Interview: Milica Jovanovic – Der fliegende Holländer

© WDR/Claus Langer

Im Rahmen der konzertanten Aufführungen des Musicals “Der fliegende Holländer”, hatte Rebecca die Gelegenheit Milica Jovanovic (alias Senta) ein paar Fragen zum Stück zu stellen.

Kanntest du vor deiner Arbeit am Musical die Thematik des fliegenden Holländers? Hast du vielleicht sogar eine Aufführung der Oper von Wagner besucht?

Ich kannte die Sage, kann mich aber leider nicht daran erinnern, wie ich sie kennengelernt habe. Die Oper habe ich mir auf Video angeschaut. Vom Musical habe ich zuerst 2012 gehört, als ich mit Kai Tietje, unserem Dirigenten, und Philipp Polzin, einem der Autoren, zusammen bei Anatevka in Bad Hersfeld gearbeitet habe. Philipp war unser Probenpianist und hat mir von einem Musical erzählt, woran er mit einem Freund arbeitet und hat mir Hörproben vorgespielt. Ich hätte mir damals nie erträumt, dass ich sechs Jahre später als Senta mit dem WDR-Funkhausorchester zusammen musizieren würde.

Wie war für dich die Erfahrung bei einer Welturaufführung mitzuwirken, eine Rolle zu kreieren und mitzugestalten?

Eine Rolle kreieren zu dürfen ist immer ein Geschenk. Ich liebe daran besonders die musikalische Arbeit, mit meiner Stimme der Rolle eine Farbe zu geben und ich liebe die Arbeit am Charakter. Ich finde es spannend, wenn die Autoren da sind und ich sie löchern kann mit Fragen und wir zusammen über die Figur diskutieren können. Im April geht es mit der nächsten Uraufführung für mich weiter, wenn wir in Salzburg vier Wochen Vorproben haben für die “Silent Night Story”. Diese Rolle wird auch sehr spannend für mich und ich freue mich drauf.

Das Musical wird als konzertante Version auf die Bühne gebracht. Welche großen Unterschiede gibt es zu einer „klassischen“ Musicalproduktion?

Wir haben kein Bühnenbild, fast keine Requisiten und ein Kostüm durchgehend an. Das Orchester steht im Vordergrund und ist auch mit uns auf der Bühne. Wir haben keine Bühneneffekte und weniger Lichteinstellungen als in einer üblichen Theaterinszenierung. Wir tragen keine Perücken und schminken uns fast gar nicht. Wir lenken nicht von der Musik oder den Szenen ab, wir konzentrieren uns auf die Essenz des Stücks. Das macht für mich eine konzertante Aufführung aus.

Gibt es für dich als Darstellerin große beziehungsweise spürbare Unterschiede in deiner Darstellung, in der Herangehensweise an eine Rolle, wenn ein Musical konzertant aufgeführt wird? Ist es eine andere Art zu arbeiten?

Ehrlich gesagt, ist die Arbeit für mich als Darstellerin gleich in der Charakter- und Liederarbeit. Ich stelle mir die gleichen Fragen, baue mir einen Bogen und meine Motivationen, warum ich etwas tue. Bei dieser Konzertversion kann ich mich dann in der Aufführung auf das eigentliche Stück konzentrieren und muss mir nicht merken, wo ich welchen Kostümumzug habe.

Wenn du dich mit der Geschichte auseinandersetzt, was macht sie für dich besonders und wie stehst du persönlich der Thematik gegenüber? Zeigt das Musical deiner Meinung nach wichtige gesellschaftliche Themen und Werte auf?

Ich finde die Frage spannend, warum Senta diese Träume vom Holländer hat und warum sie sich opfert, um ihn zu erlösen. Jeder von uns in der Gruppe hatte eine andere Interpretation. Ich für mich denke, dass sie eine Todessehnsucht hat, vergleichbar mit zum Beispiel Elisabeth in dem gleichnamigen Musical. Was bewegt junge Menschen dazu, sich selbst das Leben zu nehmen?

Gibt es einen Lieblingsmoment im Musical für dich?

Ich mag sehr die Szene mit Erik am Ende des ersten Aktes. Er und Senta erträumen sich ein Leben, von dem sie eigentlich wissen, dass es nie Wirklichkeit wird. Senta erlaubt sich aber das Glücksgefühl. Das war mit Richard sehr schön zu spielen und zu singen.

Ich bedanke mich für das schöne Gespräch und wünsche Milica Jovanovic viel Erfolg bei den weiteren Projekten im Jahr 2018!


Interview: Rebecca