Interview mit Kevin Thiel

Quelle: glanzlichter.at
Quelle: glanzlichter.at

Kevin Thiel zählt zu den Nachwuchsdarstellern in der Musical-Szene und kann jetzt schon auf einige tolle Projekte zurück blicken. Seine Schauspiel-Ausbildung absolvierte Thiel an der Schauspielschule Vera Forster in Zürich (2009-2013). Nach seinem Abschluss zog es ihn in den Norden an die Stage School of Music, Dance & Drama (Hamburg), wo er in diesem Jahr (2016) seine Ausbildung zum staatlich anerkannten Musicaldarsteller beendete. Aktuell ist er am Theater Erfurt in der „West Side Story“ und im Winterhuder Fährhaus in „Das Gespenst von Canterville“ zu sehen. Im kommenden Jahr wird Kevin Thiel als Niklas im Musical „Anastasia“ (Musical Theater Bremen) zu sehen sein.


Wie bist Du zum Berufswunsch Schauspieler/Musicaldarsteller gekommen?

Die Frage hab ich mir auch schon gestellt und lange darüber nachgedacht.
Ich glaube der Wunsch auf die Bühne zu gehen kam als ich mit ca. 8 Jahren „Starlight Express“ gesehen habe. Ich war so geflasht von der Show, dass sich der Wunsch in mir entfalten konnte. Auch wenn es vielleicht nur unbewusst passiert ist. Als ich dann mit der Schule fertig war und vor der Entscheidung stand was ich denn mein Leben lang machen soll, wollte ich den Versuch wagen. Während der Schulzeit war ich in einer Theater AG und konnte mich dort ein wenig ausprobieren. Witzige Anekdote: Auf einer früheren Schule wollte ich auch in eine Theater AG rein, dort meinte der Leiter aber das er nicht glaubt das das was für mich sei und ich da nicht so Talent für hätte. Anscheinend hatte er unrecht, denn heute verdiene ich damit mein Lebensunterhalt. (Haha)
Nach der Schule bin ich dann „All in“ gegangen und habe mich an einer Schauspielschule beworben. Die haben mich genommen und so fing das Ganze an. Während der Schauspielausbildung habe ich dann auch Gesangsunterricht genommen, weil ich dachte das ein Schauspieler ein paar Töne treffen sollte. Dort stellte sich dann heraus das ich großes Talent im Gesang habe und es mir riesen Freude bringt. Als ich dann während der Ausbildung mein erstes Musical-Engagement bekommen habe, wusste ich: „Das ist es!“

Nach meiner Schauspielausbildung bewarb ich mich an der Stage School in Hamburg, um mich dort zum Musicaldarsteller weiter bilden zu lassen. Heute nach insgesamt 6,5 Jahren Ausbildung in der ich auch einige Erfahrungen und Engagements auf der Bühne verbuchen darf, bin ich nun fertig und freue mich „auf die Bretter die die Welt bedeuten“ und Menschen in faszinierende Welten zu entführen, fernab des Alltagstrott und schlimmen Nachrichten die uns tagtäglich zu Ohren kommen.

Was macht für Dich den besonderen Reiz aus, nicht nur als Schauspieler auf einer Theaterbühne zu stehen, sondern auch Musicals zu spielen?

Um es kurz zu fassen: Die Kombination aus Gesang, Schauspiel und Tanz macht den Reiz aus! Es ist eine große Herausforderung diese 3 Sparten auf der Bühne zu vereinen, aber genau diese Herausforderung liebe ich. Für das Publikum sieht es im Endeffekt immer total einfach aus, was ja auch so sein soll, aber das ist wirklich richtige Knochenarbeit.

Aktuell bis du am Theater Erfurt in der West Side Story als A-Rab zu sehen. Du hast aber schon in Hamburg, Zürich oder Winterthur auf Bühne gestanden. Welches Theater war bisher das schönste für dich?

Uff, da fragst du mich was. Grundsätzlich liebe ich alle Theater. Die Atmosphäre ist einfach eine ganz besondere und in jedem Theater anders. Das ist total spannend. Das Theater Erfurt ist bisher das größte Haus in dem ich spielen durfte.

Der Beruf des Musicaldarstellers/Schauspielers bedeutet auch teilweise körperlichen Einsatz, wie hältst Du Dich für die Bühne fit?

Ich gehe 5 mal die Woche ins Fitnessstudio und mache Kraft- und Ausdauertraining. Außerdem versuche ich mich so gut es geht Gesund zu ernähren und keinen „billig Fraß“ aus der Dose zu konsumieren. Gute Bioprodukte gehören für mich zum Standard dazu. Nicht falsch verstehen. Ich esse auch mal eine richtig geile Pizza. Und ich liebe Burger 😀 .

Aber alles in allem versuche ich ein wenig auf die Ernährung zu achten und, wie gesagt, gehe ich oft ins Fitness.

Was waren Deine beglückendsten und was Deine frustrierendsten Momente auf der Bühne?

So genaue Situationen kann ich jetzt gar nicht benennen. Das ich auf der Bühne arbeiten darf, jeden Tag, ist die reinste Beglückung! Ich bin so dankbar, dass ich machen darf was ich liebe. Es erfüllt mich jeden Tag und macht mich einfach nur happy. Natürlich gibt es auch ab und zu doofe Momente auf der Bühne, wenn man mal seinen Text nicht bereit hat, oder einen Tanzschritt verhaut – das würde ich übrigens zu den frustrierenden Momenten zählen – aber im großen und ganzen bin ich sehr zufrieden!

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Kevin Thiel mit der Cast von „Das Gespenst von Canterville“


Welche Rollen würdest Du gerne noch im Bereich Schauspiel/Musical spielen?

Oh da gibt es einige! Ganz oben auf meiner Liste steht: „Quasimodo“ aus „Der Glöckner von Notre Dame“. Ich liebe dieses Stück! Großartige Musik und „Quasimodo“ ist eine körperlich und stimmlich sehr große Herausforderung der ich mich nur zu gerne stellen würde! Und wenn ich mal etwas älter bin auf jedenfall „Jean Valjean“. Aus welchem Musical diese Rolle ist, wisst ihr sicher selber! 😉

Wo siehst Du Dich in 10 Jahren?

Ganz klar: Auf der Bühne. Ich weiß das ich diesen Job mein ganzes leben lang machen möchte. Ich kann mir einfach nichts anderes vorstellen. Wobei eine Sache gäbe es da noch. Ich möchte später gerne nebenher ein wenig unterrichten, wenn das irgendwie geht.

Mit welcher bekannten Persönlichkeit würdest Du gern mal einen Kaffee trinken gehen und warum?

Ich glaube mit Drew Sarich. Er ist mein Lieblingsdarsteller und ich hatte schon mal die Ehre ihn Backstage bei Rocky kurz zu treffen. Ein klasse Typ! Und von Kollegen höre ich auch nur das Beste von ihm. Ich würde sehr gerne mal mit ihm zusammen sitzen, um von ihm zu lernen.

Wo lernst Du am liebsten Deinen Text?

Das ist ganz unterschiedlich. Meistens lerne ich Texte wenn ich gerade Pause habe und Backstage sitze. Oder aber im Zug bzw. Flugzeug. Einen bestimmten Ort habe ich da gar nicht.

Was wolltest Du immer schon mal tun, hast dich aber nie getraut?

Bergsteigen. Aber auf die richtig hohen Berge. Das trau ich mich aber nicht so wirklich, weil ich im Bergsteigen auch nicht so erfahren bin haha. Aber irgendwann werde ich damit mal anfangen und wer weiß, vielleicht schaffe ich es ja auf den Mount Everest! 😀 
Was möchtest Du unseren Lesern noch sagen?

Ich würde gerne ein Zitat teilen, welches mir geholfen hat meinen Weg einzuschlagen und immer weiter zu machen.

Mache dir einen Lebensplan und verfolge ihn konsequent; sei dabei unbeugbar in deinem Ziel, aber beweglich in den Mitteln.„ William McDougall, englisch-amerikanischer Psychologe.

Wir danken Kevin Thiel für dieses Interview und wünschen alles Gute für die Zukunft!

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