“Geht ins Theater!”

Ein Interview mit Máté Sólyom Nagy

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Quelle: Theater Erfurt

Máté Sólyom Nagy ist ungarischer Opernsänger und seit 2002 festes Mitglied des Ensembles des Theater Erfurt. Dort ist er in dieser Spielzeit nicht nur als Ulisse in Monteverdis “Die Heimkehr des Odysseus” oder als Guglielmo in Mozarts “Cosi fan tutte” zu sehen, sondern auch als Riff Leonard Bernsteins “West Side Story”.


Wie bist Du zum Berufswunsch Opernsänger gekommen?

Ich komme aus einer Musikerfamilie. Mein Vater war Opernsänger an der Budapester Staatsoper, meine Mutter unterrichtet heute noch an der Musikakademie Franz Liszt in Budapest als Pianistin. Ich wollte eigentlich Rechtsanwalt werden, aber mit 16 hat sich herausgestellt, dass ich ein bisschen musikalisch bin.

Du hast nicht nur Opern gesungen, sondern standest auch schon in einigen Musicals auf der Bühne. Was macht für Dich den besonderen Reiz aus, neben Oper auch Musicals zu spielen?

Meine erste persönliche Begegnung mit der Bühne fand tatsächlich in einem Musicalensemble statt. Alles nicht-professionelle Leute, die sich einmal die Woche zu den Proben trafen. Wir haben ein Stück im Jahr aufgeführt, jeweils mit 15-20 Vorstellungen. Dort durfte ich Pertchik in “Anatevka”, Enjolras in “Les Misérables” und Don Quixote in “Der Mann vom La Mancha” spielen.

Der Beruf des Musicaldarstellers/Opernsängers bedeutet auch teilweise körperlichen Einsatz, wie hältst Du Dich für die Bühne fit?

Ich habe zwei Kinder und einen Hund. Die halten mich fit.

Was waren Deine beglückendsten und was Deine frustrierendsten Momente auf der Bühne?

Ich bin bei fast jeder Vorstellung auf der Bühne glücklich, dass ich den schönsten Beruf der Welt habe! Und Kollegen, die nicht so denken, sondern nur halbherzig dabei sind, frustrieren mich am meisten.

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Máté Sólyom Nagy (Riff) und Gero Wendorff (Tony)

Du spielst in der West Side Story mit 2 unterschiedlichen Tonys als Spielpartner. Wie stellt man sich auf die unterschiedlichen Persönlichkeiten der Kollegen ein?

Das ist doch das Schönste an unserem Job! Da wird man gezwungen, flexibel zu bleiben, zu improvisieren. Unterschiedlicher könnten die beiden Tonys nicht sein. Gott sei Dank!

Welche Rollen würdest Du gerne noch im Bereich Oper/Musical spielen?

Oh, da gibt es einige! Mich reizen die Charakterrollen. Liebhaber, Helden finde ich langweilig. Böse Kerle oder Loser, die sind doch viel spannender. Allein im Musicalbereich gäbe es den Javert, den Conferencier in ‘Cabaret”, Sweeney Todd…

Wo siehst Du Dich in 10 Jahren?

Hoffentlich immer noch auf der Bühne, mit immer noch viel Freude am Spielen, mit einer tollen Familie als Hintergrund und Ausgleich.

Mit welcher bekannten Persönlichkeit würdest Du gern mal einen Kaffee trinken gehen und warum?

Mit Mozart. Und zwar nicht mit der Musicalfigur, sondern mit dem Echten, weil er der Größte von allen war!

Wo lernst Du am liebsten Deinen Text?

Nirgendwo. Text lernen ist öde und mühsam. Und alleine macht es keinen Spaß. Am besten erarbeitet man eine Szene mit dem Regisseur und mit der musikalischen Leitung gemeinsam bei den Proben. Dann lernt sich der Text von alleine.

Wie lange dauert es, bis man sich eine komplett neue Rolle erarbeitet/auswendig gelernt hat?

Wenn wir von einer Hauptrolle sprechen, dann kann das schon ein halbes Jahr dauern. Die Töne und den Text einzuhämmern geht natürlich schneller, aber da gehört noch einiges mehr dazu. Wenn man ordentlich arbeitet, muss man sich mit verschiedenen Interpretationen auseinandersetzen, die Quellen eines Stückes finden, den ursprünglichen Roman. Zu „Kiss me, Kate!“ ist das Lesen von Shakespeares “Der widerspenstigen Zähmung” unerlässlich. Und so kommen schon vier bis sechs Monate schnell zusammen.

Was möchtest Du unseren Lesern noch sagen?

Geht ins Theater! In Oper, Schauspiel, Musical, Operette! Bildet eure Meinung, und sagt uns, was wir besser machen können! Bleibt neugierig!

Wir danken Máté Sólyom Nagy für das Interview und wünschen für die Zukunft nur das Beste!

Von Hagen