Musical Christmas 2017 – Hollywood Edition
Wie das Christkind kommt auch Chris Murray alle Jahre wieder. Seine Musical-Christmas ist ein unterhaltsames Programm mit Liedern aus Musicals, Weihnachtsliedern und – da diesmal die Hollywood-Edition angesagt war – Filmmelodien. Dabei kann der Sänger, der sicher einer der meist beschäftigtsten Darsteller in Deutschland ist, auf einen umfangreichen Schatz an bekannten, aber auch neuen Musical-Produktionen zurückgreifen. Sicher liegt es auch daran, dass man ihn selten in En-Suite-Produktionen, sondern eher auf den Bühnen von Stadttheatern sieht.
In Pforzheim hat Chris Murray seit der fast schon legendären Produktion von Frank Wildhorns „Dracula“ eine besonders treue Zuschauergemeinde. Dank seiner Nähe zum Publikum kennt er viele Besucher persönlich und teilweise sogar deren Familiengeschichte. So verwundert es nicht, dass er gleich 2x hintereinander das Podium des Theaters Pforzheim in Windeseile ausverkauft hatte.
Die Vielseitigkeit von Chris Murray spiegelt sich auch in seinem Programm wieder. Eröffnet wurde der Nachmittag des 3. Advents mit einer lustigen Spielerei. Die Musik läuft, aber es ist niemand zu sehen und nur aus dem Off hört man Stimmen: „wieso läuft denn das playback schon“, „stell du es ab“, „nein, ich hab Angst“ …
Dann erscheinen Chris Murray und Philipp Polzin, noch ohne Anzugsjacke, ein letzter Tannenbaum wird gerichtet, „Die perfekte Nacht“ kann beginnen – dies ist quasi auch schon das erste Lied von sehr vielen, die noch folgen.
Nach „Christmas is all around me“ kommt ein Filmlied aus „Der kleine Lord“ – wie uns Chris Murray erklärt – ein Film, der in England und Amerika fast unbekannt ist, bei uns aber an Weihnachten sehr oft im Fernsehen läuft.
Besinnlich geht es mit „Adeste Fideles“ und „Das Mädchen von früher“ aus „The Scarlet Pimpernel“ weiter, gefolgt von „White Christmas“.
Doch in den Konzerten wird nicht nur gesungen, es gibt auch Weihnachtsgeschichten. Und einen von Stadt zu Stadt wechselnden Gast. In Pforzheim ist dies Yvonne Anett, die mit ihm zusammen hier „Dracula“ gespielt hat. Die Geschichte vom fehlenden „Lametta“, die die beiden harmonisch im Wechsel erzählen, ist eine schöne Abwechslung und bringt die Zuschauer zum Lachen.
„Anthem“ aus dem Musical „Chess“ ist quasi eine Nationalhymne, aber eine, für kein bestimmtes Land, wie uns Chris Murray dann erzählt.
Überhaupt sind Konzerte von Chris Murray nicht nur ein Genuss für die Ohren, sondern es gibt immer auch ein bisschen was zur Geschichte dazu.
Da ist zum Beispiel das neue Musical „Herz aus Gold“, das in Augsburg 2018 uraufgeführt wird und das die Geschichte von Jakob Fugger erzählt. Die wenigsten wissen, dass Johann Jakob Fugger einmal der reichste Mann der Welt war und damit auch Augsburg zur reichsten Stadt der Welt machte. Aber er war nicht nur gut darin, Geld zu verdienen, er tat damit auch viel Gutes. Unter anderem baute er die Fuggerei, eine Reihenhaussiedlung für Bedürftige, die bis heute diesem Zweck dient.
Es zeichnet Chris Murray aus, dass er sich nicht nur die Lieder der Musicals zu eigen macht, sondern sich auch mit der Geschichte dahinter beschäftigt. Und dies ist bei all den besonderen Produktionen, in denen er 2017 und 2018 spielt, nicht unbedingt wenig. Als da wären „Herz aus Gold“, die Fugger-Geschichte, die 2018 in Augsburg aufgeführt wird, „Luther“ – hat er gerade gespielt, „Einstein“ – wurde in Hof gespielt, „Oliver“ – wird gerade gespielt – um nur einige zu nennen.
Natürlich dürfen im Programm auch die „Klassiker“ wie „Rudolph the rednose reindeer“ und „Amazing grace“ nicht fehlen, bevor es wieder mit einem neuen Musical, das 2018 auf die Bühne kommt, weitergeht: „Der fliegende Holländer“ von Philipp Polzin und Christian Dellacher wird in Köln Premiere feiern und mit ihm das Lied „Heut‘ Nacht“.
Nach dem „Winter Wonderland“ schnappt sich Yvonne einen Teller voller Plätzchen und meint „Iss sie doch“ (aus Arielle, die Meerjungfrau). Gemeinsam mit Philipp Polzin gibt es einen kleinen Kampf, wer die Plätzchen denn nun essen darf. Zum Schluss landet der Teller bei den Zuschauern und nach 90 Minuten gibt es erst mal eine Pause.
Nach der Pause ging es weiter mit „Jingle Bells“ und dann einem wundervollen Titel aus dem Musical „Einstein“ – „Sternenstaub“. Auch dazu gab es natürlich wieder etwas zu erzählen, aber nicht belehrend, wie manch einer vielleicht denken mag, sondern eher unterhaltend und informativ.
Für Pforzheim gibt es dann einen ganz speziellen Liederblock, nämlich 3 Lieder aus „Dracula“ – „Ich leb nur, weil es dich gibt“, „Nebel und Nacht“, gesungen von Yvonne Anett, und das Duett „Leb noch einmal“, gefolgt von „Amen“ aus „Luther“ und „Fly me to the moon“.
Und dann kommt ein Wunschtitel des Publikums: „Im Sommer“ mit Schneemann Olaf aus dem Film „Die Eiskönigin“. Das Publikum soll mit entscheiden dürfen, was es hören will, damit es nicht nur ein Wunschkonzert des Sängers und vielleicht langweilig wird. So kamen insgesamt 3 Titel aufs Programm, die ausdrücklich gewünscht wurden.
„Überdenk ich meine Lage“ ist ein Lied aus dem Musical „Oliver“, dem wieder eine Geschichte aus dem großen Buch folgte: „Adpfent“ gelesen von Philipp Polzin in Kölsch (O-Ton: Kölsch ist kann man nicht nur sprechen, man kann es auch trinken), woraufhin Yvonne Anett, die die Geschichte in Schwäbisch las, konterte „Schwäbisch kann man nur betrunken sprechen“. Trotzdem haben wir alle verstanden, was die beiden da gelesen haben und hatten viel Spaß damit.
Auch das Lied von Oma, die nach dem Genuss von reichlich Weihnachtspunsch auf dem Nachhauseweg vom Renntierschlitten überfahren wurde, ist ziemlich komisch, obwohl sie sich nicht so anhört.
„Weihnachten hat viele Farben“ lautet ein Satz von Chris Murray, womit man ihm sicher Recht geben muss. Und seine 2 Regeln im Leben lauten „VERSUCHE glücklich zu sein“ und „füge niemanden ein Leid zu“ – schöne Worte, die nicht nur zur Weihnachtszeit ihre Gültigkeit haben.
Und so ging mit „My heart will go on“ aus dem Film „Titanic“, zu dem es auch wieder eine passende Geschichte gab, „Feliz Navidad“ und „Stille Nacht“ ein großartiges Weihnachtskonzert zu Ende. Und nach über 3 1/2 Stunden Konzert ließen es sich die Künstler nicht nehmen, auch noch Autogramme zu schreiben und für jeden ein nettes Wort zu finden.
In diesem Sinne „Fröhliche Weihnachten“
Danke für den Gastbeitrag von Ingrid Kernbach, sie besuchte Konzertreihe die am 17.12.2017 in Pforzheim.