Bühnen-Gespräch mit Abla Alaoui

AblaAlaoui

Schon während ihrer Ausbildung stand sie im Musical „Sister Act“ als Schwester Mary Robert auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Weitere Engagements wie Bonnie Parker in „Bonnie & Clyde“ (Bielefeld), Ensemble und Cover Nannerl im Musical „Mozart!“ (Wien) sowie der Betty Schaefer in „Sunset Boulevard“ (Frankenfestspiele) führten die gebürtige Deutsche mit den marokkanischen Wurzeln bereits auf die Bühnen des deutschen Musicals. Mit ihrer aktuellen Rolle der Sarah im Musical „Tanz der Vampire“ führt sie ihr Weg nicht nur zurück nach Wien, sondern erfüllt sich auch ein großer Wunsch der jungen Darstellerin, denn sie spielt eine ihrer Traumrollen. Bei einem gemütlichen Gespräch in den Proberäumen des Wiener Ronacher Theaters lässt Abla offenherzig und ehrlich ihre bisherige Musicallaufbahn Revue passieren und bringt einen mit der ein oder anderen witzigen Anekdote zum Lachen…

Wie bist du zum Musical gekommen und war es immer schon dein Traumberuf? Oder wolltest du irgendwann einen anderen Beruf ausüben? Hast du vielleicht auch vor oder während dem Studium in einem anderen Berufsumfeld gearbeitet?

Mein erster Berufswunsch war Schriftstellerin, ich hab auch privat ganz viel geschrieben, zum Beispiel Gedichte und Prosa (Anmerkung der Redaktion Texte die in ungebundener Sprache geschrieben werden, im Vergleich zu Versen oder Reimen) etc. Das hat mich zwar kreativ auch erfüllt, aber es war dann eben doch nicht das, was mich am glücklichsten gemacht hat. Ich habe eigentlich schon mein Leben lang immer wieder auf der Bühne gestanden, beispielsweise in der Musical AG oder im Chor und das hat mir immer unglaublich viel Spaß gemacht. Irgendwann hab ich dann herausgefunden, dass man alles, was mir Spaß macht, auch verbinden kann (Singen, Tanzen und Schauspielen) und da dachte ich mir: Es muss für mich der Beruf eines Musicaldarstellers sein.

Du hast deine Ausbildung an der „Joop van den Enden“-Academy gemacht. Wie erinnerst du dich an diese drei intensiven Jahre und gibt es positive wie auch negative Erfahrungen, die dir besonders in Erinnerung geblieben sind?

Es gab sehr viel von beidem, wenn ich ehrlich bin. Ich erinnere mich sehr gerne an das Gemeinschaftsgefühl, welches ich mit meinem Jahrgang hatte. Wir haben uns gegenseitig wahnsinnig unterstützt, nachdem wir verständlicherweise das ein oder andere mittelgroße bis große Drama überwunden hatten. Es hat sich immer wie „nach Hause kommen“ angefühlt und wenn ich einen von ihnen jetzt auch nach mehreren Jahren wieder treffe, was wir versuchen so oft wie möglich zu schaffen, kommt sofort wieder dieses vertraute Gefühl zurück.

Natürlich musst du während einer Musicalausbildung an deine Grenzen gehen, sowohl körperlich als auch psychisch. Körperlich einfach, weil wir uns jeden Morgen schon um 8:30 versammelt haben und dann erst einmal bis zu vier Stunden Tanzunterricht hatten. Manchmal hatte man auch erst gegen 17 Uhr abends die erste richtige Pause (zumindest 15 Minuten), in der man dann einfach schnell was gegessen hat, bevor man schon in den nächsten Unterrichtsblock gehen musste. Es war schon ziemlich hart. Psychisch anstrengend, weil du auf der Bühne auch was von dir zeigen oder abgeben musst, du machst dich quasi „nackt“. Dieser Sprung, sich so vor Menschen zu öffnen, ist einfach richtig schwer. Einmal in der Woche hatten wir eine sogenannte „Audition Klasse“ und da mussten wir vor all unseren Mitschülern etwas präsentieren, an dem wir dann mit unserem künstlerischen Leiter gearbeitet haben. Ich erinnere mich noch, dass ich einmal die Nummer „So much better“ aus „Legally Blonde“ gezeigt habe und mein künstlerischer Leiter bemerkte, dass ich noch ziemlich gehemmt war. Ich konnte nicht richtig loslassen, weil ich alles lieber kontrollieren wollte. Der Song ist gute Laune pur und sie flippt ziemlich aus vor Freude. Er hat mir dann die Aufgabe gegeben den Song noch einmal zu singen und dabei ganz verrückt zu tanzen. Für mich war das damals sehr schwierig, weil ich mich immer ganz schnell geschämt habe – was ich übrigens auch heute immer noch manchmal tue – und auch wenn es heute für mich absurd klingt, bin ich damals danach in Tränen ausgebrochen. Im nachhinein kann ich natürlich darüber lachen, aber es gab auch Phasen, in denen ich einfach ziemlich am Ende war und nicht wusste, ob ich wirklich gut genug für diesen Beruf war und es schaffen könnte einen Job zu finden… 

© Meg Roxie Daaé, Sister Act
© Meg Roxie Daaé, Sister Act

Dein erstes Engagement (Sister Act in Oberhausen als Mary Robert) hattest du bereits während der Ausbildung. Wie besonders war diese Erfahrung für dich und wie schafft man es Proben, Vorstellungen und das Studium unter einen Hut zu bringen?

Es war so unglaublich diese Rolle angeboten zu bekommen. Ich hätte damals nie damit gerechnet. Ich hatte nämlich ziemliches Glück, denn dem Mädchen, der die Rolle zuvor angeboten wurde, hatte man ein anderes Angebot in ihrem Heimatland gemacht und deswegen wurde diese Position nochmal neu vergeben. Ich war gerade in das dritte Ausbildungsjahr gestartet, als sie mich aus dem Nichts zur Audition einluden. Ich muss mich allerdings trotzdem gegen circa 100 andere Mädchen durchsetzen. Die Rolle dann wirklich angeboten zu bekommen war unglaublich. Es fühlte sich unrealistisch an, dass ich jetzt für das, wofür ich schon jahrelang arbeitete, übte und das ich so sehr liebte, wirklich bezahlt werden würde. Es war das worauf ich immer gewartet hatte.

Während meines Engagements hatte ich nur noch Gesangsstunden, weil “Sister Act” in Oberhausen und meine Schule in Hamburg war. Es wäre nicht möglich gewesen normal am Unterricht teilzunehmen. Meine Premiere als Mary Robert war dann Teil meiner Abschlussprüfung. Da kam die ganze Prüfungskommission ins Ruhrgebiet, hat sich die Show angesehen und mich benotet. Ich muss nach dem Engagement natürlich nochmal zurückkommen, um meine Abschlussprüfung zu machen. Das war dann leider nicht mit meinem Jahrgang, weil ich ziemlich bald nach “Sister Act” auch noch “Bonnie & Clyde” gespielt habe und die Prüfung genau auf einen Vorstellungstag fiel. Also habe ich 2015 den Abschluss mit dem Jahrgang unter mir nachgeholt.

© Theater Bielefeld
© Theater Bielefeld, Bonnie & Clyde

Bei „Bonnie & Clyde“ in Bielefeld durftest du die Rolle der „Bonnie Parker“ in einer europäischen Erstaufführung kreieren. Wie hat es sich angefühlt diese Erfahrung machen zu können?

Naja, spätestens wenn man jung ist und noch in der Ausbildung ist fängt man an sich mit dem Bereich, in dem man später arbeiten möchte, intensiver zu beschäftigen. Man sieht wie andere Darsteller um einen herum große Jobs angeboten bekommen und man gewöhnt sich an den Zustand, als Außenstehender nur dabei zusehen zu können. Man ist sich selbst immer der größte Kritiker und lobt andere viel mehr. Wenn man dann plötzlich selber einen so großen Job angeboten bekommt, scheint es einem plötzlich weniger besonders. Nicht falsch verstehen – ich habe mich unglaublich gefreut und war hin und weg vor Glück. Doch ich dachte auch: „Wie kann es sein, dass mir das passiert? Es bin doch einfach nur ich.“ Dass es so etwas Großes wie eine europäische Erstaufführung war, das ist mir dann gar nicht so bewusst gewesen. Unterm Strich habe ich mich wahnsinnig gefreut, es war eine tolle Zeit und hat sehr viel Spaß gemacht. Bonnie zu kreieren war eine große Herausforderung, die ich liebend gern angenommen habe.

Im Musical dreht sich neben dem technischen Können sehr viel um Ausstrahlung und darum, ein gewisser Typ zu sein. Versuchst du gezielt mit deinem Typ nach Rollen zu suchen, die damit übereinstimmen oder findest du, dass man sich auch gezielt für Rollen bewerben sollte, die nicht seinem eigenen Typ entsprechen?

Bei Ensuite Produktionen wird meist sehr typisch gecastet und ich bewerbe mich dort ausschließlich für mein Rollenfach. Wenn man die großen Bühnen verlässt, hat man eher eine Chance einmal in eine Rolle zu schlüpfen, für die man im ersten Moment vielleicht gar nicht besetzt werden würde. Aber das ist im Endeffekt immer die Entscheidung des Regisseurs, das kann also bei jeder Produktion anders entschieden werden. Ich weiß, wofür man mich grundsätzlich zur Zeit engagiert und bewerbe mich demnach auch relativ zielgerichtet, aber man kann nie wissen… 

Die meisten Rollen, die du bis jetzt gespielt hast, wurden vor dir bereits von vielen anderen Darstellerinnen verkörpert. Inwieweit hältst du dich an frühere Interpretationen und schaust du dir viel von deinen Kolleginnen ab?

Die Gefahr ist, dass man anfängt jemanden nachzumachen, wenn man sich viel von anderen Darstellern auf Youtube ansieht. Es wird dann schwieriger seine eigene Version zu finden . Ich versuche doch in erster Linie erst einmal meinen eigenen Weg zu gehen. Es macht auch viel mehr Spaß eigenständig zu arbeiten und sich nicht so sehr an anderen zu orientieren. Ich denke, wenn man für eine Rolle ausgesucht worden ist, dann ist das passiert, weil sie dich in der Rolle sehen wollen und nicht weil du es so ähnlich machst wie die Darstellerin vor vier Jahren… 

Seit September stehst du als „Cover Sarah“ bei „Tanz der Vampire“ auf der Bühne. Was macht das Stück für dich besonders und hast du dich gezielt für die Rolle der „Sarah“ oder einfach für das Stück allgemein beworben?

Besonders ist für mich…ich habe damals, als ich so ungefähr 15 oder 16 Jahre alt war, an einer privaten Schule in der Nähe von Frankfurt zwei Produktionen mitgemacht und eine davon war ein Stück, das sich stark an „Tanz der Vampire“ anlehnte. Es war somit das erste Stück, welches ich auf einer großen Bühne und vor vielen Menschen gespielt habe. Es war für mich immer in meinem Herzen und hat mich auch dazu bewegt diesen Beruf auszuwählen. Ich wusste auch, dass ich dieses Stück unbedingt einmal in Zukunft in einem professionellen Rahmen spielen wollte. Hier in Wien habe ich mich gezielt für die Rolle der Sarah beworben, weil ich wusste, dass mir die Partie liegt und es wahnsinnig Spaß machen würde. Ich wurde nicht enttäuscht Es ist ein Stück, das es nun mittlerweile seit 20 Jahren gibt. Wir feiern gerade Jubiläum und es kommen immer wieder Leute auf uns zu, die uns erzählen, dass sie das Stück schon vor 20 Jahren gesehen haben und sie lieben es jetzt immer so wie am ersten Tag. Auch wenn ich selbst es nicht seit 20 Jahren kenne, kann ich gut nachvollziehen wie sich das anfühlt, wenn ein Stück einen Menschen so lange begleitet. Die Vampire sind einfach besonders, auch für jeden Darsteller der in den letzten Jahren dieses Stück spielen durfte. Es sagt jeder, dass die Zeit mit den Vampiren die Schönste war.  

Bleiben wir bei „Tanz der Vampire“. Kannst du uns von einer lustigen Panne von dir oder mit deinen Kollegen erzählen, die dir in Erinnerung geblieben ist?

Ich hab zweimal während „Rote Stiefel“ die Schuhe falsch herum angezogen, weil man sie ziemlich schnell aus dem roten Tuch rausholen muss und nicht wirklich viel Zeit hat sich zu sortieren. Man sieht dann manchmal nicht, in welche Richtung die Spitzen zeigen und dann zieht man sie einfach an und merkt erst währenddessen, dass man sie verkehrt angezogen hat. Irgendwie versucht man das dann trotzdem durchzuziehen, weil es natürlich wahnsinnig auffallen würde, wenn man die Schuhe einfach wieder auszieht. Außerdem würde man die Zuschauer auch aus dem ganzen Gefühl und der Stimmung herausholen und das will man natürlich nicht. Ich habe dann die Nummer mit „Entenfüßen“ zu Ende gespielt und ehrlich gesagt, tat der Versuch halbwegs normal zu laufen mit der Zeit auch ziemlich weh. Ich denke auch, dass es mir bestimmt nochmal passieren wird, denn manchmal ist man einfach so im Spiel vertieft, dass man solche Dinge nicht verhindern kann. Lustigerweise ist das den anderen Sarah-Darstellerinnen auch schon passiert…

Was anderes ist auch noch in der Badewannen-Szene passiert. Da ist  sehr viel Schaum und ich hatte ziemliche Probleme diesen großen Schwamm zum richtigen Zeitpunkt aus dem Schaum rauszubekommen und ich habe ihn zweimal zerrissen. Als es mir dann endlich doch gelungen ist, habe ich mir einen riesigen Schwall Schaum ins Gesicht geschmissen und der Raphi (Anmerkung der Redaktion Raphael Groß, aktuelle First Cast Alfred), der an dem Tag den Alfred gespielt hat, hat dann nur noch gegen die Wand singen können, weil er mich nicht ansehen konnte ohne zu lachen. Ich hatte nämlich so einen richtigen Nikolausbart. Das brachte mich auch zum Lachen und schlussendlich haben wir einfach aneinander vorbei gesungen. Augenkontakt ist in solchen Situationen immer ganz schlecht, weil man sich viel schwerer wieder fangen kann. Einfach atmen und wegsehen. 

Es passiert natürlich auch oft, dass sich mal jemand vertanzt oder ähnliches, je nach Müdigkeitsgrad, aber diese Dinge fallen dem Publikum  nicht auf. 

Was mir noch einfällt, ist  gar nicht bei unserer Produktion passiert, aber ich möchte es trotzdem noch kurz erzählen: Der Nicolas (Anmerkung der Redaktion Nicolas Tenerani, aktuelle First Cast Chagal) hat die Produktion  auch schon in Deutschland gemacht und da gibt es im zweiten Akt die Szene in der Gruft mit  Koukol.  Nicolas singt und Koukol macht ein kurzes „Hu?“ und dabei fällt ihm einfach das Gebiss raus. Davon gibt es auch ein großartiges Video auf Nicolas‘ Instagram Account, wirklich zum Schießen. In solchen Momenten muss man eben so tun als wäre nichts passiert! 

„Die Unstillbare Gier“, ein zentrales Thema im Musical. Gibt es etwas in deinem Leben, wobei du schwach wirst, worauf du nicht verzichten wollen würdest?

Ich liebe Eiscreme auf eine sehr leidenschaftliche Art und Weise! Ich weiß, wenn ich mir Eiscreme kaufe, ist sie am selben Tag komplett vernascht. Meine Regel ist also für den Alltag: ich kaufe sie erst gar nicht. Wenn ich mir aber sage: „Heute gönne ich mir das mal“, dann aber so richtig. Ich kaufe mir also gleich einen halben Liter, den ich dann auf einmal esse. Meine beste Freundin isst immer so ein paar Löffelchen und ich haue mir einfach den ganzen Becher rein und könnte meistens auch noch einen zweiten vertragen. Das ist also eine ziemliche Leidenschaft von mir, ansonsten einfach alles Süße. Ich liebe es zu backen und hoffe immer, dass am Ende noch genug Teig für den Kuchen übrig bleibt. Ich mag Süßes, aber auch salziges hat es mir seit ich das letzte Mal in Wien war angetan, ich stehe total auf salziges Popcorn, was ja bei euch Wienern ganz normal ist. Bei uns in Deutschland wird es größtenteils nur süß verkauft und ich hab das auch immer sehr gemocht, aber seit Wien ist und bleibt es salziges Popcorn

Du bist jetzt schon zum zweiten Mal in Wien. Gibt es irgendwie Dinge, an die du dich schon angepasst hast? Etwas, das du früher so nicht gekannt hast und das durch Wien für dich zur Normalität geworden ist? Gibt es prägnante Unterschiede zwischen deiner Heimat in Deutschland und der österreichischen Hauptstadt?

Man sagt ja immer Wien sei speziell und es herrschen viele Vorurteile Wienern gegenüber. Dafür gibt es genauso viele Beispiele dafür wie es auch welche dagegen gibt. Ich glaube, dass ich in meinem direkten Umfeld, auch durch meinen Job, nicht so wirklich viel mit Ur- Wienern zu tun habe. Natürlich findet man hier und da mal jemanden, der ein bisschen „grantig“ ist, aber ich denke, solche Menschen gibt es überall. Zum Beispiel sprechen die Berliner total frei Schnauze und da passiert es dir auch mal, dass du zum Bäcker gehst und man dich fragt: „Na, wat willste“. Das kann einen manchmal auch ein bisschen einschüchtern, aber das ist einfach ihre Art. Genauso haben auch die Wiener ihre eigene Mentalität. Das musste ich erst ein bisschen lernen. Als ich zum ersten Mal mit Mozart in Wien war hatte ich schon den Eindruck, dass viele Wiener irgendwie sehr negativ waren, aber jetzt habe ich sie kennen und auch lieben gelernt, sodass ich mich immer wieder liebend gern für Jobs hier in Wien bewerben werde. Ansonsten gibt es natürlich einige sprachliche Unterschiede, von denen ich auch schon viele in meinen persönlichen Sprachgebrauch aufgenommen habe. Ich würde jetzt zwar nie „Melanzzani“ in Deutschland sagen, aber ganz fest in meinem Sprachgebrauch ist: „Das geht sich schon/nicht aus“. Das ist einfach perfekt. Da kann es mir auch mal passieren, dass ich ganz unbewusst diese Phrase bei deutschsprachigen Freunden von mir verwende und mich dann alle komisch ansehen und oft meinen: „Du redest schon wie die Wiener“.

Neben deinem Job bei „Tanz der Vampire“ hast du gemeinsam mit ein paar Kollegen das Projekt „Singing Vampires“ gegründet. Wie kam es zu dieser Idee und ist es für euch eine gelungene Abwechslung neben der Routine in einer Long Run Produktion? Wie wählt ihr euer Programm aus?

Ich bin ein wahnsinniger Fan von Christoph Apfelbeck und seine Stimme ist einfach engelsgleich. Ich habe mich während des Probenprozesses mit ihm angefreundet und wir haben auch darüber gesprochen, dass er schon sehr viele Konzerte in Deutschland und Österreich veranstaltet hat. Ich habe ihm erzählt, dass ich noch nie ein Konzert gegeben habe, aber wahnsinnige Lust darauf hätte. Er hat dann gesagt, dass wir gerne mal darüber sprechen könnten, mal etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen. Im Winter haben wir auf einer Weihnachtsfeier zusammen gesungen, sind so wieder auf das Thema zurückgekommen und haben uns dafür entschieden, dass wir mit der Planung loslegen wollen. Wir wollten uns dazu noch einen männlichen und eine weibliche Kollegin dazu holen, wobei ziemlich schnell klar war, wer diese beiden sein würden. Christoph hat sich für Charlie entschieden (Anmerkung der Redaktion Charles Kreische, aktuell First Cast Herbert) und ich mich sofort für Floor (Anmerkung der Redaktion Floor Krijnen, aktuell Cover Rebecca). Somit stand dann quasi unsere „Gang“. Christoph war uns allen bei der Planung eine riesengroße Hilfe, weil er schon so viel Konzert- Erfahrung hat. Er wusste, worauf wir achten mussten. Das Theater hat meinen Kollegen und mir auch gleich das Okay gegeben dass wir es machen durften 

Für uns ist es definitiv eine Möglichkeit uns künstlerisch auszuleben. Wenn ich mich für Rollen bewerbe, gehe ich in ein bestimmtes Rollenfach und bei solchen Konzerten kann ich auch mal etwas singen, was ich sonst vielleicht nie singen würde. Was die Programmplanung betrifft, ist es beim Start eines solchen Projektes ganz wichtig sein Ego zurückzustellen. Man muss sich dafür entscheiden, dass man etwas gemeinsam macht und nicht alleine. Natürlich darf jeder noch seine Meinung haben. Wir vier trafen uns dann für einige Stunden bei „Vapiano“ getroffen und haben während des Essens darüber gesprochen, welche Songs wir uns mal grundsätzlich vorstellen könnten (Duette, Terzette, Quartette). Schließlich hatten wir eine ziemlich lange Liste von Dingen, die uns gefallen haben und dann ging es ans kürzen. Manchmal musste man sich einfach mit dem Streichen eines Songs abfinden, auch wenn man den Song ursprünglich unbedingt dabei haben wollte. Man muss jedoch schauen, welche Songs zueinander passen und darauf achten, dass man ein Gleichgewicht zwischen Up-Tempo-Nummern und Balladen hat. Wer singt was? Hat jeder von uns ungefähr gleich viele Songs? Das waren für uns im Grunde die Leitfragen. Nach dem Essen haben wir unser Besteck hingelegt und das Programm stand fest. .

Abschließende Frage: Wo siehst du dich in 5 oder 10 Jahren? Gibt es irgendwelche Wünsche oder Ziele, die du noch erreichen möchtest?

ES ist relativ schwer weit in die Zukunft zu sehen, weil man sich im Musical durch befristeten Verträge sehr schnell wieder nach einem Folgejob umsehen muss. Sollte ich in den nächsten Jahren keine Jobs mehr bekommen, dann würde ich anfangen mich anders zu orientieren, vielleicht Richtung Film und Fernsehen oder auch in den Synchronbereich gehen. Das ist eine Art Plan B. Als Plan C könnte ich mir auch vorstellen,  noch ein Studium anzufangen in  Richtung Soziologie oder Psychologie. Das interessiert mich beides sehr. Dann möchte ich sicher auch irgendwann eine Familie gründen und habe dann das große Projekt im Vordergrund stehen: Wie bringe ich Familie und diesen Job unter einen Hut? Ich würde also sagen, dass ich das Leben einfach auf mich zukommen lasse und schaue, was passiert.  


Interview: Rebecca