Christian Berg – Viel mehr als nur der “Kinderfuzzi”

Interview mit Christian Berg

© G2 Baraniak
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Christian Berg ist Kinderbuchautor, Regisseur und der Macher vieler erfolgreicher Kinder- und Familienmusicals in ganz Deutschland.

Nachdem er 1987 die Schauspielschule in Hamburg absolviert hatte, gründete er 1988 ein Tourneetheater und „Pinocchio – Das Musical“ feierte seine Premiere. Ca. 10 Jahre später gründete er das Sommertheater im Schlossgarten in seiner Heimatstadt Cuxhaven. Auch die Kinderbücher „Tamino Pinguin“ (2001) und „Kleines Monster Monstantin“ (2010) stammen von Christian Berg. Die ARD nannte ihn einst den „König des Kindermusicals“, was bei den Zuschauerzahlen der vergangenen Jahre definitiv gerechtfertigt ist.

Der richtige Durchbruch kam für Berg in den ’90er Jahren. Mit dem Kindermusical „Jim Knopf“ begann dann seine Zusammenarbeit mit Konstantin Wecker, mit dem er bis heute noch viele weitere Musicals auf die Beine stellte. U.a. zählen dazu die Stücke „Das Dschungelbuch“, „Peter Pan“, „Der kleine Lord“ und „Petersson und Findus“. Letzteres verschaffte ihm Erfolg in 50 verschiedenen Städten.
Außer mit Konstantin Wecker arbeitete er aber auch mit bekannten Musikern wie Tobias Künzel und Stephan Sulke (Band „Die Prinzen“) bei den Stücken „Heidi“ und „Urmel“ und mit Ralph Siegel (Aufführung: „Lachen! – Die Zeit der Clowns“) zusammen.

In seiner langjährigen beruflichen Laufbahn lernte Christan Berg viele Städte und Theater kennen, ist in den letzten Jahren aber hauptsächlich im Hamburger Raum zu sehen. In Hamburg spielten seit Ende 2014 bereits die Familienstücke „Scrooge – Eine Weihnachts-geschichte“, „Die Schneekönigin“, „Oliver Twist“ und die sehr erfolgreiche Aufführung „Vom Fischer und seiner Frau“ in Zusammenarbeit mit Petter Bjällö (Co-Regie) und Paul Glaser (Musik),.

2016 feierten „In 80 Tagen um die Welt“ und „Das Gespenst von Canterville“ Premiere. Nun dürfen sich seine Fans auf sein neuestes Musical freuen: am 15. April 2017 feiert „Das Phantom von Opa“ (Regie: Christian Berg und Petter Bjällö, Musik: Paul Glaser) Premiere im St. Pauli Theater.

Berg hat es sich auf die Fahne geschrieben, sein Publikum – und hauptsächlich die Kinder – mit seiner Arbeit zu begeistern und in eine andere Welt zu entführen, in der man für eine Weile alle Alltagssorgen vergessen kann. Der größte Dank hierbei sind für ihn in erster Linie die leuchtenden und lachenden Kinderaugen…

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© G2 Baraniak

Für Bühnenlichter.de hat Christian Berg sich die Zeit für ein Interview genommen:

Christian, Du bist seit Jahren erfolgreich im Bereich der Kinder- und Familienmusicals.

Wann war für Dich klar, dass Du beruflich diesen Weg einschlagen möchtest und was waren Deine Gründe dafür?

So klar war das eigentlich gar nicht oder besser gesagt erst sehr, sehr spät! Ich war als junger Mann an einem Kindertheater engagiert und habe mich sehr geärgert, wie lieblos und lustlos die Stücke auf die Bühne gebracht wurden und da habe ich mir überlegt selbst was zu machen, für Kinder. Ich habe mein Girokonto um 8000 Mark überzogen und angefangen. Ich wusste nur eines: es müsste etwas mit Musik sein. So brachte ich PINOCCHIO als Musical auf die Bühne, war künstlerisch sofort erfolgreich, ging aber finanziell grandios baden! Also machte ich weiter und produzierte ein Stück nach dem anderen, bis ich nach 10 Jahren feststellte, dass ich eigentlich nur für Kinder und Familien arbeite, das war und ist aber ein schönes Gefühl!

In den sozialen Netzwerken war schon öfter zu lesen, dass Du als „Kinderfuzzi“ angesehen wirst, weil Du für Kinder arbeitest. Wie gehst Du damit um, von manchen Kollegen nicht ernst genommen zu werden?

Wenn jemand, für das, was er tut, einen eigenen Namen bekommt, kann er ja nicht so falsch liegen. Ich habe mich über den „Kinderfuzzi“ anfangs sehr geärgert, weil ich den Namen als abwertend empfand, was wohl vom Erfinder auch so gedacht war. Dann allerdings habe ich ihn für mich adaptiert, weil er Aufmerksamkeit erzeugte, bei Dir ja auch. Weißt Du, das mit dem nicht ernst genommen werden ist so eine Sache! Ich verstehe die naserümpfenden Kollegen einfach nicht, denn wir schicken ihnen ihr Publikum von morgen ins Theater. Wenn es uns nicht gelingt, zu verzaubern, zu berühren und zubewegen, wie sollen Kinder sonst auf den Geschmack kommen? Ich kann, das gilt nicht nur für die Musicalkollegen, Menschen nicht ernstnehmen, die sich über Andere stellen. Wir arbeiten mindestens genauso hart wie die “Großen”, schaffen es, die Massen zu mobilisieren und dürfen das tollste Publikum der Welt unser eigen nennen. Der einzige Unterschied ist, dass wir viel kleinere Etats haben und viel weniger verdienen.

Wie schätzt Du aktuell die Situation für den Nachwuchs ein?

Wenn ich sehe, was junge Kollegen zum Teil verdienen und unter welchen Bedingungen sie arbeiten müssen, wird mir ganz schlecht. Sie bekommen zum Teil Hungerlöhne, bekommen manchmal nicht mal eine Probenpauschale und werden schlecht behandelt. Wertschätzung ist ein Wort, das sich bei mir durch die letzten 2 Jahre zieht und ich leide richtig unter dieser Umgangsweise. Zum Glück sind aber ja nicht alle Produzenten und Theater so, bei den Wölffers zum Beispiel, in Berlin und Hamburg, da wird man noch richtig gut behandelt! Wir haben aber in Deutschland einen phantastischen Nachwuchs, immer besser ausgebildet und sehr begabt.

Du hast zusammen mit Konstanze Ullmer, vom Hamburger Sprechwerk, dem Komponisten Paul Glaser und Deinem Darsteller-Kollegen Petter Bjällö die Produktionsfirma „GEGENMASSNAHME“ gegründet. Was dürfen wir hier erwarten?

Die GEGENMASSNAHME ist genauso gedacht, wie sie heißt! Wir wollen andere Produktionen machen, uns weiterentwickeln, neue Themen ausdenken und dem Publikum neue, mutige Impulse geben. Da, wo viele Intendanten sich nicht trauen, fangen wir an. Klein, fein, anders! Man darf eine Menge spannende Projekte erwarten!

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© G2 Baraniak

Welches Deiner bisherigen Musicals ist Dein Lieblingsstück und warum?

Mein liebstes Musical ist tatsächlich immer das, an dem ich gerade arbeite. Ich liebe aber auch sehr „Scrooge“ und „Oliver Twist“, die es so nie gegeben hätte, wenn es Bettina Weyers von Gallissas nicht gegeben hätte. Sie hat mich damals, nach meiner Riesenpleite 2013, an die Hand genommen und mir gezeigt, welche Potenziale ich habe!

Welche Pläne hast Du für Deine berufliche Zukunft?

Ich habe viele Pläne! Möchte ein Kinderbuch schreiben, vielleicht mal einen eigenen Zirkus auf die Beine stellen und vor allem: Mir treu bleiben! Was aber nicht bedeutet, dass ich mich nicht ständig neu erfinde!

Wir danken Dir für die Zeit, die Du Dir für unser Interview genommen hast und wünschen Dir weiterhin viel Erfolg und Freude an Deiner Arbeit!


Interview von Natascha