Die Schatzinsel – Premiere in Hameln

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Das Wetter am Premierenabend war durchwachsen. Die meisten Landratten störte dies aber herzlich wenig. Vor dem Theater waren zwei rote Teppiche ausgelegt. An der „Santa Maria“ bekam man heiße Getränke wie z.B. Erdbeerglühwein und jeder Besucher bekam ein wenig Gold – „Schoko-Gold“.

Hamelner Musical-Premieren sind seit 2012 immer ausverkauft, so auch in diesem Jahr. Bei Sekt und Brezel stimmten sich die Besucher auf einen schönen Abend ein. Nachdem alle Besucher nach mehrmaligen Pausenklingeln ihre Plätze eingenommen hatten, konnten Harald Wanger (HMT-Chef), Dennis Andres (Stadtmanager), Claudio Griese (Bürgermeister) und Peter Scholz (Geschäftsführer Spotlight) die vierte Spielzeit eröffnen.

Griese wies in seiner kurzen Ansprache darauf hin, dass das Thema „Hameln als Musicalstadt“ mittlerweile auch Thema im Stadtrat sei und auch wenn in 2017 das Theater wieder von Baumaßnahmen geprägt ist, man sich doch jetzt schon auf 2018 und die nächste Musicalspielzeit freuen dürfe. Dass es „Der Medicus“ aus dem Hause Spotlight Musicals werden könne, ist hierbei nicht ausgeschlossen.

Das Ensemble stand derweil Hufe scharrend hinter dem Vorhang und wartete gespannt darauf, dass die Reden endlich ein Ende fanden. Die Herren machten es kurz und schon befand man sich im Edinburgh von 1862.

INHALT

Die schauspielerischen, musikalischen und tänzerischen Leistungen des gesamten Ensembles waren und sind phänomenal. Erstmals auf der Hamelner Bühne standen Friedrich Rau, Anna Thorén, Andreas Lichtenberger, Frank Logemann, Norbert Lamla, Paula Weber, Sascha Laue, Michael Beck und Claus Opitz.

Würde ich an dieser Stelle jetzt jeden Darsteller einzeln erwähnen, würde es den Rahmen sprengen. Deswegen beschränke ich mich hier auf die drei Hauptdarsteller. Dennoch kann man festhalten, dass in dieser Produktion vom Hauptdarsteller bis zum Extra-Ensemble jeder auf seine Art und Weise in den verschiedenen Rollen glänzt!

Friedrich Rau, welcher gleich in drei Rollen (Louis Stevenson/ Dr. Livesey/ Ben Gunn) zu sehen ist, überzeugt bereits in seiner ersten Szene. Die Emotionen kommen direkt beim Publikum an und der ein oder andere bekommt die erste Gänsehaut an diesem Abend.

Anna Thorén als einzige Dame in der Hauptdarsteller-Riege überzeugt mit ihren sehr gefühlvollen Interpretationen von „Haben wir noch den Mut zu träumen“ oder „Übers weite Meer“. Vergleicht man ihre Fanny mit den Aufnahmen und Eindrücken aus 2015 und heute, so ist schnell erkennbar, dass sich die Rolle weiterentwickelt hat. Ja man kann sagen, dass Anna Thorén nun eins mit ihrer Rolle geworden ist.

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Andreas Lichtenberger als Long John Silver, erinnert einen zunächst an den legendären Captain Jack Sparow. Allerdings zeigt sich Silver als zwielichtiger Zeitgenosse, den man auf der einen Seite mag und auf der anderen Seite irgendwie auch wieder nicht. Gesanglich eine starke Leistung, die ihresgleichen sucht.

Das Bühnenbild, welches für die etwas kleinere Bühne in Hameln leicht angepasst werden musste, untermalte gekonnt die einzelnen Handlungsstränge.

Ein weiterer cleverer Schachzug, um der kniffeligen Handlung zu folgen, waren schnelle und einfache Kostümwechsel. So wechselte Friedrich Rau als Robert Louis Stevenson (blau) oder Dr. Livesey (braun) die Mäntel. Paula Weber trug als Lloyd Osbourne stets eine Mütze.

Das Ensemble wurde mit stehenden Ovationen belohnt und der Applaus wollte nicht aufhören. Doch der Vorhang fiel und die anwesenden Besucher traten entweder den Heimweg an oder aber blieben noch eine Weile, um mit dem Ensemble die Premiere zu feiern.

Auf der Premierenfeier konnten viele interessante Gespräche geführt werden. Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen Darstellern für die netten Gespräche bedanken und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit!

Den Machern der Spotlight Musicals ist es wieder einmal gelungen, ein neues Musical zu kreieren, welches seinesgleichen sucht. Es ist schade, dass „Die Schatzinsel“ nach ihrer exklusiven Spielzeit im Theater Hameln nun wieder im Archiv landet, bis sie irgendwann irgendwo neu interpretiert wird oder in der Original-Inszenierung zurückkehrt.


Bericht und Fotos von Anna-Virginia