“Wichtig ist die Qualität, hüben wie drüben”

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Holger Hauer ist seit fast dreißig Jahren als Schauspieler, Musicaldarsteller, Regisseur, Autor und Übersetzer an vielen deutschen Bühnen und beim Fernsehen erfolgreich tätig. Die ersten Jahre als Schauspieler und Sänger, war er in vielen großen Rollen, wie z. B. Georges in „La Cage Aux Folles“ , Riff in „ West Side Story“, Conferencier in „Cabaret“, Frank´N Furter in „The Rocky Horror Show“ oder Stelzfuß in „The Black Rider“ an verschiedenen Stadt-, Staats- und Nationaltheatern zu sehen.
Außerdem überzeugte er im seriösen` Sprechtheater mit Rollen wie Banco in „Macbeth“ , Innocence in „Yvonne, die Burgunderprinzessin“.
Auch in Fernsehserien wie beispielsweise „Wilsberg“, „Ein Fall für Zwei“ und „Familie Dr. Kleist“, oder auch im `Tatort` ist er immer wieder auf dem Bildschirm präsent. Mehrere Monate spielte er jeweils bei „GZSZ“, „Hinter Gittern“ und „Sternenfänger“. Die ZDF Serie „KDD- Kriminaldauerdienst“, in der Holger Hauer eine durchgehende Nebenrolle spielte, wurde 2007 mit dem deutschen Fernsehpreis und 2008 mit dem Grimmepreis ausgezeichnet.

Seine Regiekarriere begann er am Staatstheater Saarbrücken, an dem er zwei Musicals (Lucky Stiff und How to treat a Lady), die er von Amerika nach Deutschland holte, übersetzte, und als deutsche Erstaufführung auf die Bühne brachte. Als Regisseur, insbesondere für die Sparte Musical erntet Holger Hauer seitdem große Anerkennung, da er seine ganze Erfahrung,  gepaart mit großem Ideenreichtum und ebensolcher Professionalität lustvoll in die Arbeit einbringt.


Wie bist du zum Berufswunsch Musicaldarsteller gekommen?

Holger Hauer: Ich habe als Jugendlicher in einer Musicalgruppe in Münster gesungen und gespielt – und das hat so viel Spaß gemacht, da wurde mir klar, das möchtest Du noch sehr lange machen.

Was macht für dich den besonderen Reiz des Musicaldarstellers aus?
Eine Geschichte mit Schauspiel, Gesang und Tanz live erzählen zu können und die direkte Reaktion des Publikums zu erleben.

Der Beruf des Musicaldarstellers bedeutet auch teilweise körperlichen Einsatz, wie hältst du dich für die Bühne fit?

Früher mit Tanzen und Fitnesstraining, heute nur noch mit Fitnesstraining und Radfahren.

Du hast neben deiner Tätigkeit auf der Bühne auch schon vor der Kamera gestanden (hinter Gittern, Rote Rosen)Woran liegt für Dich der wesentliche Unterschied bzw. Reiz zwischen der Theater-und Filmarbeit?

Fernsehen heißt oft lange warten, viele Wiederholungen für eine Szene und trotzdem heutzutage häufig `schnell schnell`. Für mich persönlich ist die Arbeit am Theater insgesamt befriedigender, wobei ich nie das Glück hatte eine große, vielschichtige Rolle in einer z.B. Kinoproduktion zu spielen. Vielleicht wäre das noch eine spannende Erfahrung (gewesen).

Was kann ein Bühnenstück künstlerisch leisten, was ein Hollywoodfilm/Film/Fernsehen generell nicht leisten kann?

Ich weiß nicht, ob ein Bühnenstück etwas künstlerisch anderes, wertvolleres leisten kann. Beide Medien können berühren, zum Lachen und Weinen verführen. Wichtig ist die Qualität, hüben wie drüben.

Was ist interessanter selbst auf der Bühne zu stehen oder zu inszenieren?

Einige Jahre wollte ich nicht mehr spielen (und habe es auch nicht) – mittlerweile macht es mir wieder Freude (und dem Publikum anscheinend auch ;-)) Beides hat seinen Reiz, beides hat seine beglückenden und auch frustrierenden Momente.

Was waren deine beglückenden und was deine frustriensten Momente auf der Bühne und als Regisseur?

Schwer zu sagen, einer der beglückendsten war sicherlich der Premierenapplaus bei meiner allerersten `Profipremiere` als Judas in JCS 1985 in Oberhausen. Danach habe ich stundenlang vor Glück geheult. Und frustrierend? Frustrierend ist es, wenn man hört: Musical? Ach, das inszeniert bei uns der Dramaturg/die Dramaturgin.

Du hast bei dem Stück My fair Lady in Coburg und Cage aux Folles in Merzig die Regie und die Hauptrolle übernommen. Ist es nicht schwierig selbst auf der Bühne zu stehen und es zu inszenieren?

Oh ja, ist es, haha.

Wie funktioniert das mit der Regie eigentlich wenn du gleichzeitig auf der Bühne stehst?
Ich stelle eine Szene beim Spielen. Das verlangt besondere Konzentration, besonders auch von meinen Kollegen, weil Sie mich als Kollegen und Regisseur wahrnehmen müssen. Später frage ich meinen Choreographen und meine Assistentin was Sie denken, und im besten Falle kann ich die Proben filmen und schau sie mir dann nachts an.

Wann beginnen die Proben in Merzig zu La Cage aux Folles?

Sie beginnen im Juni – und dann hoffe ich, dass sie sehr konzentriert und lustvoll laufen.

La Cage aux Folles wird jetzt schon 43 Jahre lang immer wieder erfolgreich an den verschiedensten Bühnen aufgeführt, was macht dieses Stück so erfolgreich?

Ich glaube, es ist die selten so großartig gelungen Mischung aus Show, Humor, einer sehr ernsten, berührenden und immer aktuellen Geschichte, gepaart mit wunderbarer, unsterblicher Musik.

Du hast mit Friedrich in Potsdam und Aschenputtel in Hanau Uraufführungen auf die Bühne gebracht, wie reizvoll ist es etwas ganz neues zu kreieren?

Sehr reizvoll. Ein Großteil meiner Inszenierungen waren Ur- und Erstaufführungen. Man kann halt nicht abgucken, man muss mit seinem Team neu erfinden. Das ist Herausforderung und Geschenk zugleich.

Die Übersetzung von Zorro in Tecklenburg wird aus deiner Feder kommen, ist es nicht schwierig die richtigen Worte zu finden so dass man es singen kann und den Sinn ergibt die der Texter im Original hat?

Ja, auch eine große Herausforderung. Aber da ich selber Sänger bin weiß ich natürlich um die Hoffnungen und Wünsche von Sängern und versuche alles so singbar wie möglich zu gestalten – und gleichzeitig Inhalt und Reim zu bedienen. Im Grund versucht man so nah wie möglich am Original zu bleiben und dichtet das Lied letztlich doch neu.

Wo siehst du dich in 10 Jahren?

10 Jahre? Das ist mir zu weit weg, und ich bin leicht kurzsichtig.

 

Wir bedanken uns bei Holger Hauer das er sich die Zeit für dieses Interview genommen hat!