Die Künstlerszene und Corona – Im Gespräch mit Rico Salathe

® Matheo Radeck

Anfang März wurden aufgrund von Corona alle Veranstaltungen abgesagt. Wie hast du diesen Moment erlebt?

Nun ja, ich dachte mir erst mal nichts Großartiges dabei, sondern war mir sicher, dass wir es mit einer kurzen Phase des Virus zu tun hatten…weit gefehlt, würde ich mal sagen.

Wie fühlt es sich an, monatelang zuhause sein zu müssen und nicht arbeiten zu können?

Zuerst ist das mal ganz toll. Man macht all die Dinge, die man sonst vor sich hergeschoben hat. Aber irgendwann kommt die Ernüchterung, dass man wirklich NICHTS machen kann. Weder arbeiten noch Freunde treffen noch sonst was. Ich lebe alleine, was es nicht gerade besser gemacht hat. Aber ich habe dann begonnen auch Hobbys anzufangen, die ich immer machen wollte, wie z.B. Klavier lernen.

Womit beschäftigst du dich?

Zu Beginn habe ich, wie glaube ich jeder, meinen Kleiderkasten entrümpelt. Danach war der Schreibtisch dran und dann der Rest der Wohnung. Ich habe viel geputzt, aber auch viel gekocht, gelesen, Filme geschaut und wie gesagt Klavier gespielt.

Es gibt immer ein Licht am Ende des Tunnels! Wie sieht dein Licht aus?

Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich weiß, wann ich spätestens wieder arbeiten darf. Das wird im Januar der Fall sein. Ansonsten bin ich ein sehr positiver Mensch. Die Sachlage ist jetzt nun mal wie sie ist und da kann man nichts daran schrauben. Was mich allerdings sehr traurig macht ist, dass die Politik in weiten Strecken, was die Kultur angeht, komplett versagt. Das darf einfach nicht sein. Kultur ist unser Erbgut und bildet ungemein!

Hat diese Zwangspause auch etwas Gutes gebracht?

Auf jeden Fall! Ich habe mich in dieser Zeit intensiv mit mir selbst befasst und viele Bücher gelesen. Ich behaupte mal, schlimmer als das kann es Künstler kaum treffen…erst mal auf Holz klopfen! Von daher kann es nur bergauf gehen.

Wie beurteilst du die finanzielle Unterstützung durch die Regierung. Wurden die freischaffenden Künstler vergessen?

Ich habe das Glück Arbeitslosengeld erhalten zu können. Aber was ich gehört und gelesen habe ist einfach untragbar! Wie kann man einen Sektor, der so viel Wertschöpfung erbringt, dermaßen vernachlässigen? Also ja, die freischaffenden Künstler wurden vergessen. Und daran ändern auch die 1000 Euro Zuschuss, die man beantragen konnte, nichts, weil 1000 Euro auf vier Monate, da muss ich nicht studiert haben, um zu wissen, dass das mehr als knapp ist.


Interview von Natascha