem Adelphi Theatre in London und das erste Mal in ihren Kostümen (c)MORRIS MAC MATZEN/Stage Entertainment

Erste Töne in Hamburg

Mitte August wurden die Darsteller der Hauptrollen bekannt gegeben. Domink Hees würde den „Charlie“ als Erstbesetzung spielen, Gino Emnes die Drag Queen „Lola“. Ende September gab es im Operettenhaus ein paar Songs zu hören, Cyndi Lauper war vor Ort und die „Lola“ vom Braodway übergab die roten Stiefel symbolisch an die deutsche „Lola“, bevor das Broadway Ensemble „Land of Lola“ („Das Land von Lola“) auf der Bühne performte.

Dann war er da, der Tag vor der Premiere. Es gab bis dato schon die Generalprobe und zwei Previews, in denen die Darsteller sich geladenem Publikum, Kollegen und Freunden präsentierten. Ganz wenige Plätze waren für die Öffentlichkeit im freien Verkauf. Bei der Medienprobe waren Fotografen, Moderatoren, Berichterstatter und geladene Gäste vor Ort, um das Stück vor der Premiere zu erleben.

Im Saal angekommen, sah man die Außenfassade der „Price and Son“ Schuhfabrik. Noch während die Türen zum Saal geöffnet waren, aber der letzte Ruf seinen Platz einzunehmen gerade verklungen war, hörte man ein Handy laut klingeln. Da das in unserer Zeit ja nichts Neues ist, fiel es wenigen auf, dass es von der Bühne kam. Durch das Bienenschwarmsummen im Saal ging dies halb unter. Da aber nun auf der Bühne noch der Besitzer zum Handy erschien, wurde das Publikum aufmerksam. Nein, er könne jetzt nicht, er wäre auf dem Weg zur Maloche. Simsen ginge auch nicht. „Keine Anrufe, keine Nachrichten! Rumfilmen und Fotografieren ist auch nicht. Haben wir uns verstanden?“ Keine Reaktion. Benjamin Eberling, der in „Kinky Boots“ als Erstbesetzung des „Don“ auf der Bühne steht, zog nun die Augenbrauen hoch und fragte das Publikum nachdrücklich: „Haben wir uns verstanden?!“ Nun jubelte das Publikum und gab Applaus.

Diese Idee, einen der Darsteller, der später auch im Stück eine wichtige Rolle spielen wird, diese wichtige Ansage übernehmen zu lassen und der dabei auch noch zu sehen ist, macht diese hoffentlich eindrücklicher.

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Die Fabrik mit dem drehbaren Turm der sich in die unterschiedlichsten Settings verwandeln lässt. Photo: 2012 ballogphoto.com

Das Setting

Das Stück spielt hauptsächlich in der Schuhfabrik in Northampton. Mal draußen, mal drinnen. Im Innenraum ist in der Mitte ein drehbares Element, auf dem sich ganz oben Charlies Büro befindet, erreichbar über eine Treppe. Später befindet sich die Toilette im unteren Bereich. Der „Turm“ spielt auch bei Lolas erstem Auftritt eine Rolle. Im Handumdrehen wird aus dem unteren Bereich das Tor, durch welches sie auf die Bühne schreitet. Für den Boxkampf kann dieser „Turm“ sogar einmal in der Mitte geteilt werden. So sind zwei Seiten des Boxringes vorhanden. Die restlichen werden durch große elastische Bänder ersetzt. Eine von Lolas Angels ist dabei ein Eckpfahl. Sie liegt mit dem Rücken auf dem Boden und hält ein Bein in die Luft, um das die Bänder gespannt sind.

Die Laufbänder, auf denen später „Everybody say yeah“ getanzt wird, sind ein Bestandteil der Kulisse, welches von Anfang an in fast jeder Fabrikszene auftaucht. Das Erscheinungsbild der Schuhfabrik kann man mit vielen Werkhallen vergleichen. Es ist gut getroffen. Man sieht eine große Halle, etwas heruntergekommen vom Dreck und Staub der Maschinen, der über die Jahre seine Spuren hinterlassen hat.

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Der Boxring: im obeen Bereich ist das geteilte Büro zu sehen. Unten der Angel, die die elastischen Bänder mit ihrem Bein zum Boxring vervollständigt Photo: 2012 ballogphoto.com

Produktionsmaschinen gehören ebenso zum Erscheinungsbild wie Regale, auf denen die Schuhe zu ihren unterschiedlichen Stationen in der Verarbeitung gefahren werden. Es gibt sogar eine funktionierende Druckluftpistole. Ganz nebenbei dienen die Regale als Tanzpartner in diversen Choreografien. Geschickt eingesetzt werden diese Elemente ebenfalls, wenn Charlie den ersten Rohentwurf der Stiefel anfertigt. Manchmal ist auf der einen oder anderen Rückseite der Regale zudem das Element einer Wohnung zu finden, wie zu Beginn das von der ersten Wohnung in London.

Sobald die Protagonisten in diversen Bars, Lolas Garderobe oder am Boxring sind, werden die passenden Elemente schnell auf die Bühne gerollt. Teilweise passiert das, wenn eine Hälfte der Bühne abgedunkelt ist. Nur am Schluss für die Laufstegshow gibt es einen kompletten Wechsel. Dazu wird ein roter Vorhang heruntergelassen, der sich erst mit Beginn der Präsentation öffnet. Dahinter findet sich eine Wand mit verschiedenen Leuchtelementen, auf denen später Schuhe zu sehen sind. In einem Teil kann man sich spiegeln. In der Mitte ist der Laufsteg aufgebaut. Dieser lässt sich, ähnlich wie „der Turm“  teilen. Das Bühnenbild entwarf David Rockwell.

Text: Nathalie