Die Kulturszene & Corona – Im Gespräch mit Katja Berg
Anfang März wurden aufgrund von Corona alle Veranstaltungen abgesagt. Wie hast du diesen Moment erlebt?
Ich war zunächst etwas geschockt über die drastischen Maßnahmen, dann aber dankbar für die konsequenten Entscheidungen der österreichischen Bundesregierung für die Eindämmung des Virus.
Wie fühlt es sich an, monatelang zuhause sein zu müssen und nicht arbeiten zu können?
Anfangs war ich zwar traurig, aber da ich ein sehr bewegtes abwechslungsreiches Familienleben habe, habe ich keine Angst vor Langeweile. Erst jetzt wo ich hier am Staatstheater Augsburg angefangen habe zu proben, die Kollegen zu sehen, zu singen und zu tanzen, spürte ich die innere Freude und die Leidenschaft und konnte es kaum erwarten, wieder auf der Bühne zu stehen.
Womit beschäftigst du dich?
Wir haben die Corona Phase in Wien genutzt, um umzuziehen und unser neues Zuhause einzurichten. Wir verlegten den Termin um 6 Wochen nach vorne und ich war mit Ausmisten, verkaufen, verschenken und vielen Planungen beschäftigt. Zudem wollten wir früher ins Grüne. In solch einer Phase in der Innenstadt zu wohnen hat uns als Familie beklemmt und sehr eingeengt. So konnten wir uns auf das Grüne freuen. Das Freiheitsgefühl in der Natur, am Wasser, mit dem Fahrrad einfach los zu fahren war unglaublich schön für uns als Familie.
Ist es eine Belastung für die Familie, wenn Mama/Papa plötzlich so lange daheim sind?
Wir haben schnell gemerkt, dass wir uns auf die Nerven gehen und im Chaos versinken, wenn wir keine Struktur in den Tag bringen. Das hieß nach dem Frühstück konsequentes Home Schooling für den Großen mindestens 2 Stunden. Der Kleine hat dann von selbst schon viele Vorschulübungen gemacht und wir haben tolle neue Lernspiele entdeckt- sowohl digital als auch analog 😉 Dann Mittagessen, Mittagsruhe wo sich jeder in seinem Zimmer allein beschäftigt, dann raus spazieren, mit dem Auto ins Grüne mit Badminton Schlägern, Fussball und Proviant im Gepäck. Wir sind in dieser Zeit viel gewandert und haben bemerkt, dass man nicht immer überall einkehren muss, sondern mit gekochten Eiern, Sandwiches und Bio-Kaffee in Thermoskanne viel günstiger zurecht kommt… es hat uns geerdet und die Kids lieben Picknicks sowieso!
Es gibt immer ein Licht am Ende des Tunnels! Wie sieht dein Licht aus?
Mein Licht war und ist immer mein Mann. Ohne ihn wäre das alles weniger ertragbar. Wir sind einfach ein gutes Team- in guten wie in schlechten Zeiten. Ich habe etwas Angst vor den Folgen für die Künstler- und Kulturszene. Der Herbst wird zeigen wie es weitergeht. Wie sich die Menschen, die Zuschauer gegenüber Kultureinrichtungen und Theatern verhalten. Denn die Nachfrage bestimmt das Angebot. Und ich hoffe sehr, dass uns das Publikum treu bleibt!
Hat diese Zwangspause auch etwas Gutes gebracht?
Wir sind als Familie noch enger zusammengerückt. Und haben viel weniger Geld für Dinge ausgegeben, die wir gar nicht unbedingt brauchten. Auch das Bewusstsein für Hygiene, Empathie & Respekt für ältere Menschen und deren Sorgen ist geschärft worden. Ich bin ganz sicher, dass wir diese Krise gemeinsam meistern werden.
Künstlerprofil auf Bühnenlichter.de: Katja Berg
Interview: Ingrid Kernbach