Happy Birthday, Lenny!

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Mit „Happy Birthday, Lenny“ wird im Prinzregententheather eine Hommage zu Ehren des bereits verstorbenen Leonard Bernsteins anlässlich seines 100-jährigen Geburtstages aufgeführt. Der Studiengang Musical der Theaterakademie August Everding erinnert dabei mit einem bunten Querschnitt von Bühnenwerken an den erfolgreichen US-amerikanischen Komponisten, Dirigenten und Pianisten. Zusammen mit dem Münchner Rundfunkorchester entsteht eine gelungene und mitreißende Aufführung, die Auszüge aus den Werken On the Town, Wonderful Town, Mass, Peter Pan, Candide, Trouble in Thahiti, A Quiet Placel, 1600 Pennsylvania Avenue und West Side Story zeigt. Beachtenswert bei der Auswahl der Stücke ist, dass nicht nur erfolgreiche Kompositionen Bernsteins, sondern auch weniger ruhmreiche vorgetragen werden. Vor ausverkauften Haus zeigen junge Nachwuchstalente der Bereiche Musical und Oper eine großartige Leistung, die Lenny, wie er zu Lebzeiten immer genannt werden wollte, mit Sicherheit gefallen hätte.

© Jean-Marc Turmes
© Jean-Marc Turmes

Der Abend beginnt mit der Ouvertüre aus Candide, zu dem die jungen Schauspieler der Theaterakademie abwechselnd Informationen zu Lennies Leben geben. Bereits in dieser Einführung wird Lenny hoch gelobt und als besonders talentierter Komponist dargestellt. Diese Vorgehensweise zieht sich wie ein roter Faden durch den Abend: vor dem Spielen eines Musikstückes von Bernstein durch das Rundfunkorchester wird ein kurzer Abriss zur Entstehung oder zur damaligen Lebenssituation bzw. gesellschaftlichen Situation gegeben. In den folgenden Informationsteilen werden insbesondere Bernsteins Förderung seiner Studenten (sie sollen Funken zur Musik schlagen) und seine unbeschwerte Lebensart hervorgehoben. Die Darsteller berichten jedoch auch von Krisenzeiten des Komponisten mit Depressionen und von der Entstehung des Werkes Trouble in Thahiti, welches Bernstein in seinen Flitterwochen schrieb, jedoch paradoxerweise von Scheidung handelt. Auch seine „Zuneigung zu Männern“, die bewusste Zusammenführung von ernster und unterhaltender Musik und sein unbeschwerter Besuch beim Präsidenten, bei dem er versucht, ihm zu erklären wie das Land richtig zu regieren sei, bleiben nicht unerwähnt. Von besonderer Bedeutung ist noch der Auftritt Bernsteins im 1948 Jahre im Prinzregententheater, zu dessen Illustration die Schauspieler das originale Dirigentenpult auf die Bühne bringen.

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© Jean-Marc Turmes

Der Gesang der Darsteller zu Bernsteins Stücken ist teils original auf Englisch, teils jedoch individuell auf Deutsch und auf die konkrete Aufführung abgestimmt. So wird z.B. das Rundfunkorchester spontan in den Gesangstext integriert. Die gesangliche Leistung der angehenden Bühnendarsteller steht größtenteils derer von ausgebildeten Künstlern in nichts nach. Insgesamt versuchen die Schauspieler den Gesangstext durch kleine Geschichten immer wieder zu veranschaulichen, indem sie z.B. eine lustige Taxifahrt in New York inszenieren, bei dem die Taxifahrerin versucht den Gast mit nach Hause zu nehmen und dort „übers Knie zu legen“, was beim Publikum besondere Begeisterung auslöst, oder indem eine Opernsängerin im Nachthemd auftritt. Dass sich Bernstein jedoch auch ernsten Themen widmete, wird nicht zuletzt durch die Darstellung des Musiktheatherstücks Mass gezeigt, dass in Kooperation mit der katholischen Kirche entstand.

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© Jean-Marc Turmes

Das Bühnenbild ist stets so aufgebaut, dass die Schauspieler im Vordergrund stehen, das Rundfunkorchester im hinteren Teil der Bühne sitzt und ganz im Hintergrund Bilder von Bernstein, Informationen zu seinen Werken oder Bilder aus dem frühen 20. Jahrhundert von New York gezeigt werden.

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© Jean-Marc Turmes

Insgesamt hinterlässt die Aufführung einen sehr positiven Eindruck beim Publikum, was sich am Ende durch einen tosenden und andauernden Applaus äußert. Auch die Leistung des Münchner Rundfunkorchesters ist tadellos, was nicht zuletzt durch eine sehr gute Akustik im Prinzregententheather unterstrichen wird. Die Darstellung verschiedener Bühnenwerke wirkt dabei keinesfalls als reine Aneinanderreihung, sondern gibt dem Zuschauer das Gefühl eines eigenständigen Stückes. Man kann daher von einer sehr gelungenen und ehrwürdigen Erinnerung an einen großen Komponisten des 20. Jahrhunderts sprechen.

Weitere Informationen zu den Darstellern, sowie zum Abend: www.theaterakademie.de


Artikel von Sabine und Markus