Fack ju Göhte – se Mjusicäl – Premiere

Zeki: “UNTERRICHT HAT ANGEFANGEN!”

Premiere am 20.1.2018 in München

Nach dem großen Erfolg der „Fack ju Göhte“-Filme wagt sich Stage-Entertainment nun an eine ganz neue Art von Musical heran, das besonders junge Leute anlocken soll. Denn „Fack ju Göhte – The Mujsical“ ist so völlig anders als alle anderen Musicals. Frech, laut, modern. Wörter wie „Ficken“, „Titten“, „Blasen“ fallen ohne große Hemmungen. Es gibt auch keine großen Bühnenbilder oder Kostüme.

Hat man das Theater Werk7 im Münchner Werksviertel gefunden, was besonders für Ortsfremde nicht so ganz einfach ist, da es noch weitere Werke gibt, steht man vor einem relativ unscheinbarem Gebäude, das wie eine Lagerhalle aussieht. Ein Kartoffellager war das Theater tatsächlich einmal, bevor Stage-Entertainment das Gebäude für schlappe 5 Millionen Euro umbauen ließ.

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(c) Ingrid Kernbach

Man sieht es dem Theater allerdings weder von außen noch von innen an, denn hier wurde ganz bewusst eine Turnhalle gebaut, mit Schalensitzen wie in einem Sportstadion. Dafür sitzen die Zuschauer direkt am Spielfeld, und das an drei Seiten. Diese Nähe zwischen Publikum und Darstellern ist gewollt und gewünscht, denn auch die Zuschauer werden bespaßt und bespielt.

Für Regisseur Christoph Drewitz war es sicher keine leichte Aufgabe, den Filmstoff auf die Bühne zu bringen, doch er hatte dabei großartige Ideen. Besonders witzig ist die Schwimmbadszene, in der blau angemalte Matten und Trampolins zum Einsatz kommen. Großartig ist auch die Szene aus Romeo und Julia, modern und peppig.

Insgesamt kommt das Stück mit wenigen Requisiten aus. Dabei handelt es sich überwiegend um Turngeräte, eben die besagten Matten und Trampolins, Kletterseile, Bänke und ein Sprungkasten. Dieser ist in seinen Einzelteilen einmal der Durchgang in den Tunnel, den sich der Ersatzlehrer Müller für seine Zwecke baut, mal der Tunnel selbst. Die Bänke werden umgedreht zu Zuggleisen, wenn die Klasse ausrückt, um gemeinsam mit Lehrerin Lisi Schnabelstedt Züge zu besprayen.

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Die Darsteller (c) Ingrid Kernbach

Erstaunlich frisch und jung, so wie die Cast, ist auch die Musik von Nicolas Rebscher, Simon Triebel und Kevin Schröder. Dabei handelt es sich oft um Hip-Hop oder Rap.

Viel Freude machen auch die überwiegend sehr jungen Schüler-Darsteller, die perfekt als Schulklasse 10b durchgehen. Besonders stechen dabei Rebekka Corcodel als Chantall, Lukas Sandmann als Danger, Anthony Curtis Kirby als Burak und der Streber Jerome, gespielt von Robin Cadet heraus.

In der Rolle des Ex-Knackis Zeki Müller, der zum Nachhilfslehrer wird, finden wir Max Hemmersdorfer. Er hat damit die Rolle von Elyas M’Barek aus dem Film übernommen. Keine leichte Aufgabe, doch er meistert diese mit Bravour, besonders da er nicht nur schauspielern, sondern auch singen muss und dies vor  „Fack ju Göhte“ noch nie getan hat. Ob Elyas M’Barek auch singen könnte, sei dahin gestellt.

Johanna Spatzel in der Rolle der etwas verklemmten Lehrerin Lisi Schnabelstedt ist wirklich hinreißend komisch. Unter dem Einfluss des nicht ganz echten Aushilfslehrer wird aus der Tee trinkenden und Joga machenden Spießerin eine immer offenere Person, die hemmungslos (besonders, nachdem sie statt des Lamas bei einem Klassenausflug eine Hormonspritze abbekommt) Herrn Müller anflirtet.

Als kleine Schwester Laura Schnabelstedt steht Sandra Leitner auf der Bühne. Auch sie ist zu Beginn schüchtern und zurückhaltend, bis Herr Müller sie mit in ein Bordell nimmt und sie da gezeigt bekommt, worauf es ankommt, wenn man sich einen Mann angeln will.

Auch Elisabeth Ebner als Schuldirektorin Frau Gerster passt super in die Rolle. Um ihren Hals hängt an einer Strasskette Klebstoff, von dem sie gerne ein Näs’chen voll nimmt. Frau Direktorin lässt auch mal fünfe gerade sein.

Worum es geht

Die Handlung des „Mjusicäls“ orientiert sich an dem ersten Teil des Films, in dem der Kleinganove Zeki Müller nach seinem Aufenthalt im Knast endlich sein Geld holen will. Doch dummerweise hat seine Freundin das Geld auf einer Baustelle vergraben, auf der nun eine Turnhalle steht.

Da er irgendwie herankommen will, bewirbt er sich auf die Stelle als Hausmeister. Doch stattdessen wird er als Aushilfslehrer für die Klasse 10b angestellt, die regelmäßig Lehrer verschleißt. Bei dem Ex-Ganoven ist die Klasse jedoch an der falschen Adresse. Denn der schießt, im wahrsten Sinne des Wortes, zurück (mit einer Paintball-Pistole).

Mit seinen unkonventionellen und manchmal auch handgreiflichen  Methoden verschafft er sich schnell Respekt in der Klasse. Auch Lehrerin Lisi Schnabelstedt ist von dem neuen Kollegen angetan.

Müller, der bisher ein Zimmer im Bordell hatte, kann dort seine Miete nicht zahlen und weiß keinen anderen Ausweg, als bei “Kollegin” Lisi und deren kleiner Schwester Laura einzuziehen. Für Laura, die in den Schüler Daniel  (“Danger”) hoffnungslos verknallt ist, stellt sich der ungebetene Gast als Rettung heraus. Müller erwischt sie bei einem Selbstmordversuch und nimmt sie daraufhin mit ins Bordell, wo die Nutten aus dem hässlichen Entchen Laura einen strahlenden Schwan machen.

Für seine faulen Schüler, die alle nur davon träumen, dass schnelle Geld zu machen, gibt Zeki einen  “Anschauungsunterricht” der drastischen Art. Er besucht mit ihnen einen Drogenabhängigen, eine Familie, deren Tochter Prostituierte ist und die von Hartz4 leben muss und einen schlafenden Nazi. Die Schüler sind geschockt.

Immer mehr wird der neue Aushilfslehrer Müller bei den Schülern beliebt und wird beim Schülerranking zum coolsten Lehrer gewählt, während Lisi leer ausgeht. Um ihr zu helfen, überredet er sie, mit der Klasse nachts einen Zug anzumalen und hilft ihr somit, von der Klasse akzeptiert zu werden.

Max Hemmersdorfer (c) Ingrid Kernbach

Während „Herr Müller“ tagsüber unterrichtet, buddelt er nachts in der Turnhalle einen Tunnel. Dabei findet er neben seiner Beute auch eine Zeitkapsel mit einem Briefchen der 9jährigen Lisi Schnabelstedt. Sie träumt davon, einmal einen Brief mit „Willst du mit mir gehen – JA / NEIN / VIELLEICHT Frage“ zu bekommen.

Ein Highlight des Stücks ist sicher auch die Präsentation der Schüler-Aufführung von “Romeo und Julia”. Da die Jugendlichen mit den Texten von Shakespeare nichts anfangen können, erlaubt Herr Müller, dass sie es in ihrer eigenen Sprache spielen, was sich ungefähr so anhört: “Julia, du Schlampe, ich will dich ficken”.

Wie im Film gibt es, nach einigem Hin und Her, ein Happy-End. Zecki, der sich im letzten Moment dazu entschließt, doch nicht wieder kriminell zu werden, übergibt Lisi eine Sporttasche mit der Beute und einem Brief, indem er die JA/NEIN/VIELLEICHT-Frage stellt, die Direktorin („Ich habe alles unter Kontrolle“) stellt ihm ein falsches Abi aus und engagiert ihn weiter als Lehrer, Laura bekommt mit ihren Schwarm “Danger” Daniel, alle Schüler bestehen das Abi.

Doch neben all dem Spaß und den markigen Sprüchen (“Chantall, heul leiser”, “Bist du noch auf Lama”) gibt es doch ein bisschen Nachdenkliches. «Unser Leben ist ein leeres Blatt Papier, und die Zukunft steht vor deiner Tür. Mach dein Ding und fang an zu schreiben, nimm den Stift und schreib deine Zeilen» heißt es in einem Song.

Es wird spannend werden, wie das Publikum dieses etwas andere Musical annehmen wird. Toi toi toi den jungen Darstellern, die mit so viel Power spielen.

Text & Fotos: Ingrid Kernbach

Wir bedanken uns auch recht herzlich bei Stephan Jaeckel und Stage Entertainment für die Einladung zur Premiere.

 Darsteller:

ZEKI MÜLLER   Max Hemmersdorfer
 LISI SCHNABELSTEDT  Johanna Spantzel
 FRAU GERSTER  Elisabeth Ebner
 DANGER  Lukas Sandmann
 CHANTAL  Rebekka Corcodel
 BURAK  Anthony Curtis Kirby
 ZEYNEP  Susi Studentkowski
 JEROME  Robin Cadet
LAURA  Sandra Leitner
 CHARLIE  Jennifer Siemann
10b / Cover Chantal /
Cover Zeynep / Cover Laura
Kiara Lillian Brunken
10b / Cover Danger / Cover Jerome Fabian Kaiser
Swing / Dance Captain /
Cover Frau Gerster / Cover Charlie
Hannah Moana Paul
Swing / Cover Jerome Kevin Reichmann
Swing / Cover Zeki Müller / Cover Burak Silvio Römer
Swing / Cover Chantal / Cover Laura Jessica Rühle
10b / Assistant Dance Captain / Cover Danger Kevin Schmid
10b / Cover Charlie / Cover Zeynep Stephanie Steffens
Gundlach / Attila / Bauer Kalle /
Paco u. a. / Cover Burak
Enrico Treuse
Leinbach-Knorr / Sieberts / Greta/ Cover Frau Gerster/
u. a. Cover Lisi Schnabelstedt /
Elena Zvirbulis