Evita – Das Musical

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Das Musical von Tim Rice (Text) und Andrew Lloyd Webber (Musik) behandelt in Zeitausschnitten wichtige Stationen der ehemaligen „Primera Dama“ von Argentinien, Präsidentengattin Eva Duarte de Peron, genannt EVITA. Im Mai 1919 als uneheliche Tochter geboren, war sie mit 26 Jahren die mächtigste Frau Argentiniens geworden. Laut Überlieferung lernte sie zehn Jahre zuvor den Tangosänger Magaldi bei einem Gastspiel in ihrer Heimat kennen. Sie kokettierte mit ihm und ihm blieb (nach Drohungen von Evas Geschwistern, der Presse davon zu erzählen) nichts anderes übrig, als sie mit nach Buenos Aires zu nehmen (Diese Nacht ist so sternenklar/Eva, geh nicht in die Großstadt). So ebnete er ihr den Weg in die große Welt. Durch Magaldi lernte sie nach und nach andere, immer einflussreichere Männer kennen, die sie schamlos ausnutzte – sobald der eine Mann ihr nicht mehr von Nöten war, wurde er sang- und klanglos aus ihrem Leben befördert (Adios und danke).

Zeitgleich kommt Juan Peron, ein Militär, dem Ziel, Staatspräsident von Argentinien zu werden, immer näher (Das Handwerk des Möglichen). Bei einer von Peron inszenierten Spendengala für die Opfer eines Erdbebens begegnen sich die beiden erstmals (Ich wäre wirklich sehr gut für dich). Eva, die mittlerweile eine bekannte Schauspielerin ist, sieht hier ihre Chance – nicht ganz zwei Jahre später heiraten die Beiden. Zuvor unterstützt Evita durch ihren Bekanntheitsgrad den Aufstieg ihres Mannes. Als er der aktuellen Staatsmacht zu gefährlich und festgenommen wird, kämpft Evita durch mehrmalige, wöchentliche Reden im Radio für seine Freilassung – was letztendlich gelingt, trotz der Proteste des Adels und des Militärs gegen die Schauspielerin. Peron kandidiert nun letztendlich für das Amt des Präsidenten – und wird gewählt.

Auf dem Balkon der Casa Rosada, dem Regierungsgebäude in Buenos Aires, hält sie ihre Antrittsrede vorm Volk (Wein` nicht um mich, Argentinien). Etwas über ein Jahr später, 1947, der zweite Weltkrieg ist noch gar nicht so lange her, geht sie auf „Regenbogen-Tour“ (Die Regenbogen-Tour) durch Europa, um die Politik ihres Mannes zu vertreten. Doch ein großer Erfolg bleibt aus – sie wird zwar in den Ländern freundlich begrüßt, stößt aber auch auf Ablehnung. Besonders in Italien, denn ihr Mann wird mit Mussolini verglichen. Die Ablehnung gegen sie im eigenen Land ist nicht minder klein. Die Aristokraten und das Militär haben einen großen Hass auf sie. Durch ihre „Fundación Eva Perón“, mit der sie sich für die Armen einsetzt, wird das Bild auch nicht besser. Nur das Volk liebt sie umso mehr und betitelt sie als und macht sie letztendlich zur Heiligen.

Doch ihre Krebserkrankung schwächt ihren Körper – sie muss sich geschlagen geben und allen ihren Ämtern entsagen. 1952 stirbt sie 36-jährig im Kreise ihrer Familie. Evas Leichnam wurde zwei Wochen lang aufgebahrt. Nicht lange nach ihrem Tod wird Peron gestürzt und muss das Land verlassen. Anfang der 1970er Jahre kann er noch einmal ins Land zurückkehren und wird erneut Präsident, verstirbt jedoch bald. Eva kehrt im selben Jahr wieder nach Argentinien zurück – ihr Leichnam wurde ungefähr drei Jahre nach ihrem Tod aus dem Land geschafft und blieb verschwunden. 1976 wurde sie in der Familiengruft beigesetzt.

Als Erzähler führt die Figur des „Ché“ durch die Geschichte, der gerne immer wieder kostümtechnisch wie der Inbegriff aller Revolutionen der Welt, Chè Guevara, gekleidet wird. Bis heute streiten sich die Geister darüber, ob es nun dieser „Ché“ ist oder nicht. Im Stück jedenfalls nimmt er den Gegenpart zu Evita ein. Immer kritisierend, immer die Defizite der „Heiligen“ aufzeigend und immer wieder in einer anderen Rolle aus dem Volk begleitet er die Titelperson von Beginn an. Doch außer in einem Traum (Walzer für Eva und Che) begegnen sie sich nie wirklich und bewusst.

EVITA ist ein Stück, auch wenn es eine einzelne Person aus längst vergangenen Zeiten beleuchtet, das immer wieder aktuell ist. Es zeigt, wie schnell sich eine Person die Sympathie der Massen zu Eigen machen kann, um für sich persönlich und für die eigenen Absichten Ruhm und Macht zu erlangen. Die Menschen neigen dazu, blind dem Einen zu folgen, von dem sie sich alles erwarten. Die Wenigen jedoch, die hinter die Wahrheit schauen und diese erkennen, kämpfen gegen eine Wand und werden aus dem Weg geräumt. Nur die Methoden sind im Laufe der Zeit ein wenig anders geworden. Wo im Stück noch bildlich geprügelt wird, reicht heute ein „Shitstorm“ in den sozialen Netzwerken.

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Text: NB2909
Quelle: Programmheft Vereinigte Bühnen Wien, Bertelsmann Lexikothek