Die Kulturszene und Corona – Im Gespräch mit Petter Bjällö

© Werner Gritzbach

Anfang März wurden aufgrund von Corona alle Veranstaltungen abgesagt. Wie hast du diesen Moment erlebt?

Es war surrealistisch. Spielplätze mit Polizeiabgrenzung, eine komplett dunkle Reeperbahn. Es war erschreckend, aber natürlich notwendig.

Wie fühlt es sich an, monatelang zuhause sein zu müssen und nicht arbeiten zu können?

Es ist komisch und auch bedrückend. Ich hätte Anfang Juni mein Debut in der Elbphilharmonie haben sollen und musste mit der Pianistin Marie Carlsson mehrere Auftritte (u.a. Cole Porter – Under my Skin) und das neue Programm, das wir in Mai veröffentlichen wollten, auf unbestimmte Zeit verschieben. Auch mein Sommerfestspiel in Schweden, “FJOLSPELAREN”, wurde abgesagt.

Womit beschäftigst du dich?

Ich singe jeden Abend, sowohl auf meiner Fanpage auf Facebook mein “Wunschlied des Tages” als auch meinen “Corona Quarantine Song of the Day”(auf Englisch) auf meiner privaten Seite. Ab und zu auch längere Konzerte für 30-60 Minuten. Und zwei Mal war ich bei Roun Zieverink’s “Kitchen Concert” zu Gast (das von März hat schon 24.000 Views). Sonst koche und backe ich viel und schaue Filme und Serien. Ich habe u.a. alle Staffeln von DOWNTON ABBEY geschaut und den Film auch.

Es gibt immer ein Licht am Ende des Tunnels! Wie sieht dein Licht aus?

Dass ich durch mein tägliches Singen im Netz eine super Sammlung von neuen und alten Zuhörern/-schauern bekommen habe aus aller Welt! Hoffentlich kann ich bald wieder ein paar Auftritte mit Live-Publikum machen, das wäre ein Traum!

Hat diese Zwangspause auch etwas Gutes gebracht?

Ich hatte meinen ersten Pop-Single-Release mit “We’ll be Alright”, (Text/Musik: Paul Glaser). Das Lied finde ich sehr passend in der aktuellen Situation. Das Feedback ist toll gewesen. Außerdem wurde ich gefragt für den NDR ein Lied für “Kultur trotz Corona” aufzunehmen. Das wurde im April ausgestrahlt und im Juni sogar auf ARD gesendet – das ist ja toll!

Wie beurteilst du die finanzielle Unterstützung durch die Regierung. Wurden die freischaffenden Künstler vergessen?

Es ist kompliziert! Es gab einen Fehler mit meinem Browser und da die Frist abgelaufen war, als der Fehler entdeckt wurde, war es angeblich aussichtslos für mich. Es gab keine Möglichkeit auf Kulanz. Ich hoffe, dass es besser klappt mit der “Neustarthilfe für Künstler” und, dass ich es schaffe korrekt alles auszufüllen, damit ich diese Unterstützung bekommen kann. Allerdings wurde mir von “Keiner kommt, alle machen mit” / “Gute Leute Fabrik” (ein Konzert-Festival ohne Künstler wofür das “Publikum” trotzdem “Karten” als Spende kauft) geholfen, worüber ich natürlich sehr dankbar bin.


Interview von Natascha