Drei Männer im Schnee – München 2019

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Uraufführung: 31. Januar 2019

„Drei Männer im Schnee“, eine mitreißende Verwechselungskomödie von Erich Kästner, wird vom Gärtnerplatztheater als spritzige Revue-Operette umgesetzt.

Eduard Tobler (Erwin Windegger) ist Konzernchef der Toblerwerke in Berlin. Um dem verantwortungsvollen Alltag als Chef zu entgehen beschließt er unter dem Decknamen „Schulze“ im Grand-Hotel in Klagenfurt den Jahreswechsel 1932/33 als ärmlicher Gast zu verbringen. Ebenfalls vor Ort ist Dr. Fritz Hagedorn (Armin Kahl), der den Hauptpreis bei der Weihnachtsfeier der Tobler-Werke gewonnen hat. Die Hausdame von Tobler kommt den Plänen ihres Mannes auf die Schliche und informiert heimlich im Voraus das Hotel über die wahre Identität des Gastes Schulze, mit der Bitte ihn wie gewöhnlich zu echauffieren. In der Folge kommt es jedoch zu einer Verwechselung von Tobler und Hagedorn im Grand-Hotel, so dass Hagedorn als millionenschwerer Konzernchef und Tobler alias Schulze als armer Mitarbeiter angesehen wird. Bei den Vorbereitungen zu einer tosenden Silvesterfeier wird Tobler zur Mithilfe im Hotel „verdonnert“, bis sich schließlich die Verwechselung an Neujahr aufklärt, die Hotelführung vor Schock halb in Ohnmacht fällt und sich zu Toblers Verwunderung selbst herausstellt, dass ihm das Hotel bereits seit einigen Jahren gehört.

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Entgegen manch anderer Vorstellung im Gärtnerplatztheater ist das Bühnenbild bei „Drei Männer im Schnee“ üppig ausgestattet. Darüber hinaus kommt es zu außergewöhnlich vielen rasanten Hintergrundwechseln auf der Bühne: so beginnt alles mit dem Interior der Toblerwerke während der Weihnachtsfeier bei der die Lichter des Weihnachtsbaumes im Takt der Musik an und aus gehen, zeigt im Folgenden das Innere von Toblers Haus, führt fort mit der Empfangshalle des Grand-Hotels und zeigt „last but not least“ die Gondel der Wolkenstein-Bergbahn.

Bei der sprachlichen Umsetzung wurde im Gärtnerplatztheater mit viel Detail gearbeitet, so sprechen die Schauspieler während der Szenen im Toblerwerk bemerkenswert authentisches Berlinerisch. Dem Zuschauer fällt dieses insbesondere durch den wiederkehrenden Gebrauch des Wortes „Wat“ auf. Darüber hinaus wird über das ganze Stück während der Gesangseinlagen sehr gelungen mit wort-witzigen Reimen gearbeitet, wie z.B. „Verzeihn am Wolkenstein“, „Tiroler fühlt sich wohler (in Berlin)“, „Matrosen mit Lust auf Aprikosen“ und „Drei Männer im Schnee haben einen im Tee“. Zusammen mit der berauschenden Musik (komponiert von Konrad Koselleck, Christoph Israel, Benedikt Eichhorn und Thomas Pigor) avanciert der Gesang zu wahren Ohrwürmern.

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Die Kostüme sind nostalgisch auf die 1930er-Jahre abgestimmt. Was jedoch auffällig ist, ist die farbliche Gestaltung: so sind alle Mitarbeiter z.B. bei der Weihnachtsfeier in grau gekleidet, nur der Weihnachtsmann sticht durch sein knallrotes Kostüm gekonnt aus dem Rahmen, was die Aufmerksamkeit des Zuschauers gekonnt lenkt. Ebenfalls von visueller Fokussierung ist das Kostüm eines Gastes des Silvesterballs, der in Gestalt eines Skeletts auftritt und dem Zuschauer das Gefühl gibt als würde bei einer derart exzessiven Silvesterfeier der (Alkohol-) Tod unter den Gästen grassieren.

Eine besondere Erwähnung verdient auch die witzige Portierung der nostalgischen Operette der 1930er-Jahre in die heutige Technologiegesellschaft. So ist die Rede von Erfindungen des Dr. Fritz Hagedorn, wie dem schnurlosen Telefon, des Internets und des wasserfesten Kugelschreibers. Ein weiteres Detail was den Zuschauer schmunzeln lässt, ist die mechanische Hauskatze Kleopatra der Toblers welche periodisch den Schwanz unter dem Weihnachtsbaum hebt.

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Die Witzigkeit der Umsetzung gipfelt schließlich am Ende der Aufführung mit dem Auftritt des Scheiches „Emil von Bahrain“, der umringt von seinen vier Frauen welche alle ein Baby von ihm in ihren Armen halten das Hotel zusammen mit einem Lakaien betritt, der ihm frische Luft zufächert. Das Ende der Operette ist jedoch nicht nur von Witzigkeit, sondern auch von Liebe geprägt: als sich die Tochter des Konzernchef „Hilde Tobler“ gespielt von Julia Klotz in den arbeitslosen Dr. Fritz Hagedorn verliebt, umarmen sich auf der Bühne ein Schneemann und eine Schneefrau (weiblicher Schneemann).

Das Orchester des Gärtnerplatztheaters spielt einen soliden Mix aus Walzer, Schlager, Swing und Tango. Der Tango wird dabei als feuriges Stilmittel bei erotischen Szenen eingesetzt, z.B. als Frau Calabre, hervorragend gespielt von Sigrid Hauser, den angeblichen Millionär Hagedorn für sich gewinnen möchte. Auch die weiteren Hauptdarsteller wissen mit ihrer Leistung zu überzeugen. Hervorzuheben ist, dass auch den Nebendarstellern regelmäßig eigene Szenen gewidmet werden, in denen sie ihre Lieder zum Besten geben und das sehr gelungen. Besonders im Kopf bleibt dabei der lustige Tanz auf Holzskiern vom Toni Graswander (Peter Neustifter).

Insgesamt kann daher behauptet werden, dass „Drei Männer im Schnee“ vom Gärtnerplatztheater gelungen, witzig und mit viel Detail umgesetzt wurde und einen lohnenswerten Besuch des alltag-gestressten Zuschauers darstellt.

Weitere Impressionen


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