Die Kulturszene und Corona – Im Gespräch mit Daniel Dodd-Ellis

© Daniel Dodd-Ellis

Anfang März wurden aufgrund von Corona alle Veranstaltungen abgesagt. Wie hast du diesen Moment erlebt?

Wie bestimmt viele andere Musicalkollegen habe ich den Moment sehr befürchtet. Zu der Zeit spielte ich in der Schweiz und dort durften wir noch weiter spielen. Somit haben wir zuerst mitbekommen, wie die Theater in Deutschland alle schließen und wussten, dass es auch uns bald trifft. Für meine Soul-Band in Deutschland wurden schon sämtliche Auftritte abgesagt. Das hieß große finanzielle Unsicherheit und Ungewissheit, aber da dieses Problem viele Kolleginnen und Kollegen beschäftigte, fühlte ich mich irgendwie weniger verzweifelt. Es entwickelte sich eine enorme Solidarität und das hat mir zumindest in dem Augenblick Halt gegeben.

Wie fühlt es sich an, monatelang zuhause sein zu müssen und nicht arbeiten zu können?

Komischerweise hat sich das Zuhause-sein-müssen sehr gut angefühlt. Ich bin normalerweise viel unterwegs und hatte so die Möglichkeit zur Ruhe zu kommen und anderweitig kreativ zu sein.

Womit beschäftigst du dich?

Natürlich hat das Veranstaltungsverbot für mich bedeutet, dass ich, auch ohne Auftritte, kreativ bleiben muss. Da fing ich an einen Podcast zu entwickeln und mein Home-Studio aufzubauen, um besser zuhause arbeiten zu können. Ich beschäftige mich auch zurzeit mit Gesprächen mit anderen Musicalkollegen über Themen wie man z.B. die Musicallandschaft in Deutschland bunter machen kann. Den Rassismus zu bekämpfen wird auch für die Sparte Musical ein immer größer werdendes Thema und wir haben gesehen, dass es auch hier viel Arbeit gibt.

Es gibt immer ein Licht am Ende des Tunnels! Wie sieht dein Licht aus?

Für mich ist das Licht natürlich der Moment, in dem ich wieder gemeinsam mit Kollegen auf der Bühne stehen darf. Ab 20. November geht es mit unserer bewegenden Produktion „Wüstenblume“ in St. Gallen weiter. Und im Dezember werde ich meine Familie in Amerika wieder besuchen dürfen, die ich sehr vermisse.

Hat diese Zwangspause auch etwas Gutes gebracht?

Wie vorhin gesagt, gab es viele Dinge, die ich in meiner Wohnung seit Jahren machen wollte. Ich habe mich wochenlang mit kleinen Umbauprojekten beschäftigt und das hat mich gut abgelenkt und den Grund gegeben zuhause zu bleiben. Ich hatte mehr Zeit mit meinem Ziehsohn und mehr Zeit, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Außerdem denke ich, dass viele Menschen gelernt haben wie wichtig die Gesundheit ist.

Wie beurteilst du die finanzielle Unterstützung durch die Regierung. Wurden die freischaffenden Künstler vergessen?

Ich komme aus den Vereinigten Staaten und habe mitbekommen, wie viele Freischaffende dort gar nichts oder sehr wenig Unterstützung bekamen. Viele sprachen darüber, wie gut wir es in Deutschland haben. Ich denke, die Regierung hat für die ersten paar Monate für uns freischaffende Künstler gut gesorgt mit Soforthilfsmaßnahmen, aber, nachdem das Veranstaltungsverbot verlängert wurde, kam leider nicht viel mehr. Für die Meisten reichte das Sofortgeld leider nur für 2 Monate aus und Arbeitslosengeld ist für Freiberufler schwierig zu bekommen. Es muss auf jeden Fall mehr gemacht werden.


Interview von Natascha