Die fabelhafte Welt der Amelie – Europapremiere 2019

Premiere: 14.02.2019 im WERK 7 Theater

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Passend zum Valentinstag lud Stage Entertainment zur Europa-Premiere ins Werk7-Theater in München ein. Seit „Fack ju Göthe“ hat sich viel geändert im Werksviertel. So war der Weg schon vom Ostbahnhof ausgeschildert mit auf dem Boden klebenden Plakaten und Telefonzellen, auf denen die Richtung beschrieben war. Der rote Teppich, über den u.a. Katja Ebstein, Ralph Siegel, Peter Illmann, Froonck Matthée, Maximilian Allgeier, Anouschka Renzi, Prince Damien, Götz Otto u.v.m. wanderten, lag in der Tonhalle gegenüber vom Theater.

RoterTeppich

Der Saal selbst ist vom Aufbau noch so wie bei „Fack ju Göthe“, es gibt drei Blocks mit Schalensitzen. Jedoch hat sich die Bühne zum „Café des 2 Moulins“ verwandelt und ist mit 700 Sitzplätzen das größte Café in München. Und wer das Glück hat, einen Premiumplatz zu ergattern, der sitzt nicht nur auf einer weich gepolsterten Bank mit einem Bistrotisch davor, sondern er sitzt auch mitten auf der Bühne. So kommt es auch, dass das Publikum bespielt wird und auch fleißig mitmachen muss.

© Stage Entertainment
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Die Geschichte beginnt mit der kleinen Amélie, deren Vater im Krieg Arzt war und der Berührungen mit Menschen fürchtet. Deshalb bekommt die Kleine auch nur bei der monatlichen Untersuchung, die ihr Vater mit Gummihandschuhen durchführt, körperlichen Kontakt. Diese seltene Berührung lässt ihr Herz so schnell schlagen, dass der Vater annimmt, sie habe einen Herzfehler. Deshalb wird Amélie auch von ihrer Mutter daheim erzogen. Ihr einziger Freund ist Goldfisch „Pottwal“, der jedoch in dieser Umgebung Depressionen bekommt und öfter Selbstmordversuche unternimmt, indem er aus dem Glas springt. Also wird „Pottwal“ in die Freiheit entlassen und nun ist Amélie mit Mutter und Vater alleine, ohne Kontakt zu anderen Kindern.

© Stage Entertainment
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Als sie eines Tages mit ihrer Mutter Notre Dame besucht, kommt es zu einem tragischen Zwischenfall. Ein Selbstmörder landet ausgerechnet auf ihrer Mutter, die daraufhin auch stirbt. Amélies Vater kann den Verlust seiner Frau nicht verkraften und steckt ihre Asche in einen Gartenzwerg, weil die Verstorbene den Zwerg gehasst hat und er so immer an sie denken muss.

Der Kontakt zu ihrem Vater bricht nun endgültig ab und so lebt die kleine Amélie in ihrer eigenen Welt. Die Jahre vergehen und als Amélie alt genug ist, zieht sie nach Paris und lebt dort ihr eigenes Leben. Sie arbeitet als Kellnerin in einem kleinen Café mit ihren Kolleginnen und den Stammgästen. Ihre Freizeit verbringt sie auch weiterhin alleine in ihrer eigenen Welt. Neben Steinchen springen zu lassen und die Kruste der Créme Brûlée knacken zu lassen, hat sie Spaß dabei durch das Fernglas ihren Nachbarn zu beobachten, den Maler Dufayel, der an der Glasknochen-Krankheit leidet und deshalb nie das Haus verlässt.

© Stage Entertainment
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Am 31. August 1997 erfahren Amélie und ihre Kolleginnen vom Tod von Lady Diana. Da Diana so viel Gutes getan hat, beschließt Amélie, sie möchte auch so sein und anderen helfen. Erstes „Opfer“ soll der Besitzer einer kleinen Schachtel mit Spielsachen werden. Die Schachtel hat Amélie zufällig in ihrer Wohnung unter einer losen Diele gefunden. Nach längerem Suchen findet sie den Mann, der sich über die Erinnerungen an seine Kindheit sehr freut. Dies ist für Amélie der Auslöser, auch weiter Gutes zu tun und die Menschen um sich herum glücklich zu machen.

An den Sonntagen besucht sie ihren Vater und begegnet dabei in der Metro oft Nino am Fotoautomat. Eines Tages verliert Nino ein Album, in dem lauter zerrissene Passfotos von fremden Menschen sind. In ihm erkennt Amélie mit der Zeit einen Seelenverwandten, der genauso schüchtern ist wie sie.

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Ihrem Vater stibitzt sie schließlich heimlich den Gartenzwerg mit Mutters Asche und gibt ihn einer Freundin mit, die Stewardess ist. Nun reist der Gartenzwerg um die Welt und Vater bekommt von überall Ansichtskarten vom Gartenzwerg.

Amélie verkuppelt den Ex-Freund ihrer Kollegin mit einer anderen, fälscht Liebesbriefe für die Nachbarin und macht so viele andere glücklich. Nur für sich selbst sucht sie noch ein Mittel, Nino kennen zu lernen. Noch will sie sich nicht zu erkennen geben, lässt ihn aber wissen, dass sie das Fotoalbum hat. Es beginnt eine lustige Jagd durch die Stadt, an deren Ende sich Amélie und Nino näherkommen.

„Die fabelhafte Welt der Amélie“ auf die Bühne zu zaubern, ist sicher nicht ganz einfach gewesen, besonders da man im Werk7 keine große Technik zur Verfügung hat. Es gibt keine versenkbaren oder drehbaren Bühnenteile, das 8-köpfige Orchester sitzt quasi im ersten Stock mitten auf der Bühne.

Regisseur Christoph Drewitz begeistert mit vielen schönen, überraschenden und lustigen Ideen. Alleine Goldfisch „Pottwal“ fasziniert schon mit seiner Darstellung, denn er ist, wie auch Amélie und Nino als Kinder, eine Puppe. Dabei werden diese von den Darstellern selbst geführt, die dafür extra Unterricht nehmen mussten. Einen lustigen Auftritt hat dabei auch „Elton John“.

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Oft wird das Publikum auch in die Handlung mit eingebunden, darf Schilder oder Plakate halten. Im Vorraum steht auch noch ein Fotoautomat, mit dem man sich selbst ein zerrissenes Passfoto machen kann.

„Die fabelhafte Welt der Amélie“ kommt mit leisen Tönen daher, sie hat keine Action und keine Verfolgungsjagden. Es ist eine liebenswert erzählte Geschichte, die berührt und ein bisschen nachdenklich macht.

Die Musik setzt sich aus der des gleichnamigen Films und für das Musical von Daniel Messe neu komponierten Liedern zusammen. Der Film, der 2001 mit Audrey Tautou in der Hauptrolle erschien, wurde gleich 5-fach für den Oscar nominiert.

Die Rolle der „Amélie“ spielt im Musical die erst 22-jährige Sandra Leitner. Mit ihrer schönen Stimme und der großartigen schauspielerischen Leistung verzaubert sie schnell das Publikum. Nach ihrer Ausbildung an der Academie of stage arts spielte Leitner in „Fack ju Göthe“ die Rolle der Laura Schnabelstedt.

An ihrer Seite als „Nino“ spielt Andreas Bongard. Bongard ist sicher vielen Musicalbesuchern bekannt. Er spielte u.a. in „Ghost“, „Titanic“, „West-Side-Story“, „Die Brücken am Fluss“, oder “Schikaneder”.

Auch die anderen Darsteller sind in ihren Rollen perfekt besetzt. Eine Reise in „Die fabelhafte Welt der Amélie“ macht auf jeden Fall Spaß.

Es spielen:

  • Christine Rothacker – Suzanne
  • Fleur Alders – Georgette
  • Kira Primke – Gina
  • Stephan Bürgi – Raphael/ Bretodeaux
  • André Haedicke – Hipolito & Elton
  • Charles Kreische – Lucien
  • Janco Lamprecht – Joseph/ Adrien
  • Dorina Maltschewa – Amandine / Philomene
  • Rob Pelzer – Dufayel/ Collignon
  • Swings: Karen Bild, Emanuel Jessel, Steffi Regner, Ulrich Talle, Nandi van Beurden und Daniel Wagner.

Impressionen


Artikel von Ingrid K.