Die lustige Witwe am Gärtnerplatztheater
Zur Wiedereröffnung des Gärtnerplatztheaters nach 5-jähriger Umbauphase wählt Regisseur Köpplinger bewusst das in diesem Haus bereits oft aufgeführte und bekannte Stück „Die lustige Witwe“. Die ursprünglich von Franz Lehar stammende klassische Operette wird dabei jedoch teilweise nach einer fremden Grundidee inszeniert.
Die Handlung setzt mit dem Tod des Bankiers Glawari ein, den die lustige Witwe Hanna zuvor geehelicht hat, der jedoch bereits in der Hochzeitsnacht verstirbt. Direkt danach verändert sich die Situation schlagartig und die Bühne gibt ein rauschendes Fest in der Pariser Botschaft von Pontevedro frei, welches von Baron Zeta initiiert wurde. Im Folgenden versucht der Baron den Grafen Danilo zu überreden, Hanna aufgrund ihres überaus großen Erbes zu heiraten, um damit das Vaterland vor einem Bankrott zu bewahren. Dies will jedoch nicht auf Anhieb gelingen, wodurch die Gefühlslage des Barons einer Achterbahnfahrt gleicht. Die Stimmung des Barons droht letztendlich zu kippen, als Hanna behauptet, sich mit Camille de Rosillon verlobt zu haben, er jedoch nicht weiß, dass dies in Wahrheit nur eine Schutzbehauptung ist, um eine Affäre seiner Frau mit Camille zu verdecken. Die Verwirrung unter allen Beteiligten wird durch einen mysteriösen Fächer verstärkt, der bereits zu Beginn der Handlung auftaucht und auf dem von einem Unbekannten „Ich liebe dich“ geschrieben steht und im Späteren auch noch die Frau des Barons „Ich bin eine anständige Frau“ ergänzt. Erst als sich diese Vorfälle aufklären, gesteht Danilo Hanna seine Liebe. Den Schluss des Stückes bildet der mit Flügeln ausgestattete Tod, der die Witwe umarmt.
Der Tod spielt in der Inszenierung des Gärtnerplatztheaters eine zentrale Rolle. Er begleitet das ganze Stück, steht oft beobachtend im Hintergrund, versucht jedoch auch in einigen Szenen, aktiv einzugreifen und eine Alternativlösung zur Handlung anzubieten. Der Zuschauer bekommt den Eindruck eines „lebendigen“ Todes, der in einer Situation sogar versucht, Liebe zwischen Hanna und Danilo zu säen, indem er Rosenblätter von der Decke regnen lässt. Andererseits versucht er als Antagonist zu der Liebe zwischen Hanna und Danilo aufzutreten, indem er Hanna kurz vor Danilos Liebeserklärung Lilien als Alternative anbietet. Bereits am Anfang des ersten Aktes ist der Tod der Einzige, der bei der Ankunft Hannas Verehrers keine rote, sondern eine schwarze Rose mitbringt. Darüber hinaus unterstreicht der Tod seine Bedeutung als allgegenwärtiger Spielmacher, indem er sich in einer Szene mit einer leicht angezogenen Frau im Hintergrund vergnügt.
Das Bühnenbild stellt im ersten Akt eine sich drehende Brücke vor einem Pariser Hintergrund dar. Diese Kulisse bleibt auch bei den Szenen im Schloss bestehen. Als Zeichen des nahenden Krieges (diese Inszenierung spielt nicht wie ursprünglich im Jahr 1905, sondern im Jahr 1914) wird der Hintergrund des Bühnenbilds im Folgenden in eine brennende Feuerlandschaft geändert. Das Geschehen auf der Bühne wird stets durch zwei riesige Bilderrahmen umgeben, von denen der vordere durch blinkende Lampen die Pariser Atmosphäre, insbesondere die des Maxims, illusioniert. Speziell die im Maxim spielende Szene mit ihrer stimmungserheiternden Musik reißt den Zuschauer mit und lässt ihn im Takt fröhlich mit wippen. Auch gesanglich überzeugen die Darsteller und bilden zusammen eine harmonische Einheit. Die vielfältig gewählten Kostüme runden dabei den positiven Gesamteindruck ab.
Es spielen:
Baron Mirko Zeta Hans Gröning / Erwin Windegger
Valencienne, seine Frau Jasmina Sakr / Sophie Mitterhuber
Graf Danilo Danilowitsch Daniel Prohaska / Christoph Filler
Hanna Glawari Camille Schnoor / Alexandra Reinprecht
Camille de Rosillon Lucian Krasznec / Maximilian Mayer
Vicomte Cascada Liviu Holender / Peter Neustifter
Raoul de St. Brioche Juan Carlos Falcón
Bogdanowitsch Maximilian Berling
Sylviane, seine Frau Susanne Seimel / Valentina Stadler
Kromow Frank Berg
Olga, seine Frau Ann-Katrin Naidu
Pritschitsch Holger Ohlmann
Praskowia, seine Frau Dagmar Hellberg
Njegus Sigrid Hauser
Der Tod Adam Cooper
Lolo, Dodo, Jou-Jou, Frou-Frou, Clo-Clo, Margot Ballett
Chor, Ballett und Statisterie des Staatstheaters am Gärtnerplatz
Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz
Fotos und Artikel von Sabine