Herz aus Gold – Das Fugger-Musical (Uraufführung)

plakat herz aus gold augsburg 2018Ein fest entschlossener Blick unter einer kostbar bestickten, goldfarbenen Haube: So hat Albrecht Dürer um das Jahr 1519 den berühmten Augsburger Handelsherrn Jakob Fugger portraitiert. Jakob Fugger war seinerzeit der reichste Mann der Welt. Sein Imperium, das sich über halb Europa und Teile der eben entdeckten Neuen Welt erstreckte, machte Augsburg zu einer Finanz­metropole. Er war außerdem der erste Kaufmann, der in den Grafenstand erhoben wurde. Kurz: Jakob Fugger war ein »Global Player«.

2018 kehrt Jakob Fugger zurück nach Augsburg: In der Musical-Uraufführung Herz aus Gold von Stephan Kanyar (Musik) und Andreas Hillger (Text) wird sein schillernder Kosmos auf der Freilichtbühne am Roten Tor zum Leben erweckt. In einem Mix aus historischer Wahrheit, Dichtung und Liebesgeschichte erzählen Kanyar / Hillger das Leben dieses außergewöhnlichen Mannes, der in einer Zeit, in der nach christlicher Vorstellung Zinsgeschäfte als Todsünde galten, Visionäres geschaffen hat. Er baute die Fuggerei, die älteste Sozialsiedlung der Welt, und war neben den Medici in Italien der erste Bürger, der an der Schwelle zur Neuzeit seine Träume von Reichtum, Glanz und Glorie umzusetzen wagte. Er begründete damit nicht nur den globalen Kapitalismus, sondern schuf auch den modernen »Self Made Man«. Und er machte Augsburg zu einer blühenden Metropole, was sich bis heute in der Architektur der Stadt ­spiegelt.

Herz aus Gold ist eine Reise in die (vielleicht nicht so ferne) glorreiche Vergangenheit Augsburgs und Jakob Fuggers, der Stephan Kanyars heutige, genretreue Musik Rechnung trägt.

Komposition
Stephan Kanyar

Textbuch & Gesangstexte
Andreas Hillger

Premiere
30.6.18
Freilichtbühne am Roten Tor

Dauer: 2 Stunden, 20 Minuten inklusive Pause

Unser Bericht zu “Herz aus Gold” findet sich hier: —->

  • Musikalische Leitung Domonkos Héja
  • Inszenierung Holger Hauer
  • Choreografie Ricardo Fernando
  • Bühnenbild Karel Spanhak
  • Kostüme Sven Bindseil
  • Einstudierung der Chöre Katsiaryna Ihnatsyeva-Cadek / Carl Philipp Fromherz
  • Dramaturgie Sophie Walz
  • Jakob Fugger Chris Murray
  • Sibylla sr. Roberta Valentini
  • Barbara Fugger Elke Kottmair
  • Ulrich Fugger Gerhard Werlitz
  • Georg Fugger Stanislav Sergeev
  • Welser Holger Hauer
  • Sibylla jr. Katharina Wollmann
  • Luther Thaisen Rusch
  • Kaiser Eckehard Gerboth / Andre Wölkner
  • Priester Oliver Marc Gilfert
  • Sibylla jr. als Kind Jonna Lenke / Anne Lohrum / Carla Schäfer
  • Musicalensemble Christian Bock
  • Martina Oliveira
  • Florian Koller
  • Joanna Nora Lissai
  • Sarah K. Martlmüller
  • Naomi Simmonds
  • Edward Roland Serban
  • Thomas Zigon
  • Orchester Augsburger Philharmoniker
  • Chor Opernchor des Theaters Augsburg
  • Ballett Ballett Augsburg
  • 30.6.2018 20:30 | Freilichtbühne am Roten Tor
  • 3.7.2018 20:30 | Freilichtbühne am Roten Tor 
  • 5.7.2018 20:30 | Freilichtbühne am Roten Tor 
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  • 28.7.2018 20:30 | Freilichtbühne am Roten Tor

#Auf der Jakobsleiter

Die Fakten sind bekannt, die Eckdaten aktenkundig: Jakob ­Fugger, geboren 1459 in Augsburg und 1525 ebenda gestorben, war der bedeutendste Montanunternehmer und Bankier seiner Zeit. Zu seinen Schuldnern zählten Päpste wie Kaiser, er finanzierte Krönungen und Kriege und sicherte sich so immensen Einfluss auf die europäische Politik. Dass »Jakob der Reiche« zudem bleibende Zeugnisse in seiner Heimatstadt hinterlassen hat, lässt ihn bis heute als wirkungsmächtigsten Augsburger Bürger aller Zeiten erscheinen. Über die Etikettierung als »reichsten Mann der Weltgeschichte« kann man freilich ebenso streiten wie über den Vergleich mit aktuellen Wirtschafts-Magnaten. Der Mensch an der Schwelle zur Neuzeit lässt sich psychologisch wie ökonomisch kaum in heutige Muster pressen, zumal aus ­Fuggers Privatleben wenig überliefert ist: Die Ehe mit der wesentlich jüngeren Sybilla blieb kinderlos, das Erbe traten seine Neffen an. Ein trauriges Finale einer großen Karriere.

Was also prädestiniert Jakob Fugger zum Helden eines Musicals? Eben das, was man nicht wissen kann, aber doch vermuten darf: Die Frage nach der Triebkraft seines Handelns ist ebenso spannend wie die nach seiner scheinbaren Gefühlskälte, der wiederum seine karitative Neigung widerspricht. Musste der Meister der doppelten Buchführung auf emotionaler Ebene tatsächlich mehr Soll als Haben verzeichnen? Und war die Lust an der Macht ein Ersatz für den Mangel an Liebe? An den Rändern der Wirklichkeit findet sich das Wahrscheinliche – und dahinter beginnen die unerforschten Bereiche des Möglichen. Dort können wir den Stoff für unser Musical finden. Die Erfindung muss hier aus Vorgefundenem geschöpft werden, die Größe der Geschichte verlangt nach respektvoller Annäherung. Dabei öffnet sich Fuggers Epoche als Zeit eines gewaltigen Aufbruchs: Die Erfindung der beweglichen Lettern hat den Informationsfluss in einen Strom verwandelt, aus der Ferne kommen Nachrichten von neu entdeckten Ländern und fremden Völkern – und im nahen Nürnberg konstruiert Peter Henlein die erste Taschenuhr, nachdem Martin Behaim dort zuvor einen Globus gefertigt hat. Raum und Zeit scheinen aus den Fugen, in einer neuen Welt muss jeder seinen Platz finden. Und Jakob gelingt es, mit riskanten Geschäften die enormen Chancen zu nutzen.

Dass ihn sein weit ausgespanntes Netz von Faktoreien dabei auch mit Informationen versorgt, lässt ihn rückblickend tatsächlich wie einen frühen Vorläufer heutiger Spekulanten erscheinen. Dass er sich dabei aber auch um sein Seelenheil sorgt, macht dann wohl doch einen Unterschied – wie die bis heute gültigen Konditionen für die Bewohner seiner Fuggerei inklusive der täglichen Gebete für den Wohltäter zeigen. Auch darin war er ein Kind seiner Zeit, der das Fegefeuer und die Apokalypse in den Grafiken von Künstlern wie Cranach und Dürer bedrohlich vor Augen standen. Ob er seinen Vornamen aber auch als Vorbestimmung verstand, die ihn mit dem biblischen Jakob und seinem Traum von der Himmelsleiter verband?

Wie sich Jakob Fugger nach seiner Heimkehr aus der ­Metropole Venedig in der ständischen Ordnung seiner Heimatstadt zurecht finden konnte, wie er sich also gewissermaßen in den Augsburger Geschlechtertanz eingereiht hat, scheint ein weiterer wichtiger Aspekt. Schließlich musste er den alten Familien noch immer als neureich erscheinen, nachdem sich erst sein Großvater das Augsburger Bürgerrecht erheiratet hatte. Und auch das ­Wappen »von der Lilie« war der Familie erst 1473 verliehen worden – also in jenem Jahr, in dem der 14-jährige ­Jakob die Vertretung seiner Familie im venezianischen ­Fondaco dei Tedeschi übernommen hatte, während seine älteren Brüder zu Hause geblieben waren. Wie lebt man mit solcher Verantwortung – und wird von ihr geprägt?

Zwischen Kurie und Kaiser, zwischen Kaufleuten und Künstlern gilt es, nach den Spuren von Jakob Fugger und seiner Familie zu suchen. Hatte der Mann, der sich den legendären Burgunderschatz erkaufte, vielleicht wirklich ein Herz aus Gold? Ebenso kostbar wie kalt? Oder war das nur eine Rüstung gegen die Anfechtungen des Lebens und Glaubens? Wir werden es sehen – am Ende einer Zeitreise, die uns tief in die Geschichte der Stadt und ihres berühmtesten Sohnes führen soll.

Quelle: Theater Augsburg